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Letzte Aktualisierung: 07.02.2025

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Die Schirn gewinnt mit `Hans Haacke` erneut den Dr. Marschner Ausstellungspreis

von Ilse Romahn

(03.02.2025) Mit der für Frankfurt einmaligen Auszeichnung legt die Dr. Marschner Stiftung zum siebten Mal in Folge den Fokus auf die kuratorische Gesamtleistung eines Ausstellungsprojektes. Der Preis „Ausgezeichnet Ausgestellt“ ist mit 25.000 Euro dotiert und wird 2025 im Rahmen des 20jährigen Jubiläums der Stiftung verliehen.

Zum siebten Mal in Folge würdigt die Dr. Marschner Stiftung mit ihrem Preis „Ausgezeichnet Ausgestellt“ eine herausragend kuratierte Ausstellung in Frankfurt am Main und Offenbach. Eine unabhängige, fachkundige Jury prämierte für das Jahr 2024 die Ausstellung „Hans Haacke. Retrospektive“ (bis 9. Februar 2025), kuratiert von Dr. Ingrid Pfeiffer, Schirn Kunsthalle Frankfurt, zum Gewinner. Am Donnerstag, dem 13. März 2025, wird der Preis bei einem Festakt zum 20-jährigen Jubiläum der Stiftung im Frankfurter Literaturhaus überreicht.

Der Dr. Marschner Ausstellungspreis „Ausgezeichnet Ausgestellt“ bezieht sich auf alle Institutionen gemeinnütziger und öffentlicher Trägerschaften in Frankfurt am Main und Offenbach. Er wird jährlich verliehen. Die bisherigen Preisträger waren 2018 der Portikus mit „o portio n.“, das Städel Museum mit „Making Van Gogh. Geschichte einer deutschen Liebe“ in 2019, 2020 der Frankfurter Kunstverein mit „Jeremy Shaw – Phase Shifting Index“, in 2021 die Schirn Kunsthalle Frankfurt mit „Magnetic North. Mythos Kanada in der Malerei 1910-1940“ und für 2022 das Museum MMK für Moderne Kunst mit der Ausstellung „Rosemarie Trockel“. Die Auszeichnung für 2023 erhielt die Liebieghaus Skulpturensammlung mit der Ausstellung „Maschinenraum der Götter. Wie unsere Zukunft erfunden wurde“.

Stiftungsvorstand Peter Gatzemeier: „Seit 20 Jahren unterstützt die Dr. Marschner Stiftung die Frankfurter und Offenbacher Stadtgesellschaft in wissenschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereichen. Wir sind stolz darauf, in dieser Zeit gemeinsam mit unseren Förderpartnern viel bewegt und sowohl langfristige wie temporäre Projekte erfolgreich realisiert zu haben. Insbesondere in der Frankfurter und Offenbacher Kunstszene treffen wir auf außergewöhnliche und anspruchsvolle Ausstellungen. Unsere Auszeichnung „Ausgezeichnet Ausgestellt“ ist eine explizite Würdigung dieses seit Jahren anhaltenden hohen Niveaus. Für 2024 verleihen wir den Preis nicht allein einer hochprofessionellen Kuratorin für eine einmalige Schau, sondern zeichnen mit der Schirn erneut ein Haus aus, dass weit über Frankfurt hinaus sowohl für Experten als auch für das breite Publikum Strahlkraft besitzt.“

Dr. Claudia Orben-Mäkler, Mitglied der Jury, erläutert: „Die Ausstellung „Hans Haacke. Retrospektive“ macht Haackes klarsichtigen Zugriff auf komplexe Zusammenhänge und deren direkte Übertragung in seinem vielseitigen Werk erfahrbar. Mit seiner zeitlosen Aktualität und unbequemen Institutionskritik erscheint Haackes Werk gerade heute als eine inspirierende Anleitung zur kritischen Auseinandersetzung.“

Dr. Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt: „Die Auszeichnung mit dem Ausstellungspreis der Dr. Marschner Stiftung ist eine Anerkennung der herausragenden Leistung von Ingrid Pfeiffer. Sie hat als erfahrene Schirn-Kuratorin in engem Austausch mit Hans Haacke einmal mehr ein wegweisendes Projekt für unser Haus erfolgreich realisiert. Unser erklärtes Ziel, Haackes stets kritisches und demokratisch engagiertes künstlerisches Schaffen einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, sehen wir durch diese Auszeichnung bestätigt. Der Preis bedeutet auch eine wichtige Würdigung für den Künstler. Hans Haacke ist eine Legende der politischen Konzeptkunst, der die zeitgenössische Kunst wie kein zweiter geprägt hat. Sein Œuvre
und seine zentralen Themen Ökologie, Institutionskritik und Demokratie sind bis heute von ungebrochener Relevanz. Ich danke der Jury und der Dr. Marschner Stiftung für diese Auszeichnung!“

Dr. Ingrid Pfeiffer, Preisträgerin und Kuratorin der Schirn Kunsthalle Frankfurt: „Hans Haacke ist der Urvater für das, was wir heute Institutionskritik nennen: Er hat wiederholt das Geflecht von Machtstrukturen, Beziehungen und anderen Abhängigkeiten im Kunstbetrieb offengelegt. Bereits in seinem Frühwerk verglich Haacke physikalische, biologische und gesellschaftliche Systeme miteinander und machte gemeinsame Grundstrukturen sichtbar. Obwohl der Künstler sich nicht an stilistische und materielle Grenzen gehalten hat, ist sein Werk insgesamt äußerst stringent, kritisch, stets politisch, daneben aber auch poetisch und humorvoll. Haacke vertrat immer konsequent seine Überzeugungen, zu denen besonders die Verteidigung demokratischer Prinzipien gehört. Mehrfach wurde er wegen seiner Direktheit von Ausstellungen ausgeschlossen und nahm für seine Arbeit einige Einschnitte in Kauf. Umso mehr reut mich diese Auszeichnung, die sein kompromissloses Gesamtwerk verdient hat.“

Die Jury
UIrike Berendson, Geschäftsführerin Deutsches Institut für Stadtbaukunst Frankfurt
Dr. Sandra Danicke, Redakteurin Kunstmagazin art
Katrin Ewald, Musikpädagogin und Komponistin
Dr. Andrea Haller, Referentin für Universitäre Kooperationen,
DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V.
Simone Krämer, Referentin Dr. Marschner Stiftung
Dr. Claudia Orben-Mäckler, Vorsitzende Städelschule Portikus e.V.
Sabine Schirdewahn, Künstlerin und Kuratorin,
Geschäftsführerin der RAY – Triennale der Fotografie

Der Preis
Mit dem Preis „Ausgezeichnet Ausgestellt“, der mit 25.000 Euro dotiert ist, prämiert die Dr. Marschner Stiftung die kuratorische Gesamtleistung eines herausragenden Ausstellungsprojekts in Frankfurt am Main und Offenbach. Das Preisgeld ist institutions-, nicht projektgebunden. Die Auszeichnung wird jährlich verliehen. Eine unabhängige und fachkundige Jury verkündet im jeweils folgenden Frühjahr den Preisträger. Kulturelle Einrichtungen, Kuratoren und Künstler werden durch den Dr. Marschner Ausstellungspreis ermutigt, die kreative Verbindung von Konzeption und Rezeption in den Fokus zu stellen. Hierbei sind die Qualität der Exponate im Hinblick auf die thematische Ausarbeitung der Ausstellung, das ganzheitliche Vermittlungskonzept unter Berücksichtigung der Vorkenntnisse des einzelnen Besuchers, das Gesamtgefüge und der Gesamteindruck des Projektes, sowie der Aspekt der Nachhaltigkeit Inhalt der Preisvergabe.

Die Stiftung
Die Dr. Marschner Stiftung zählt zu den größeren Frankfurter Stiftungen. Sie begleitet finanziell sowohl kleinere Projekte, als auch ebenso wirkungsvoll große und ambitionierte Vorhaben aus den Bereichen Kultur, Soziales und Wissenschaft. Die Mittel werden dabei ausschließlich regional, dadurch aber besonders kraftvoll und gezielt für die Menschen in Frankfurt und Offenbach eingesetzt. Zurück geht die Stiftung auf Dr. Jürgen Marschner, Hauptgesellschafter des ehemaligen Frankfurter Kaufhauses M. Schneider. Mit dem Fokus auf mildtätige, kulturelle und wissenschaftliche Zwecke, fügt sich der Stiftungsgedanke des Unternehmers in die jahrhundertealte Tradition des bürgerlichen Engagements der Stadt Frankfurt ein.
www.marschner-stiftung.de

Die Ausstellung „Hans Haacke. Retrospektive“
Der deutsch-amerikanische Künstler Hans Haacke (*1936) gilt als eine der einflussreichsten Figuren der Gegenwartskunst. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt beleuchtet noch bis 9. Februar 20205 in einer umfassenden Retrospektive das Gesamtwerk des Künstlers von 1959 bis in die Gegenwart.
Wie kein anderer seiner Generation hat Haacke die politische Kunst geprägt. Sein von Direktheit und theoretischer Klarheit gekennzeichnetes Werk ist zugleich poetisch, metaphorisch, ökologisch und in vielfacher Hinsicht äußerst zeitgenössisch. Mehrfach wurden seine brisanten künstlerischen Beiträge zu aktuellen Debatten von Ausstellungen ausgeschlossen. Künstlerisch verfolgte er verschiedene Strategien, arbeitete schon früh in den Bereichen Ökologie und Naturwissenschaften, griff u. a. Ansätze der Gruppe ZERO und der Minimal Art, der Konzeptkunst, der Kunst im öffentlichen Raum sowie der Plakatkunst auf. Als wesentlicher Wegbereiter der institutionskritischen Konzeptkunst untersuchte er in seinen Arbeiten Ordnungen oder Systeme und stellte diese vergleichend vor. Systemisches Denken, Institutionskritik und Demokratie sind die großen Themen, die sich durch Haackes Werk ziehen. Die Schirn präsentiert ikonische Frühwerke der 1960er-Jahre, bedeutende Realzeit-Systeme, Arbeiten, die die Mitwirkung des Publikums einfordern, sowie raumgreifende (geschichts-) politische Installationen. Mit rund 70 Gemälden, Fotografien, Objekten, Installationen, Aktionen, Plakaten und einem Film
verdeutlicht die Ausstellung, wie Haacke zu einem der international bedeutendsten und für die jüngere Künstlergeneration prägenden politischen Künstler wurde.

www.schirn.de