Depressionen unter Top 10 der Krankschreibungen
Von 15,2 Fehltagen, die Berufstätige in Hessen 2016 durchschnittlich krankgeschrieben waren, war bei 1,9 Tagen eine psychische Diagnose die Ursache. Das geht aus einer Vorabauswertung des Gesundheitsreports der Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen hervor. Von den zehn Top-Diagnosen, die die meisten Fehlzeiten in Hessen verursachen, entfallen die Hälfte auf psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Anpassungs- und Belastungsstörungen.
Betroffenen mit leichten und mittelschweren Depressionen bietet die TK mit einem digitalen DepressionsCoach ein Behandlungsangebot an, das ebenso wirkungsvoll sein kann wie eine ambulante Psychotherapie. Zudem tragen Neuregelungen in der ambulanten Psychotherapie, die zum 1. April gestartet sind, dazu bei, dass Patienten schneller die richtige Unterstützung bekommen.
"Unser Online-Coach zeigt, dass digitale Versorgungsangebote das Potential haben, Menschen wirksam zu helfen. Das ist einer der Gründe, weshalb wir neue digitale Angebote für unsere Versicherten in verschiedenen Bereichen aktiv vorantreiben", sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung in Hessen. In einem Forschungsprojekt hat die TK gemeinsam mit der Freien Universität Berlin die Wirksamkeit des digitalen Coachings untersucht. Die Ergebnisse belegen, dass eine von einem Therapeuten begleitete Online-Beratung bei leichten bis mittelschweren Depressionen nachweislich hilft. Das Befinden der Teilnehmer verbessert sich deutlich und ihre persönlichen Ressourcen werden gestärkt. "Dieser Erfolg ist vergleichbar mit dem einer ambulanten Behandlung bei einem Verhaltenstherapeuten. Online-Angebote können somit helfen, die steigende Nachfrage nach Psychotherapie zu decken", so Voß. Die Teilnehmer können den TK-DepressionsCoach von zu Hause und auch über große räumliche Distanzen in Anspruch nehmen und sind dabei zeitlich flexibel. Innerhalb von sechs Wochen lernen sie mit Unterstützung eines Therapeuten, wie sie die Symptome der Depression lindern können. Ein Modul zur Rückfallprophylaxe hilft, die Erkenntnisse auch langfristig im Leben zu verankern.
Patienten, die psychotherapeutische Unterstützung suchen, profitieren auch von den Neuregelungen in der ambulanten Psychotherapie. Psychotherapeuten sind seit April zu festen Zeiten telefonisch erreichbar und bieten eine psychotherapeutische Sprechstunde an. Sie helfen den Versicherten in der Sprechstunde, die richtige Unterstützung zu finden. Beispielsweise kann die Hilfe durch eine Beratungsstelle oder Selbsthilfegruppe ausreichend oder eine ambulante oder stationäre Behandlung empfehlenswert sein. Wird in der Sprechstunde akuter Behandlungsbedarf erkannt, ist eine psychotherapeutische Akutbehandlung möglich, die direkt nach der Sprechstunde beginnen kann. Versicherten vermittelt die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen innerhalb einer Woche einen Termin zu einer psychotherapeutischen Sprechstunde in zumutbarer Entfernung. Die Wartezeit auf den Termin darf maximal vier Wochen betragen.
Die TK beobachtet schon seit einigen Jahren, dass die psychischen Fehlzeiten und auch die Verordnungsraten von Antidepressiva ansteigen und immer mehr Menschen psychotherapeutische Leistungen in Anspruch nehmen. Die Ursachen dafür sind vielfältig. So hat sich die Diagnostik psychischer Erkrankungen deutlich verbessert. Vieles, was früher unter einer somatischen Diagnose verbucht wurde, wird heute als psychische Belastung erkannt und den Betroffenen kann dadurch besser geholfen werden. Aber auch die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren rasant verändert und verlangt von den Beschäftigten mehr Flexibilität. Die Digitalisierung bringt den Beschäftigten viele Arbeitserleichterungen, stellt Führungskräfte und Beschäftigte andererseits aber auch vor große Veränderungen: die Arbeitsmenge und Komplexität der Arbeit hat zugenommen; zudem arbeiten Teams heute agiler, zeit- und ortsunabhängig und oft auch international. Das können belastende Faktoren sein.
Wer am DepressionsCoach der TK teilnehmen möchte, kann sich unter der Telefonnummer (040)4606620170 direkt beim Patientenservice der TK melden. Sofern nicht bereits eine psychotherapeutische Behandlung stattfindet oder verbindlich geplant ist, erhalten die Versicherten einen Zugangscode, mit dem sie sich für das Programm registrieren können.
Unter den zehn Diagnosen, die die meisten Fehlzeiten in Hessen ausmachen, sind laut TK-Gesundheitsreport fünf psychische Diagnosen: Depressive Episode (Platz 3 mit 0,7 Tagen pro Kopf), Anpassungs- und Belastungsstörung (Platz 4 mit 0,4 Tagen pro Kopf), Rezidivierende Depression (Platz 5 mit 0,3 Tagen pro Kopf), andere neurotische Störungen (Platz 8 mit 0,2 Tagen pro Kopf) und Somatoforme Störungen (Platz 9 mit 0,2 Tagen pro Kopf).