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Letzte Aktualisierung: 04.10.2024

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Die Macht der Gene. Lässt sich die Persönlichkeit ändern?

von Ilse Romahn

(23.09.2024) Wie heißt es so schön: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Aber wie sehr ähneln Kinder tatsächlich ihren Eltern? Wissenschaftler sind sich einig: Die Gene bestimmen nicht nur das äußere Erscheinungsbild eines Menschen, sondern haben auch Einfluss auf sein Temperament und Verhalten.

„Bei der Entwicklung der Persönlichkeit übernehmen jedoch auch andere Faktoren wie das direkte Umfeld und soziokulturelle Bedingungen eine prägende Rolle“, weiß Klaus-Dirk Kampz, Geschäftsführer der My Way Psychiatrische Klinik in Eckenhagen.

Was wird vererbt?
Menschliche Erbinformation ist in Form von DNA-Strängen, die sich in den Chromosomen der Körperzellen befinden, gespeichert. In jeder Zelle gibt es in der Regel 23 Chromosomenpaare, also insgesamt 46 einzelne Chromosomen. Bei der Zeugung geben Mutter und Vater jeweils nur ein Chromosom eines jeden Chromosomenpaares weiter, die sich dann beim Kind zu 23 neuen Paarungen mit einer ganz individuellen Genkombination zusammenfügen. Hier gibt es allein 64 Billionen Kombinationsmöglichkeiten, wobei sich das weitergegebene Erbgut nicht auf beide Elternteile gleich verteilt. So können sich Erbinformationen gegenseitig verstärken oder abschwächen, unterdrücken oder neue Wechselwirkungen bilden. Im Zusammenspiel bestimmen die einzelnen Abschnitte der DNA – die Gene – das äußere Erscheinungsbild, aber auch, mit welcher Intelligenz und mit welchem Temperament ein Mensch ausgestattet ist. „Jede Person bringt ein individuelles Set an Wesensmerkmalen mit, das sie ausmacht“, erläutert Kampz. „Die Gene bilden letztendlich eine Art Bauplan für die Persönlichkeit. Wie sich ein Mensch aber innerhalb dieser Rahmenbedingungen entwickelt, hängt stark von Umweltfaktoren wie Eltern und sozialem Umfeld sowie von den gesammelten Erfahrungen ab.“

Prägende Umwelt
Wie Menschen die Welt um sich herum wahrnehmen und wie sie auf Situationen zugehen, liegt also zum Teil in ihren Genen begründet. Während einige Personen sehr offen und „von Natur aus“ neugierig sind, reagieren andere hingegen eher ängstlich und zurückhaltend. „Letztendlich prägt aber das Erlebte, wie wir langfristig denken, fühlen und handeln“, weiß Kampz. „Dabei beeinflussen die individuellen Merkmale, die jeder in sich trägt, wie Dinge erlebt werden. Dies führt wiederum zu ganz eigenen unverwechselbaren Erfahrungen, die letztendlich die individuelle Persönlichkeit formen.“

Sich Herausforderungen stellen
Wesenszüge sind also keinesfalls in Stein gemeißelt. Eigenes Verhalten nur durch „die Gene“ zu erklären oder zu entschuldigen, greift sicher zu kurz. Letztendlich kann sich die Persönlichkeit eines Menschen während seines gesamten Lebens durchaus verändern. Dabei prägen gesammelte Erfahrungen das Verhalten jedes Einzelnen. „Einige Verhaltensstrategien und Reaktionsmuster gehen mit der Zeit in Fleisch und Blut über und sind häufig nur schwer abzulegen“, erklärt Kampz. „Um tief sitzende Muster zu verändern, braucht es Zeit und die richtigen Wege. Eine Möglichkeit, die Ausprägung der Persönlichkeit zu verändern, liegt darin, Muster zu erkennen und sich bestimmten Herausforderungen zu stellen. In der Verhaltenstherapie geht es zum Beispiel in erster Linie darum, konkrete Gedanken, Verhaltensweisen und Schemata herauszufiltern, die bei Patienten immer wieder zu Problemen führen. Allerdings bewegen wir uns da in einem Rahmen, der durch die genetischen Faktoren gesetzt ist. Daher ist es wichtig, dass alle Therapieansätze individuell auf jeden Patienten zugeschnitten sind.“

Weitere Informationen unter www.myway-klinik.de