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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Deutschlands erstes kommunales Jüdisches Museum öffnet nach mehrjähriger Bauzeit

von Ilse Romahn

(20.10.2020) Das Jüdische Museum der Stadt Frankfurt am Main wird nach fünfjähriger Umbauzeit am Mittwoch, 21. Oktober, in doppelter Größe wieder eröffnet. Der einzigartige neue Museumskomplex besteht aus dem sorgfältig restaurierten Rothschild-Palais und einem hellen Neubau des renommierten Berliner Büros Staab Architekten.

Mirjam Wenzel, Direktorin JMF, OB Peter Feldmann, Kulturdezernentin Ina Hartwig, Andreas von Schoeler, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des JMF, Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst
Foto: Stadt Frankfurt / Andreas Varnhorn
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Das neoklassizistische Palais beherbergt die neue Dauerausstellung „Wir sind Jetzt: Jüdisches Frankfurt von der Aufklärung bis zur Gegenwart“ über jüdisches Leben in der Moderne und knüpft damit an die Ausstellungserzählung im preisgekrönten Museum Judengasse an, die seit 2016 viele Besucher angezogen hat. Das neue Gebäude, Lichtbau genannt, bietet Raum für Wechselausstellungen und Veranstaltungen, eine öffentliche Bibliothek, das erste milchig-koschere Café in einem Jüdischen Museum in Deutschland, FLOWDELI, sowie einen Museumsshop, der von der Literaturhandlung betrieben wird. Der Lichthof zwischen den beiden Gebäuden bildet die Adresse des neuen Museums, Bertha-Pappenheim-Platz 1, und präsentiert die eindrucksvolle Skulptur „Untitled“ von Ariel Schlesinger.

Oberbürgermeister Peter Feldmann sagt: „Frankfurt ist sicherlich die jüdischste Stadt Deutschlands – und bekommt mit der Neueröffnung des Jüdisches Museums nicht bloß neue und größere Ausstellungsräume, die der jahrhundertelangen jüdischen Vergangenheit unserer Heimatstadt einen angemessenen Rahmen geben. Das Jüdische Museum widmet sich vor allem gegenwärtigem jüdischen Leben in Frankfurt und das ist bundesweit einmalig.“

Ein Zentrum für jüdische Kultur in der Vergangenheit und in der Gegenwart
Das Jüdische Museum Frankfurt hat sich in den vergangenen fünf Jahren auch programmatisch erneuert und das Leitbild eines „Museums ohne Mauern“ gegeben, das sich mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm (Diskussionen, Vorträgen, Konzerten, Filmvorführungen), einer Vielfalt an Bildungsangeboten (Führungen, Workshops, Kreativkurse), die in Teilen auch außerhalb des Museums stattfinden, und einer prägnanten digitalen Strategie an ein diverses, internationales Publikum wendet. Der neue Museumskomplex wird dabei als ein Zentrum für jüdische Kultur in Geschichte und Gegenwart begriffen, das sich im besonderen Maße mit der Frage beschäftigt, wie das Zusammenleben in einer diversen Gesellschaft gelingen kann. Die erste Wechselausstellung „Die weibliche Seite Gottes“ widmet sich dieser Frage in einer kultur- und geschlechtergeschichtlichen Perspektive. Sie präsentiert archäologische Funde, mittelalterliche Handschriften, jüdische Zeremonialobjekte, christliche Ikonendarstellungen sowie Werke der Bildenden Kunst.

„Mit dem Jüdischen Museum Frankfurt hat die Stadt Frankfurt bereits 1988 eine Stätte der Erinnerung und des Wissens geschaffen, die sich herausragende Verdienste um die Bewahrung und Vermittlung der jüdischen Geschichte und Kultur in Frankfurt erworben hat. Die feierliche Neueröffnung nach Erweiterung und Renovierung ist ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Entwicklung dieses Hauses. Wir wollen, dass jüdisches Leben in diesem Land sichtbar ist - in einer Gesellschaft, die friedlich und in gegenseitigem Respekt miteinander lebt. Antisemitismus und Rassismus, Hass und Hetze dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Mit Bürgermeister Uwe Becker hat unser Land einen Beauftragten für das jüdische Leben und den Kampf gegen Antisemitismus", sagt Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier.

Kulturdezernentin Ina Hartwig erklärt: „Mit dem neuen Museumskomplex und dem 2016 wiedereröffneten Museum Judengasse ist ein einzigartiges Zentrum für jüdische Kultur in Geschichte und Gegenwart entstanden, das die Vielfalt jüdischen Lebens historisch und für die Gegenwart auf visuelle, emotionale und kognitive Art erfahrbar macht. Das Jüdische Museum wirkt dabei so einladend wie wenige Gebäude in unserer Stadt, der öffentliche Raum geht fließend in die Ausstellungsfläche über. Diese Offenheit ist ein elementar wichtiges Signal im Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus. Das Jüdische Museum ist einer der wichtigsten öffentlichen Räume unserer Stadt, an dem sich ihre Diversität ausdrückt und ihr Pluralismus verteidigt wird.“ (ffm)