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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Die Energiewende treibt gar sonderliche Blüten

Ideologische Geisterfahrer gibt es nicht nur in Deutschland

von Norbert Dörholt

(17.06.2022) Die „Energiewende“ ist eines der größten Infrastrukturprojekte der Geschichte. Sie treibt absurde Blüten und führt zu ökologischen, sozialen und geistlichen Verwerfungen. Und jetzt wollen die Russen wegen Materialmangels – stimmt das überhaupt? – auch noch 40 Prozent weniger Gas liefern. Wie beurteilen die Medien die Situation? Hier einige Beispiele, darunter ein bemerkenswerter Beitrag des Journalisten und Managers Raphael Berg im Magazin factum. Indes könnte die Frankfurter Firma Tougas Hilfe geben.

Am gestrigen Donnerstag berichtete die F.A.Z. (Wirtschaftsteil Seite 1), dass Russland (Gazprom) die Gaslieferungen in Nord Stream 1 stark drosselt, angeblich weil Siemens eine in Kanada gewartete Turbine für die Gasleitung nicht nach Russland einführen darf, weil das gegen die gegenüber Russland verhängten westlichen Sanktionen verstoßen würde. Ironischer weise schneiden wir uns, wenn das so stimmt, also auch noch ins eigene Fleisch, genauso wie Herr Habeck unser Geld rausschmeißt mit dem zukünftigen Import von gefracktem LNG.

Das ist eine einzige Farce, denn in Deutschland gibt es Milliarden Kubikmeter Erdgas (in Niedersachen), die wir durch neue, andernorts bereits erfolgreich erprobte und patentierte Verfahren und Mittel der Frankfurter Firma Tougas ohne Grundwassergefährdung und sonstige Umweltschäden und dazu noch erheblich kostengünstiger als das ganze Bimbamborium mit importierten Flüssiggas fördern könnten, wenn, ja wenn nicht ideologisch völlig verbohrte Politiker und von der aktuellen Entwicklung verschont gebliebene sogenannte Umweltschützer dies mit unerschütterlicher Ignoranz verhindern würden. Doch leider wird mit grüner Moral nun mal kein Bollerofen warm.

Sinnlos vergeudete Zeit

Diese Haltung werden sie eines nicht allzu fernen Tages allerdings wohl nolens volens aufgeben müssen, wenn wir nämlich kein oder viel zu wenig Erdgas zur Verfügung haben. Dann allerdings werden bereits viel kostbare Zeit und Arbeitsplätze verloren gegangen sein, denn die Situation ist in der Tat jetzt schon bedrohlich. So schreibt auch die Frankfurter Neue Presse in ihrer Mittwochausgabe (Aufmacher auf Seite 1) nichts Gutes verheißend u.a. Folgendes:

„Es könne nur noch eine Durchleitung von 100 Millionen Kubikmetern Gas am Tag anstelle der üblichen 167 Millionen Kubikmeter sichergestellt werden, teilte der Energiekonzern Gazprom am Dienstag im Messengerdienst Telegram mit. Als Grund gab das Unternehmen u.a. an, dass derzeit Kompressoren des deutschen Siemens-Konzerns am Startpunkt der Pipeline fehlten. Die russischen Erdgaslieferungen nach Europa sind seit Inkrafttreten der europäischen Sanktionen gegen Moskau deutlich gesunken. Gazprom unterbrach zudem die Belieferung mehrere europäischer Kunden, weil diese sich weigerten, für das Gas in Rubel zu zahlen.“

Dagegen helfen leider auch keine Witzchen wie: „Dafür kaufen wir eben keine Rubel-Lose mehr“, denn was es heißt, beispielsweise viele Stunden lang ohne Strom zu sein – wie 11.000 Haushalte im Frankfurter Westen im Oktober vergangenen Jahres – haben viele ja bereits hautnah erlebt. Andere traf es noch schlimmer, zum Beispiel in Berlin, wo Anfang 2022 gleich 90.000 Haushalte ohne Strom und Fernwärme waren.

Das hat der Autor Raphael Berger zum Anlass genommen, sich eingehender mit den absurden Blüten der Energiewende zu beschäftigen, auch in unserem Nachbarland Schweiz. In dem auch international sehr geschätzten Magazin factum hat er dazu folgenden ebenso informativen wie beunruhigenden Artikel veröffentlicht (Ausgabe 3/22, Mai/Juni, S.38), den wir in Auszügen nachstehend wiedergeben:

Stromausfall: Ein Blacklout wäre die totale Katastrophe

Liegt es daran (der Stromausfall, Anm. d. Red.), dass Deutschland zum Jahresende drei Atomkraftwerke vom Netz genommen hat? Vielleicht. Ist es ein Vorgeschmack auf einen drohenden Blackout? Mitte Februar warnte der Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) genau davor: „Leider sind wir in Deutschland auf die Folgen eines flächendeckenden Stromausfalls nicht ausreichend vorbereitet“, mahnte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Ein lang anhaltender, flächendeckender Stromausfall sei das schlimmste Katstrophenszenario, „zerstörerischer als alle Naturgefahren, verheerender als eine Pandemie“, so die Organisation. Der Krieg in der Ukraine hat ein weiteres Risiko schonungslos offengelegt: die Abhängigkeit von Russland. Deutschland und die Schweiz beziehen rund 50 Prozent ihres Gases aus Russland. Von den deutschen Erdölimporten entfallen 34 Prozent auf Russland, bei der Steinkohle sind es 45 Prozent.

Ungeachtet dieser Situation wollen Deutschland und die Schweiz die „Energiewende“ stemmen. Die „klimaneutrale“ Stromproduktion soll in Deutschland bereits 2035 Tatsache sein. Der Ökostromanteil muss von heute rund 42 Prozent auf 80 Prozent bis 2030 verdoppelt werden. Den steigenden Strombedarf mit eingerechnet bedeutet das eine Verdreifachung der Produktion: Dieses Ziel soll fast ausschließlich durch Windräder und Photovoltaik erreicht werden. Soweit die Theorie.

Nun haben stark gestiegene Energiepreise als Folge der künstlich herbeigeführten Verknappung des Angebots und die Ereignisse rund um den Krieg in der Ukraine die Ampelkoalition jäh auf den Boden der Realität zurückgeholt. Wirtschaftsminister Habeck erklärte in einem Interview: „Die Versorgungsicherheit muss gewährleistet sein.“ Sicherheit ist also wichtiger als Klimaschutz. Konkret bedeutet es, dass Deutschlands Kohlekraftwerke nun doch nicht im Jahr 2030 endgültig erlöschen. Ein Betrieb der drei verbliebenen Atomkraftwerke über 2022 hinaus ist jedoch weiterhin kein Thema.

Verwerfungen

Daneben werden Wind- und Solarenergie mit teils brachialen Methoden vorangetrieben. Die Energiewende treibt so ihre absurden Blüten und führt in unterschiedlichen Regionen zu ökologischen und sozialen Verwerfungen. Beispiel Ecuador. Das Land ist begehrt für sein Balsaholz. Dieses biegsame und harte, zum anderen aber leichte und widerstandsfähige Holz wird für den Bau der Rotorblätter von Windkraftanlagen verwendet. Für ein Rotorblatt zwischen 80 und 100 Meter Länge benötigt man bis zu 150 Kubikmeter Holz.

2020 exportierte Ecuador 75 Prozent des weltweit gehandelten Balsaholzes im Wert von rund 700 Millionen Euro. Die rasant steigende Nachfrage hat illegale Holzfäller auf den Plan gerufen, unter der indigenen Bevölkerung ist ein Streit zwischen Gegnern und Befürwortern entbrannt. Das mitunter rabiate Vorgehen der Holzfäller, die oft Alkohol, Drogen, Prostitution und Müll mitbringen, verschärft die sozialen Konflikte. Sprecher des Indigenen-Verbandes NAE haben unlängst zu einem Exportstopp des begehrten Balsaholzes aufgerufen.

Beim sehr wasserorientierten Abbau von Lithium, das für die Akkus von E-Autos und für Handys benötigt wird, sind ökologisch wichtige Landschaften wie südamerikanische Salzwüsten und Salzseen gefährdet. Argentinien, Chile und Bolivien werden als „Lithium-Dreieck“ angesehen. Als grünen Abbau bezeichnen Forscher jenen Abbau von Rohstoffen, die benötigt werden, um die weltweit angestrebte Energiewende zu realisieren. Demnach werden in den nächsten 30 Jahren rund drei Milliarden Tonnen Metalle und Mineralien wie Lithium oder Kupfer benötigt. Windkraftanlagen zum Beispiel verschlingen nicht nur Landschaften, sondern auch Unmengen an Ressourcen. Für eine Anlage des Typs Enercon E-82 mit 3,2 Megawatt Nennleistung und 130 Meter Nabenhöhe ist folgender Materialaufwand nötig: Verbundmaterial (Rotorblätter): 29 Tonnen, Kupfer: zwölf Tonnen, Aluminium: 1,3 Tonnen, Gusseisen: 73 Tonnen, Stahl: 283 Tonnen,  Beton: 1750 Tonnen, Masse: ca. 2150 Tonnen (Quelle: Tichys Einblick).

Hierzulande sollen Wälder und Schutzgebiete der Windkraft geopfert werden. Die wichtigste Botschaft einer Stellungnahme des Umweltrats der Bundesregierung (SRU) lautet: Bislang geschützte Flächen sollen für die Windkraftindustrie freigegeben werden. Nach Angaben der Regierung müssen zwei Prozent der Landfläche mit Rotortürmen bestückt werden, heute sind es 0,5 Prozent. Gebiete im Schwarzwald und Nordhessen sind direkt betroffen. Vergessen wird, dass mit der Waldrodung ein CO2–Binder und Feuchtigkeitsspender unwiederbringlich verloren geht. Gleichzeitig sollen die Möglichkeiten zur Einsprache seitens der Bevölkerung stark eingeschränkt werden. Der Ausbau erneuerbarer Energien sei von überragendem öffentlichen Interesse und diene der öffentlichen Sicherheit, so Habeck. Er ignoriert, dass laut einer Umfrage 43 Prozent der Befragten einen Abstand von unter 1000 Metern für ein Windkraftwerk „auf keinen Fall“ akzeptieren würden, nur 28,9 Prozent sind „auf jeden Fall“ dafür.

Artensterben kontra Grüne Energie

Den Schutz bedrohter Arten von Tieren und Pflanzen will der SRU ebenfalls aufweichen. Doch bereits jetzt sterben jedes Jahre etwa 250.000 Fledermäuse und Vögel durch Windkraftanlagen, entweder durch eine direkte Kollision mit den Rotorblättern oder durch ein sogenanntes Barotrauma infolge starker Luftdruckänderungen in der Nähe der Anlagen, wodurch die inneren Organe der Tiere zerrissen werden. Die Auswirkungen auf die Bestände von Rotmilanen und Fledermäusen sind teilweise katastrophal.

Auch die Option Wasserkraft, die in der Schweiz großen Anteil am Strommix hat, bringt neben Vorteilen auch nicht zu unterschätzende Nachteile mit sich: „Wasserkraft liefert erneuerbaren Strom, verursacht aber massives Fischsterben“, schreibt Dr. Luiz Silva von der ETH Zürich. Weltweit sei ein Drittel aller Süßwasserfischarten vom Aussterben bedroht, eine der Hauptursachen seien Wasserkraftwerke und Staudämme. „Sie verändern die Lebensräume in den Flüssen, blockieren die Wanderrouten von Fischen, töten und verletzen Fische“, so Silva. Trotzdem hält er es für möglich, die Wasserkraft auszubauen und gleichzeitig die Fische zu schützen und plädiert für Kompromisse zwischen den verschiedenen Anspruchsgruppen. Die Realität zeigt, dass hier noch viel Luft nach oben ist.

So geht´s auch nicht

Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt „Empa“ hat Szenarien entwickelt und aufgezeigt, wie die Schweiz klimaneutral werden könnte. Die Herausforderung besteht darin, die Atomkraftwerke bis 2050 zu ersetzen. Aus rein energetischer Sicht wäre es am effizientesten, die gesamte Energieversorgung, inklusive dem Straßenverkehr und den Gebäuden, zu elektrifizieren. Um diese Energiemenge zu erzeugen, bräuchte es allerdings 48 Quadratmeter Solarfläche pro Person, was dreimal der heute verfügbaren Dachfläche der Schweiz entspricht.

Dazu kämen eine 26kWh-Speicherbatterie je Einwohner und zur Sommer-Winter-Speicherung zusätzlich 13 Pumpspeicherkraftwerke der Dimension „Grand Dixence“, der höchsten Gewichtsstaumauer der Welt, gelegen im Val des Dix, Kanton Wallis: Höhe: 285 Meter, Breite an der Sohle: 200 Meter, Gewicht: rund 15 Millionen Tonnen. Jedes Jahr werden 400 Millionen Kubikmeter Wasser aufgestaut. Sechs Millionen Kubikmeter Beton wurden verbaut. Dies entspricht einer Mauer von 1, 5 Metern Höhe und zehn Zentimetern Breite – rund um den Äquator.

Die Empa rechnet vor: „Wenn wir sofort anfangen, müssen wir bis ins Jahr 2035 jedes Jahr eine neue Staumauer bauen. Aber wir haben schlicht nicht genug geeignete Täler im Land für solch eine Größenordnung.“ Die ökologischen Folgen wären katastrophal: Stauseen zerstören hochsensible, artenreiche Lebensräume total – ökologisch wertvolle Bergwälder und artenreiche Bergwiesen, Hochmoore und Hochtäler mit reicher Flora und Fauna.

Anschauungsunterricht

Weshalb wird angesichts solcher Fakten mit einer scheinbar unbeirrbaren Beharrlichkeit an dem eingeschlagenen Weg festgehalten? Warum schweigen diejenigen, die sonst lautstark gegen Rohstoffkonzerne wie „Glencore“ protestieren, wenn es um den Abbau von „grünen Ressourcen“ geht? Weshalb herrscht in den Kirchen Hochstimmung punkto Klimaschutz und Nachhaltigkeit, aber betretenes Schweigen bei Artensterben durch Windkraft, Zerstörung von Naturräumen und Gewässerläufen durch Wasserkraft, bei Lebensschutz und Abtreibung?

Mag sein, dass es dereinst möglich ist, komplett auf rein erneuerbare Energien umzustellen, aber dann müssen es solche sein, die ökologisch verträglich sind. Man riskiert für die vermeintliche Weltrettung den eigenen Kollaps und zerstört am Ende Gottes Schöpfung.

Über das Magazin factum

factum (www.factum-magazin.ch) ist werthaltiger Qualitätsjournalismus, das christliche Magazin zum besseren Verständnis unserer Zeit. Berichte, Interviews, Kommentare und Essays für Menschen, die es genau wissen wollen. factum steht für gut lesbare Berichterstattung mit einem klaren Fundament. In drei Heftschwerpunkten berichten kompetente Autoren: MENSCH (Aktuelles, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur), NATUR (Schöpfung, Biblische Archäologie, Forschung und Wissenschaft), GLAUBE (Bibel, Zeitgeist, christliche Lebenshilfe). factum steht für christlichen Journalismus mit Niveau und Prägnanz.