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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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DGB: Keine Kündigungen am Flughafen

Fraport soll betriebliche Alternativen untersuchen

von Karl-Heinz Stier

(11.08.2020) Die von der Fraport-Unternehmensführung in Erwägung gezogene Kündigung von 4 000 Beschäftigten wird vom DGB Hessen-Thüringen strikt abgelehnt.

An dem Gespräch am Frankfurter Flughafen nahmen (v.l.n.r.) teil: Gewerkschaftsvorsitzender Rudolph, Fraport-Betriebsratsvorsitzende Claudia Amer und Karin Knappe, Konzernbetriebsrats-Vorsitzende
Foto: Karl-Heinz Stier
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Bei seiner mehrtätigen Sommertour durch Hessen machte Vorsitzender Michael Rudolph auch bei der Fraport, mit 81 000 Mitarbeiter Hessens größter Arbeitgeber, Station und sprach mit Beschäftigten, Betriebsräten und Mitgliedern der Unternehmensleitungen über die Folgen der Corona-Krise.

„Diese gesellschaftliche Krise betrifft den Frankfurter Flughafen mit voller Härte. Aktuell befinden sich viele in Kurzarbeit“, sagte Rudolph. Nach seiner Mitteilung konnte das Kurzarbeitergeld unter Einschaltung des Betriebsrates  auf 80 bis 95 Prozent des Nettogehaltes aufgestockt werden. Zur Zeit sind von den 22 000 Mitarbeitern bei Fraport 18 000 in Kurzarbeit, bei den Muttergesellschaften 8 000 von 10 500. Die Dauer der Kurzarbeit läuft jedoch nur bis Ende Februar 2021. Danach könnte die Angst vor Arbeitsplatzverlust und  Verlust der Existenzgrundlage aufkommen. „Wir möchten aber, dass die Bezugsdauer mindestens auf insgesamt von 12 auf  24 Monate verlängert und mit Weiterbildung verbunden wird“.

Zugleich forderte er das Land Hessen und die Stadt Frankfurt  als größte Anteilseigner auf, dass  ein Personalabbau sozialverträglich ohne betriebliche Kündigungen erfolge. Außerdem müssten die coronarbedingten  Regelungen zur Kurzarbeit weiter verbessert werden.

Eine weitere finanzielle betriebliche Entlastung könnten Betriebsmittelzuschüsse des Bundes (ähnlich der Lufthansa) beitragen. Zwar sei dies nicht für öffentliche Unternehmen gedacht, doch könnten sie Kündigungen verhindern. „Das ist gesetzlich zu ändern. Die Zuschüsse könnten dann unter Bedingungen vergeben werden  wie u.a. Standorterhaltung und Einhaltung der Tarifverträge.

Wenn in den nächsten Wochen Verhandlungen des Betriebsrates mit der Unternehmensführung über die Zukunft des Unternehmens  beginnen, will die Belegschaft  – wie Betriebsratsvorsitzende Claudia Amier von der Fraport AG mitteilte – u.a. attraktive Abfindungsregelungen, neue Alterszeitregularien und eine Qualifizierung der Mitarbeiter im Hinblick auf die Digitalisierung sowie Teilzeitmodele ins Gespräch bringen.

Mit Blick auf das Pariser Klimaschutzabkommen sieht Gewerkschafts-Vorsitzender Rudolph die Unternehmensleitungen in der Pflicht, Beschäftigung zu sichern. „Die Sicherung der Arbeitsplätze und Einkommen der Beschäftigten gehören genauso zur Nachhaltigkeit wie das Erreichen klimapolitischer Ziele. Nur wenn beide fest im Blick sind, kann die sozial-ökologische Wende gelingen“.

Konzernbetriebsrats - Vorsitzende Karin Knappe – der Fraport gehören 24 Töchter an -  rechnet  damit,  dass frühestens in drei bis vier Jahren bessere Geschäftsergebnisse im Flugverkehrsbereich  erzielt werden. Schließlich könne man derzeit nicht abschätzen, wie sich die Reiselust verändere, ob und wie die Corona-Krise abflaue und  ob der Internationale Flugverkehr sich wieder erhole.