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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Deutscher Glücksspielstaatsvertrag - Was ändert sich in Online Casinos?

von Bernd Bauschmann

(20.01.2022) Seit Juli 2021 ist alles anders: in den Online-Casinos hat sich seit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag, dem GlüStV, einiges geändert. Bisher war das Glücksspiel um echtes Geld im Internet nach deutschen Gesetzen verboten.

Foto: Pexels / Javon Swaby
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Doch mit einer gültigen EU-Lizenz umgingen viele Anbieter die Rechtslage. Das neue Gesetz legalisiert nun offiziell das Glücksspiel im Internet. Aber: Es gibt strenge Auflagen für Casino-Anbieter wie die Datei zur Casino-Sperre und das Melderegister. Welche Ziele der Glücksspielstaatsvertrag verfolgt, was sich damit für Spieler und Anbieter ändert und welche Vor- und Nachteile der Vertrag hat, klären wir hier.

Was sind die Ziele des Glücksspielstaatsvertrages?
Eines der größten Probleme beim Glücksspiel ist das Suchtpotential. Die Spieler vor einer Sucht und damit vor psychischen und finanziellen Schäden zu bewahren, ist laut des Gesetzgebers das prioritäre Ziel des GlüStV. Kritiker des Gesetzes befürchten jedoch, dass Casino-Liebhaber die Spielsperre online legal umgehen. Sie können beispielsweise auf Online-Casinos ohne deutsche Lizenz ausweichen und dort das komplette Spielangebot nutzen.

Weitere Ziele sind außerdem der Spieler- und Jugendschutz im Hinblick auf Betrug, sowie fairere Wettbewerbsbedingungen durch unbegrenzte Konzessionen für alle Marktteilnehmer. Sicherlich geht es bei dem Gesetz – wenn auch nicht offiziell – auch um Steuereinnahmen, die den staatlichen Lotterien durch die Nutzung der Online-Casinos, fehlen.

Was ändert sich?
Für den Spieler und für die Anbieter ändert sich mit dem Glücksspielstaatsvertrag einiges. Hier ein Überblick über die wichtigsten Neuerungen:

Für den Spieler

  • Einzahlungslimit von 1000 Euro
  • Verbot von gleichzeitigen Wetten bei mehreren Online-Casino-Anbietern
  • Verbot von den Tischspielen Blackjack, Roulette und Baccara
  • Verbot von Live-Casino-Angeboten
  • Bundesweite Sperrdatei (Erklärung folgt unten)

Für den Online Casino-Anbieter

  • Verpflichtung, die Spieler regelmäßig auf Gewinne und Verluste hinzuweisen
  • Verpflichtung, einen Panik-Knopf einzurichten, mit dem sich die Spieler selbst für 24 Stunden sperren lassen können
  • Spin-Einsätze von maximal einem Euro
  • Verbot von Werbung zwischen 6 und 21 Uhr
  • Unbegrenzte Vergabe von Lizenzen

Was ist die Sperrdatei?
Vor allem die Sperrdatei, die Teil des GlüStV ist, sorgt für hitzige Diskussionen. Es handelt sich dabei um eine zentrale Datei, die für alle Online-Glücksspielanbieter mit deutscher Lizenz gilt. Die zentrale Glücksspielbehörde überwacht diese Datei, in der Name und Adresse des Spielers sowie Grund und Dauer der Sperrung gespeichert sind. Möchte ein Spieler in einem Casino mit deutscher Lizenz spielen, muss der Anbieter erst die Daten in der Sperrdatei abfragen. Meldet das Register, dass der Spieler gesperrt ist, darf dieser in keinem deutschen Casino mehr spielen. Der Gesetzgeber möchte das Spielverhalten mit diesem Gesetz lückenlos überwachen. Im Folgenden stellen wir die Vor- und Nachteile der Sperrdatei im neuen Glücksspielstaatsvertrag gegenüber.

Vor - und Nachteile der Sperrdatei
Vorteile:

  • Suchtprävention: die zentrale Erfassung hilft Spielern dabei, nicht auf andere Anbieter auszuweichen
  • Schutz vor zu hohen Verlusten: Das Einzahlungslimit von 1000 Euro schützt den Spieler vor zu hohen Verlusten auf einmal
  • Jugendschutz: Weil für die Registrierung die Vorlage eines Lichtbildausweises notwendig ist, fällt es Minderjährigen schwer, sich anzumelden und gegebenenfalls der Spielsucht zu verfallen

Nachteile:

  • Pauschal-Verurteilung: Wird man von einem Casino mit deutscher Lizenz ausgeschlossen, gilt das für alle Casinos mit derselben Lizenz
  • Freiheitsbeschneidung: Der Staat entscheidet, wer spielen darf und wer nicht
  • Unklarheiten beim Datenschutz: Der Umgang mit sensiblen Daten wie Name, Adresse, Ausweis, und Höhe und Datum der getätigten Einzahlungen ist nicht hinreichend geklärt. Der Datenschutz ist nicht mehr voll gewährleistet.

Fazit

Mit dem Glücksspielstaatsvertrag hat der Staat vielleicht das hehre Ziel den Bürger vor Spielsucht und Betrug zu schützen. Es bleibt aber abzuwarten, ob er die Ziele durch dieses Gesetz erreichen wird können. Die Kritikpunkte vor allem bezüglich der Sperrdatei und des Datenschutzes sollten jedenfalls ernst genommen werden. Viele Casino-Liebhaber wird dieses Gesetz wohl nicht vom Spielen abhalten können: sie werden auf Online-Casinos ohne deutsche Lizenz ausweichen.