Archiv-Kultur

Der „Alchemist“ in der Porzellanmanufaktur

Fliegende Volksbühne mit neuem Programm in Höchst

Die fliegende Volksbühne unter der Leitung von Michael Quast hat sich für „Barock am Main“ einen neuen Spielort aussuchen müssen und ist fündig geworden. Der Bolongara-Palast in Höchst – in den vielen Jahren Austragungsstätte von Moliere-Stücken – ist Renovierungsbaustelle und wird ersetzt durch das Gelände der Höchster Porzellan-Manufaktur an der Palleskestraße. „Wir haben vor der Kulisse im Innenhof des Gebäudes aus dem 20. Jahrhundert einen geschichtsträchtigen Ort gefunden, der die Historie der Manufaktur mit dem des Theaters gut verbindet“, betonte der verantwortliche Spielleiter Michael Quast.
Rainer Dachselt, Michael Quast, OB Peter Feldmann, Jörg Köster (Leiter Manufaktur)
Rainer Dachselt, Michael Quast, OB Peter Feldmann, Jörg Köster (Leiter Manufaktur)
Foto: Karl-Heinz Stier
Plakat zu Barock am Main
Plakat zu Barock am Main
Foto: Karl-Heinz Stier
Neue Spielstätte
Neue Spielstätte
Foto: Karl-Heinz Stier

Und mit einer schon fast legendären Tradition hat die fliegende Volksbühne gebrochen: erstmals seit Jahren gibt es diesmal kein Moliere-Stück in hessischer Mundart. Stattdessen hat man ein Stück gefunden, das gut in die neue Spielstätte hineinpasst, „eine Kombination aus Stadtgeschäfte mit weißem Gold (Porzellan) zusammengefügt zu einer Komödie“ – so Quast. Es trägt den Titel: „der Alchemist“ des Briten Ben Johnson, einem Zeitgenossen, Rivalen und Freund von Shakespeare.

Der Inhalt: Drei Gauner, eine Geschäftsidee: Als der alte Herr von Humbracht sein Geschäft und die Stadt wegen der Pest verlässt, tut sich sein Verwalter mit einem Betrügerpärchen zusammen und macht in dem leeren Gebäude eine Alchemistenbude auf. Schnell spricht sich herum, dass in dem Haus wundersame Dinge vor sich gehen. Vom weißen Gold ist die Rede, das sensationelle Kräfte verleihen soll. Halb Frankfurt steht Schlange und erhofft sich Reichtum, Macht und Liebesglück. Doch einer versucht, dem Trio das Handwerk zu legen…

Das Stück spielt um 1610. Rainer Dachselt hat – wie auch schon bei den Moliere-Aufführungen - den Text auf hessisch überarbeitet. „Das Original schillert in allen Sprachtönen von den Obszönitäten und rotzigen Metaphern der Umweltsprache zu bildungsgesättigten Tiraden, vom wissenschaftlichen-mystischen Jargon der Alchemie zu poetischen Visionen von Shakespeare. Es ist eine virtuose Mischung aus Alltags– und Kunstsprache, die die verschiedenen Ebenen der hessischen Mundart wie Gauner- und Kneipensprache oder auch die adelig verfremdete Sprache gut wiedergegeben können“.

Nach Mitteilungen von Michael Quast ist der „Umzug“ zur Manufaktur allerdings mit ein paar Schwierigkeiten zu bewältigen. Die Räumlichkeiten für die Logistik an der neuen Spielstätte müssen neu überdacht werden, die bisherige Tribüne kann zwar wiedergenutzt werden, aber statt 500 Besucher finden jetzt nur 450 Platz. „Wir haben höhere Kosten und weniger Einnahmen. Die Folge: wir müssen billiger produzieren“. Helfend  eingeschaltet hat sich die Stadt Frankfurt mit Oberbürgermeister Peter Feldmann, die den Fehlbetrag durch eine höhere Förderung von 18000 auf 25000 Euro erhöht hat.

Um beim Kartenverkauf zu bleiben: 60 Prozent sind schon im Vorverkauf von Dezember bis heute gebucht, so viel wie selten im Vergleich zu den Vorjahren, schließlich deckt die fliegende Volksbühne ihre Ausgaben zu zwei Drittel mit dem Kartenverkauf. 27 Vorstellungen gibt es über dreiundeinhalb Wochen.

Teuerer werden die Eintrittspreise nicht:  29 bis 35 Euro. Ermäßigt 25 – 31 Euro, Schüler und Studenten zehn Euro.

Die Termine und Karten „Der Alchemist“ unter (069)407662580, www.barock-am-main.com