Die Letzte ihrer Art - die Beutehängebahn am Frankfurter Flughafen

Foto: DHL Group
Als das Internationale Postzentrum (IPZ) der Deutschen Post DHL am Frankfurter Flughafen im September 1997 in Betrieb ging, war sie bereits mit dabei. Und zwar überall in dem 49.000 Quadratmeter großen Gebäude, denn sie bringt es auf eine stattliche Gesamtlänge von sage und schreibe 4,5 Kilometern. Und auch nach obenhin gibt es (fast) keine Grenzen für den technischen Oldtimer made in Switzerland. Das mit Glas verkleidete Flughafen-Gebäude 190, in dessen Innern das Herz der internationalen Postlogistik schlägt, schraubt sich nämlich über sechs Stockwerke und Zwischengeschosse bis auf eine Höhe von 35 Metern. Auch damit muss sie klarkommen und an der steilsten Stelle im Haus sogar Steigungen bis zu 60 Grad meistern. Aber auch das schafft die Veteranin spielend. Die Rede ist von der Beutelhängebahn, die mittlerweile weltweit einzigartig sein dürfte und die im Postjargon kurz „BHB“ genannt wird.
60 Grad an der steilsten Stelle
Auch fast drei Jahrzehnte nach ihrem Einbau ist die „Grande Dame der Postsortierung“ noch „gut zu Fuß“ unterwegs und bringt es auf ebener Strecke auf ein Tempo von bis zu zwei Metern in der Sekunde. Angetrieben von insgesamt 5.500 Linearmotoren sowie 60 Kettenförderern, ist die BHB auch für extreme Steigungen und Neigungen bestens ausgestattet. Und das muss sie auch sein, denn an der Grenze zwischen dem Alt- und Neubau des IPZ gilt es gleich 25 Höhenmeter, mehrere Stockwerke und eine Steigung von 60 Grad zu überwinden. Eine technische Meisterleistung! „Der schnelle und zuverlässige Sendungstransport über mehrere Stockwerke hinweg, ist einer der großen Vorteile dieser Technik. Da bei uns Sendungen über mehrere Etagen hinweg bearbeitet und transportiert werden, anders als beispielsweise in unseren nationalen Briefzentren, macht die BHB hier bei uns im Internationalen Postzentrum nach wie vor Sinn“, erklärt Steffen Leuchte, Betriebstechniker im IPZ.
Improvisation ist gefragt
Apropos Betriebstechniker: Das Fossil in Sachen Postbearbeitung ist auch deshalb noch so gut in Schuss, weil sich die insgesamt 90 Betriebstechniker des IPZ Tag und Nacht darum kümmern und auch für jedes noch so ausgefallene technische Zipperlein eine Lösung parat haben. „Klar, nach 30 Jahren kommt jede Technik in ein Alter, in dem es schwierig wird, passende Ersatzteile zu besorgen. Notfalls muss man halt improvisieren und die Teile speziell für unsere BHB anpassen. Das funktioniert sehr gut“, sagt Steffen Leuchte. Und funktionieren tut der Oldie tatsächlich bis heute: Denn rund um die Uhr befördert die BHB zuverlässig bunte Beutel mit Postsendungen aus aller Herren Länder, die entweder per LKW oder per Flieger im IPZ angeliefert werden, über 100 Weichen in jeden Winkel des Betriebsgebäudes. Das sind enorme Lasten, die da jeden Tag und jede Nacht per Hängebahn durch das IPZ schweben: bis zu 900 Beutel pro Stunde, von denen jeder bis zu 31,5 Kilogramm wiegen kann. Da kommt was zusammen.
Zum Internationalen Postzentrum (IPZ): Das Internationale Postzentrum ist Deutschlands postalisches Tor zur Welt und ein wichtiger Arbeitgeber am Frankfurter Flughafen. Hier bearbeitet die Deutsche Post DHL den Großteil der internationalen Briefpost und Luftpostpakete. Außerdem hat sich das IPZ auf die Bearbeitung von internationalen E-Commerce-Sendungen spezialisiert. 1.500 Mitarbeiter bearbeiten hier täglich bis zu 700.000 Brief- und 300.000 E-Commerce-Sendungen. Jeden Tag werden vom Frankfurter Flughafen aus bis zu 190 Tonnen Post zu 266 Zielen weltweit geflogen.