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Letzte Aktualisierung: 01.12.2023

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Die Tote im Wannsee

Ein Politkrimi aus versunkener Zeit

von Alexander Hoffmann

(07.11.2023) 1968 in West-Berlin. Der 32jährige Kommissar Wolf Heller soll den Mord an einer jungen Frau aufklären, die offenkundig ermordet und deren Leiche im Wannsee geborgen wurde. Was zunächst wie ein gewöhnlicher Kriminalfall aussieht, entpuppt sich für Heller zu einem alptraumartigen Verwirrspiel weit über den Mord hinaus. Sein Vorgesetzter will die Akte schließen, nachdem sich ein Verdächtiger das Leben genommen hat.

Foto: Ullstein Verlag
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Doch Heller hat Zweifel, er ermittelt weiter. Und spürt, dass der Fall eine ganz andere, eine politische Dimension hat, dass um ihn herum Mächte am Werk sind, die er nicht kennt. Alte Nazis sind am Werk, aber auch die Staatssicherheit der DDR zieht ihre Fäden. Wie es ausgeht, sei hier natürlich nicht verraten – aber es bleibt spannend bis zum Schluss.

Der Krimi spielt 1968, einem bewegten Jahr mit den Studentenunruhen und West-Berlin als Schwerpunkt. Der Roman mischt gekonnt reale und fiktive Figuren, der spezifische Sound jener Zeit wird authentisch eingefangen – das alles ist penibel recherchiert. Der Schreibstil ist schnörkellos mit kurzen, klaren Sätzen, die einzelnen Figuren werden gekonnt mit Leben versehen. Der Roman ist Krimi und historischer Rückblick zugleich. Sehr empfehlenswert auch für jüngere Leser, für die „1968“ eine versunkene Zeit ist.

Geschrieben hat ihn ein Trio: Die Journalisten Martin Lutz und Sven Felix Kellerhoff sowie der Drehbuchautor Uwe Wilhelm. Das Trio ist nicht untätig geblieben, denn mittlerweile ist mit „Teufelsberg“ schon der zweite Band einer ganzen Reihe mit Kommissar Wolf Heller erschienen.

(Lutz/Wilhelm/ Kellerhoff: Die Tote im Wannsee, Ullstein Verlag, 384 Seiten, Paperback, 19 Euro)