Der Millionär in der Dachkammer
Rémond-Theater mit Kästners „Drei Männer im Schnee“
Erich Kästners „Drei Männer im Schnee“ hat Generationen begeistert. Dass das Rémond-Theater die unterhaltsame Komödie nun zur Weihnachtszeit auf die Bühne gebracht hat, wird die Ränge im Theater am Zoo sicher zu jeder Aufführung füllen.
Es amüsiert immer wieder zu erleben, wie ein mehrfacher Millionär als vermeintlich armer Schlucker, der in einem Preisausschreiben einen 10 Tage Aufenthalt in einem Grandhotel gewonnen hat, von dem Hoteldirektor (Volker Conradt), dem hochnäsigen Portier (Manfred Molitorisz) und den versnobten Gästen behandelt wird. Geheimrat Eduard Tobler (Christian Fischer) hat beim Gewinnspiel seiner eigenen Firma unter dem Pseudonym Schulze den zweiten Preis gewonnen und reist als „Habenichts“ mit Bommelmütze und heruntergekommener Kleidung im exklusiven Wintersportort an, um die Gelegenheit zu bekommen und seinen eigenen Wunsch zu erfüllen „Menschen zu studieren“.
Das Bühnenbild, eine liebevoll gestaltete Hotellobby der Dreißiger Jahre mit weinroten Sessel, Perserteppichen und dem Panorama einer Schneelandschaft ermöglicht es, dass das Spiel um Sein und Schein beginnen kann.
Tobler-Schulze nimmt seinen Diener Johann (Detlef Nyga) mit, der sich als reicher Reedereibesitzer eintragen muss und ihn nicht kennen darf. Doch des Geheimrats Tochter Hilde (Claudia Plöckl) informiert besorgt das Hotel über die Maskerade. Und sie vergisst auch nicht, die Vorlieben ihres Vaters anzugeben: Siamkatzen, französischen Cognac und ein angewärmtes Bett. Weil der erste Preisträger der Ausspielung, der arbeitslose junge Werbefachmann Dr. Fritz Hagedorn (Patrick Dollmann) für den verkleideten Millionär in dem Hotel gehalten wird, verwöhnt man den Verblüfften mit großer Aufmerksamkeit: drei Katzen in seinem Zimmer, dem noblen Schlummertrunk und einem heißen Backstein zwischen den Kissen.Und der weiß nicht, wie ihm geschieht. Und die Damen Casparius (Barbara Bach) und Frau von Mallebré (Ricarda Klingelhöfer), ebenfalls Gäste im Luxushotel, „schmeißen“ sich an den „reichen“ jungen Mann ran.
Tobler-Schulze jedoch schiebt man ab in eine ungeheizte Dachkammer, schikaniert ihn und lässt den „armen Schlucker“ Schnee schippen. Aber der nette Dr. Hagedorn, ohne Vorurteile und Überheblichkeit, freundet sich mit Tobler an und ist erstaunt, das gerade er so verwöhnt und der Ältere so sehr tyrannisiert wird. Der Millionär jedoch nimmt alles gelassen hin. Ja, er wollte die Menschen studieren. Und Johann leidet Qualen, weil er seinem angebeteten Chef nicht dienen darf.
Dem Rémond-Ensemble merkt man sofort an, mit wie viel Vergnügen sie ihre Rollen spielen, Christian Fischer ist ein überzeugender Eduard Tobler, Patrick Dollman ein ganz netter Hagedorn und die Leiden von Detlef Nyga als Diener Johann sind gut nachzuvollziehen.
Die turbulente Handlung wird auch durch die überkandidelten Damen und den Hoteldirektor und Portier so schön vorangetrieben, dass es eine Freude ist. Erich Kästner hat es eben immer verstanden, die Trivialität der Menschen zu beschreiben und den Spiegel vorzuhalten.
Es versteht sich, dass es ein Happy End gibt. Hagedorn bekommt die Millionärstochter Hilde und wird Direktor der Werbeabteilung, Diener Johann darf wieder dienen und der Geheimrat muss das Hotel nicht kaufen, um Hoteldirektor und Portier zu entlassen. Denn er stellt zur guter Letzt fest, dass er der Eigentümer des Grandhotels ist
Das Publikum feierte die Darsteller mit lang anhaltendem Schlussapplaus. Der Abend hatte in jeder Hinsicht großes Vergnügen gemacht.
Es spielten außerdem Robin Marko als Hotelpage und Ute Stein als Hausdame.
Regie führt Pia Hänggi. Bühnenbild Tom Grasshof. Kostüme Ulla Röhrs.
Weitere Vorstellungen bis zum 31.Dezember 2018 (Di-Sa um 20 Uhr, So 18 Uhr, montags spielfrei)
Karten unter Tel. (069)435166 www.fritzremond.de