Die Mainzer Kartause und das Totengedenken
Aber auch der Besucher der großen Sonderausstellung zur ehemaligen Mainzer Kartause, mit der das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum Mainz die Geschichte und Kultur dieses ersten Kartäuserklosters auf deutschem Boden vorstellt, kann dort diverse Details über das Totengedenken in diesem Konvent erfahren. Die Ausstellung „Die unvergleichliche kostbare Carthaus“ – Die älteste deutsche Kartause: 700 Jahre Kartäuserkloster Mainz findet bis 10. März 2024 statt.
In Darstellungen des Heiligen Bruno von Köln ist der Gründer des Kartäuserordens stets mit einem Totenschädel zu sehen – große Demut gegenüber der Vergänglichkeit alles Seins bestimmte neben Einsamkeit und Schweigen das tagtägliche Dasein der Kartäuser, und auch dem Tod traten sie mit größter Demut gegenüber: Zur Bestattung nagelte man den Verstorbenen im Ordensgewand auf ein Brett, zog ihm die Kapuze über das Gesicht und setzte ihn, in Anwesenheit aller übrigen Mönche bei. Nach dem Requiem in der Kirche und einer schlichten Prozession, im Kreuzgang des Klosters fanden die Mönche in einem gänzlich anonymen Grab - nur ein ganz einfaches Holzkreuz markierte die Position – ihre letzte Ruhe.
In der Mainzer Kartause wird der Große Kreuzgang im Plan von 1708 als „Pomaria“ bezeichnet, er war also mit Obstbäumen bepflanzt. Davon war ein kleiner Teil zur Kirche hin abgeteilt, denn dort befanden sich die Gräber aller Mönche sowie auch die Friedhofskapelle St. Salvator. Auch diese war, wie die Klosterkirche und der Kreuzgang, auf das Prächtigste ausgestattet, u. a. mit drei großen, figurengeschmückten Holzaltären. Von diesen hat einer, der Hauptaltar, nach langer Abwesenheit seinen Weg zurück nach Mainz gefunden und dient nun wieder in der St. Josephskapelle des Mainzer Städtischen Altenheimes christlichen Bewohnern aller Konfessionen zur Andacht.
Nicht zurückhaltend und auf immer anonym, sondern prominent sichtbar und dem ewigen Andenken verpflichtet, zeigten sich hingegen die Gräber zahlreicher Stifter, deren materielle Zuwendungen die Mainzer Kartause seit der Gründung wirtschaftlich florieren ließen. Im Gegenzug sorgten die für ihre Frömmigkeit und ihren Gebetseifer bekannten Kartäuser durch ihre Führbitten für das Seelenheil der Verstorbenen, denn hierdurch sollte deren Verweilen im Fegefeuer verkürzt werden und die „Memoria“, also die ewige Erinnerung an den Verstorbenen bis hin zum Jüngsten Gericht am Leben erhalten bleiben. Stifter konnten Grabstätten im Kreuzgang, im Bereich der Salvatorkapelle und im Bereich der Kirche selbst, bevorzugt im Chor erhalten. Diese wurden in der Regel durch Grabsteine mit entsprechenden Inschriften ausgestattet. Durch die mehrfache Zerstörung der Klosteranlage und nach deren Aufhebung und Abbruch ab 1781 sind die meisten dieser Erinnerungsorte heute verschwunden – in der Ausstellung zu bestaunen ist jedoch der einzig erhaltene Grabstein aus der Mainzer Kartause, der bis heute an den Stifter Adam Wyman, Magister und Priester in St. Katharinen in Oppenheim erinnert.
„Die unvergleichliche kostbare Carthaus“
Die älteste deutsche Kartause: 700 Jahre Kartäuserkloster Mainz.
Sonderausstellung Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum bis 10. März 2024
Die Sonderausstellung stellt die Geschichte und die Ausstattung der 1320 gegründeten und seit 1323 in Mainz ansässigen ältesten deutschen Kartause vor, die bereits 1781 wieder aufgelöst wurde und als eine der glanzvollsten Kommunitäten dieses Ordens galt.
Ca. 80 Exponate aus den Bereichen Skulptur, Malerei, Graphik, Kunsthandwerk, Handschriften sowie Urkunden und aus dem 14. bis 18. Jahrhundert. Kurator: Dr. Gerhard Kölsch, Mainz
Begleitpublikation: Gerhard Kölsch/Christoph Winterer (Hg): Die Kartause von Mainz. Kunst und Geschichte des ältesten Kartäuserklosters in Deutschland, Oppenheim: Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, ISBN 978-3-96176-160-9, Preis: 20,- €
Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Domschatzkammer Domstr. 3 │ 55116 Mainz www.dommuseum-mainz.de
Öffnungszeiten: Di bis Fr 10–17 Uhr, Sa und So 11–18 Uhr. Montags und vom 24.12.2023 bis 8.1.2024 sowie vom 10.2. bis 13.2.2024 (Fastnacht) geschlossen.
Weitere Informationen unter: www.dommuseum-mainz.de