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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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,Die Integrationsfähigkeit dieser Stadt zeigt sich in den Vereinen‘

von Mirco Overländer

(19.02.2020) Wenn sich die Zuggemeinschaft Klaa Paris am Dienstag, 18. Februar, mit dem Ehrenabend der Klaa Pariser Fastnacht auf ihren alljährlichen Umzug einstimmt, wird dies für den langjährigen Vorsitzenden Dietmar Pontow (75) die letzte Kampagne in aktiver Funktion sein.

 Mit Mirco Overländer sprach der Fastnachter über die Gründe für sein ehrenamtliches Engagement.

Herr Pontow, wie haben Sie zur Fastnacht gefunden?
DIETMAR PONTOW: Schon meine Mutter war bei den 88ern tätig, somit war ich als Kind ein paarmal mit beim Kreppel-Kaffee. Danach hatte ich aber kein Interesse an der Fastnacht, denn mein Hobby war der Fußball bei der Eintracht, bei der ich bis zu den Amateuren spielte. 1965 habe ich geheiratet und mich um eine Wohnung bemüht. Mit Glück haben wir 1966 in Heddernheim etwas gefunden. Während und nach meiner Bundeswehrzeit bis 1967 spielte ich noch weiterhin Fußball und an Fastnacht war nicht zu denken. Die ersten Berührungspunkte mit der Fastnacht gab es erst 1970, als mich ein Bekannter zum Theaterstück der Heddemer Käwwern mitnahm und erst danach wurde ich Mitglied. 1971/72 wurde ich aktives Mitglied im Elferrat aufgenommen und anschließend auch in den Vorstand gewählt. Im Jahre 1979 wurde ich zum 1. Vorsitzenden der Heddemer Käwwern gewählt, die ich 28 Jahre leitete. Nach der Übernahme der Käwwern als Vorsitzender bin ich 1979 in den Vorstand der Zuggemeinschaft Klaa Paris berufen worden.

Wie kam es zu dieser Blitzkarriere?
PONTOW: Nach dem Tod des damaligen Vorsitzenden Karl Keiner im Jahre 1985 übernahm ich die Zuggemeinschaft als 1. Vorsitzender. Bis einschließlich 2019 durfte ich die Tradition der Klaa Pariser Fastnacht und den Fastnachtzug mit der tollen Unterstützung des Vorstandes und den Vereinen organisieren. Da mir die Vorstandstätigkeit Spaß machte und ich auch bereits in meinem kaufmännischen Beruf eine leitende Position hatte, konnte ich auch die Geschicke eines Vereins wie der Heddemer Käwwern gut ausführen.

Gibt es etwas, an das Sie sich besonders gern erinnern?
PONTOW: Mit zu den schönsten Erinnerungen zählt ohne Zweifel die 175-Jahr-Feier der Zuggemeinschaft Klaa Paris und der Empfang der Stadt Frankfurt mit Oberbürgermeister Peter Feldmann im ehrwürdigen Kaisersaal. Dort durfte ich vor sechs Jahren die Laudatio über die Klaa Pariser Fastnacht halten.

Wie haben Sie es geschafft, Ehrenamt, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen?
PONTOW: Ich habe mich ja nicht nur in der Fastnacht engagiert, sondern bin gleichzeitig auch noch Vereinsrings-Vorsitzender in Heddernheim. Da geht eins in andere über. Aber wenn meine Familie nicht mitgezogen hätte, hätte ich das gar nicht machen können. Meine Frau war jahrelang Kindertrainerin bei den Käwwern. Die beiden Töchter tanzten als Kinder bereits bei den Käwwern und sind heute noch aktiv dabei als Trainerin sowie Moderatorin. Auch von der beruflichen Seite hatte ich immer Glück gehabt, dass mein Arbeitgeber mitgespielt hatten und mir genügend Spielraum ließen. Inzwischen ist es für viele Ehrenamtler wesentlich schwieriger geworden, sich zu engagieren – auch weil die Firmen von ihren Mitarbeitern immer mehr fordern und viele nicht mehr die Freizeit bekommen um sich ehrenamtlich zu engagieren. Dennoch finden sich immer wieder gute Leute, die in die Aufgaben in Vereinen übernehmen und in die Fußstapfen ihres Vorgängers treten können. So war es auch bei uns mit meinem Nachfolger Ulrich Fergenbauer.

In welcher Funktion werden Sie der Zuggemeinschaft künftig erhalten bleiben?
PONTOW: Ich bin vorläufig noch ein Jahr im Vorstand dabei, bleibe aber auch dem Gestaltungsausschuss erhalten und stehe selbstverständlich mit Rat und Tat zur Seite. Den Vereinsring werde ich mindestens auch noch ein Jahr lang leiten und nach der Fastnachtszeit beginnen dann schon die Vorbereitungen der weiteren Feste in Heddernheim, wie des Flohmarkts am 1. Mai, des Straßenfests am 20. Juni, der Heddemer Kerb vom 18. bis 20. September oder des Weihnachtsmarktes am 13. Dezember.

Ob im Karnevalsverein oder dem Sportclub: Welche Rolle hat für Sie das Ehrenamt?
PONTOW: Für mich hat das Ehrenamt einen hohen Stellenwert, denn ohne ehrenamtliches Engagement von Bürgern und Bürgerinnen in Vereinen und Institutionen wäre das gesellschaftliche Leben wesentlich ärmer. Dieses ehrenamtliche Engagement ist auch für die Stadt Frankfurt sehr wichtig und es ist auch schön, wenn dieses Engagement auch gewürdigt wird, denn das freut jeden und gibt Energie für die weitere Arbeit. Man sollte aber nicht vergessen, dass sich die Integrationsfähigkeit dieser Stadt vor allem in den Vereinen zeigt. Viele, die hierherkommen, wollen sich ja engagieren und integrieren, wofür die Vereine eine gute Plattform sind. Frankfurt ist als Weltstadt sowieso prädestiniert dazu, Menschen aus allen Kulturkreisen aufzunehmen. Ich bin ja selbst ein Eingeplackter, weil ich ursprünglich aus Pommern in Westpreußen komme und erst seit 1954 hier in Frankfurt lebe. (ffm)