Der Bi-Ba-Butzemann tanzt
„Ass-Dur“ mit neuem Programm beim Rheingau-Musik-Festival

Foto: Rheingau Musik Festival
Dahinter verbirgt sich Musik-Comedy aus fünf Jahrzehnten Pop-Kultur. Ganz neu ist, dass Benedikt S. Zeitner, der den smarten, blonden Schwiegermutter-Typ verkörpert, tritt im Frack auf, und scheinbar weltgewandt und gebildet plaudert und belehrt er in gepflegter Konversation. Nicht so der schnoddrige Verbalkomödiant Dominik Wagner, mit Kapuzenpulli und Schlabberhose, der den etwas tumb-erstaunten Gegenpart mit seinen Kalauern spielt („Wie heißt ein Spanier ohne Auto? Carlos“) Aber Dominik brilliert auch musikalisch - mit und ohne Partner - am Piano und mit seinen Solo- Einlagen als Geigen-Virtuose.
Ja, Ass-Dur auf Spaß-Tour! Benedikt als Stepp-Tänzer überraschte mit seinem Können seine treuen Anhänger. Dass sie Virtuosen am Piano und mit der Violine sind, zeigten sie dem Publikum wieder vielfältig. Dominik mit seiner Geige konnte den Saiten Töne entlocken, die wahrlich wie Katzenjammer klangen oder ein Martinshorn der Feuerwehr ertönen ließen. Und dies alles mit dem Kinderlied „es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann“. Immer war die Melodie herauszuhören, selbst bei Mozarts kleiner Nachtmusik, Bach-Kantaten oder Salsa. Auch beim afrikanischen Buschtrommeln konnte man den Butzemann erkennen. Genial! Der Butzemann taucht in den vollen zwei Stunden zum großen Vergnügen des Publikums immer wieder auf.
Benedikt und Dominik bezogen auch einzelne Zuschauer mit ein in ihre lustigen Blödel-Plaudereien. Manchmal gingen die Lacher dann auf Kosten der freundlichen, willigen Menschen, die mitmachten. Das war nicht immer ganz fair. Aber böse war niemand.
Die Wortspiele des Duos sind vom Feinsten, der eine will der Mann mit großem Allgemeinwissen sein, der andere reagiert naiv-blöd. Die Frage an das Publikum „Ist eigentlich ein Raumschiff, besetzt nur mit Frauen, unbemannt?“ oder „Was ist der Unterschied zwischen einem Sack Mehl und einem Saxophon? Antwort: Dann blas mal rein!“ löste Lachsalven aus.
Erinnerungen an eigene Teenie Zeiten wurden wach, als die Künstler die 80er Jahre mit ihren Boygroups perfekt in Bewegung und in Tönen aufleben ließen. Dominiks Macho-Gehabe als Türke war gewagt, an der Grenze des Zotigen, aber so auf den Punkt gespielt, dass man doch Bewunderung spürte.
Höhepunkt – wie schon in den vergangenen Jahren - war wieder der fliegende Kleiderwechsel am Klavier und mit Geige. Wie aus Dominik ein Frackträger und aus Benedikt der Kapuzenpulli-Mann wird, während sie Musik machen, ist so ungewöhnlich, dass man sich immer wieder darauf freuen kann.
„Ass-Dur“ ist das mit den meisten Preisen ausgezeichnete Musikkabarett-Duo Deutschlands. Bereits mit ihrem ersten Abendprogramm „1.Satz-Pesto“wurden sie mit 21 Kabarett– und Kleinkunstpreisen belohnt. Seit 2014 sind sie mit ihrem dritten Abendprogramm „Scherzo spirituoso“ unterwegs. Das A und O der Show bleibt weiterhin die E- und U-Musik, die die beiden miteinander verbinden.