Letzte Aktualisierung: 03.12.2024
Diabetes - und dann?
Behandlung, Leben, Begleiterkrankungen/Preise verliehen
von Norbert Dörholt
(25.11.2024) Offen und innovativ – so war das Motto der Medienpreisausschreibung 2024 der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Unter dem Motto: „Diabetes und dann?! Behandlung, Leben, Begleiterkrankungen“ wurden in diesem Jahr fast 50 qualitativ hochwertige journalistische Beiträge eingereicht. Die drei Herausragendsten wurden auf der Eröffnungsveranstaltung der Diabetes Herbsttagung in Hannover prämiert. Die Preisträger erhielten in den Kategorien „Lesen“, „Hören“ und „Sehen“ jeweils ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro. Erstmals wurde auch ein Instagram-Reel ausgezeichnet.
In diesem Jahr feiert die DDG ihren 60. Geburtstag. Für das Jubiläumsjahr hat sie das Motto der Medienpreise bewusst besonders offen gewählt: „Mit unserer diesjährigen Ausschreibung wollen wir darauf aufmerksam machen, mit welchen Herausforderungen Menschen mit Diabetes mellitus konfrontiert sind, denn Diabetes ist nicht gleich Diabetes“, erklärt DDG Mediensprecher Professor Dr. med. Baptist Gallwitz.
Der Siegerbeitrag in der Kategorie „Sehen“ von Dr. med. Nibras Naami stellt unerkannten Typ-1-Diabetes bei Kindern in einer bedrohlichen Stoffwechselentgleisung in einer Notaufnahme dar und erläutert dann mit einfachen Worten, was Diabetes Typ 1 ist. Dr. med. Naami erklärt medizinischen Laien – zum Beispiel Eltern ohne entsprechendes Vorwissen –, an welchen Symptomen sie Diabetes bei Kindern erkennen können: vermehrtes Wasserlassen (eventuell auch als nächtliches Bettnässen), starker Durst und vermehrtes Trinken, Gewichtsverlust trotz großen Hungers und reichlicher Nahrungsaufnahme. Dr. Naami betont aber auch, dass bei früher Diagnose und richtiger Therapie betroffene Kinder ein weitgehend normales Leben führen können. „Die Jury ist vor allem deshalb von dem Beitrag überzeugt, weil er ein sehr emotionales Thema sehr anschaulich schildert und dieses auf einem modernen Kanal der Zielgruppe leicht verständlich näherbringt“, so Gallwitz.
Siegerin in der Kategorie „Lesen“ ist Nina Weber mit ihrem Artikel „Muss sie sterben, weil Roche ihr Medizinprodukt nicht mehr herstellen wird?“, der im „Spiegel“ erschienen ist. „Wegen der Besonderheit des Themas – die Fokussierung auf eine sehr seltene Diabetesform – und der umfassenden emotionalen und sensiblen Darstellung wertet die Jury dies als besten Beitrag in dieser Kategorie“, erläutert Gallwitz.
Bewundernswert ist auch die im Artikel vorgestellte Protagonistin, die trotz so vieler Schicksalsschläge ihren Lebensmut nie verloren hat: Sie lebt seit ihrer Kindheit mit Diabetes Typ 1 und musste sich jahrelang Insulin spritzen. Als junge Erwachsene jedoch entwickelte sie die sehr seltene subkutane Insulinresistenz, wodurch das Spritzen ineffektiv wurde. Daher wurde ihr ein „Port-System“ von Roche implantiert, welches das Insulin direkt in die Bauchhöhle bringt. Derzeit leben nur 30 Menschen mit Diabetes in Deutschland mit diesem Produkt– es ist deshalb ein Nischenprodukt. Nun hat der Hersteller Roche Probleme mit der Produktion, weil Zulieferer keinen Nachschub mehr liefern. Wenn Roche – wie angekündigt – diese Patienten nur noch bis Ende 2025 mit dem Gerät versorgt, bleibt den Betroffenen keine Alternative außer einer Bauchspeicheldrüsentransplantation – bei den derzeitigen Wartelisten für Transplantationen ist dies jedoch eine lebensgefährliche Situation.
In der Kategorie „Hören“ hat die Jury die Folge „Zucker, Sport und Insulin – Diabetes behandeln und verhindern“ des WDR-2-Gesundheitspodcasts „Frag dich fit“ von Anne Schneider und Dr. med. Heinz Wilhelm Esser ausgezeichnet. Dazu DDG Mediensprecher Gallwitz: „Der Jury gefällt besonders, dass der Podcast mit alltagsnahen, anschaulichen Patientenbeispielen arbeitet und auf diese Weise zur Volkskrankheit Diabetes Typ 2 informiert.“ Zur Sprache kommen beispielsweise die Ursachen der verschiedenen Diabetes-Typen, erste Symptome, Hinweise zu Diagnose und Therapie, aber auch praktische Tipps zu Ernährung und Bewegung. Die Hörer können über die Facebook-Gruppe, per WhatsApp oder E-Mail hierzu Fragen stellen – die Erklärungen sind kurzweilig und anschaulich.
„Es hat mich beeindruckt, wie die Journalisten sich dem Diabetes und den Menschen ‚dahinter‘ nähern. Wie offen und konstruktiv sie sich den verschiedenen Geschichten widmen ohne dabei ihre Zielgruppe aus den Augen zu verlieren oder die nötige Sensibilität für die Betroffenen vermissen zu lassen. Im Namen der Jury gratuliere ich den Preisträgern daher sehr herzlich “, so Gallwitz.
„In den Medien über Diabetes zu berichten und zu informieren ist so wichtig und die Themen sind so vielschichtig wie die Erkrankung selbst. Daher ist es uns als Fachgesellschaft immer ein ganz besonderes Anliegen, hochwertige und exzellent recherchierte Medienbeiträge öffentlich auszuzeichnen. Nicht nur um aufzuklären, sondern auch, um Mut zu machen und neue Perspektiven für die Versorgung, Forschung und Prävention zu eröffnen“, erläutert DDG Geschäftsführerin Barbara Bitzer abschließend.
Zu den ausgezeichneten Beiträgen
Die Videos der Preisträger können unter https://www.youtube.com/@deutschediabetesgesellscha9826/videos eingesehen werden.
Mehr Informationen zur Diabetes Herbsttagung 2024 finden Sie unter https://herbsttagung-ddg.de/
Instagram-Reel von Dr. med. Naami: https://www.instagram.com/p/C9z76shNgmj/
Link zum WDR 2-Podcast von Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser und Anne Schneider: https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr/corona-podcast/index.html
Link zum Spiegel-Artikel von Frau Weber: https://www.spiegel.de/gesundheit/diabetes-typ-1-muss-sie-sterben-weil-roche-ihr-medizinprodukt-nicht-mehr-herstellen-wird-a-b5739ebf-aae3-4200-90df-77270738a068