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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Denkmaltafel an der Trauerhalle am Hauptfriedhof Kelkheim

von Adolf Albus

(12.05.2021) Im Jahr 2007 hat das Landesamt für Denkmalpflege Hessen die Denkmalwürdigkeit der Trauerhalle am Hauptfriedhof Kelkheim festgestellt und in der Denkmaltopographie „Main-Taunus“ ausgewiesen.

Jetzt wird eine Denkmaltafel an der Trauerhalle angebracht. Den Text verfasste Kulturreferentin und Bauhistorikerin Dr. Beate Matuschek.  Er basiert auf ihrem Artikel zur Trauerhalle im Jahrbuch des Main-Taunus-Kreises 2001.

Das Landesamt für Denkmalpflege sieht in der Trauerhalle ein hervorragendes Beispiel der späten Nachkriegsmoderne und ein bauhistorisches Kulturdenkmal. Die ungewöhnliche Architektur des Kelkheimer Baumeisters Friedrich E. Rosenberg (1925 – 2002) erregte schon bei der Einweihung des Hauptfriedhofs 1972 allgemeines Aufsehen. Die Konzeption ist der Formensprache des bekannten amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright (1867 – 1959), den Rosenberg bewunderte, entlehnt.

 

Das Besondere der Architektur:

Eine u-förmige Ummauerung der Vorplätze umschließt auch die Ost- und Westseite der Trauerhalle, die markanten Mauerläufe sollen die Trauernden von Wind und Verkehr abschirmen.

Glaswände leiten in die Natur über und lassen den Andachtsraum als Durchgangsraum zum Grab der Verstorbenen aber auch vom Diesseits und Jenseits erscheinen.

Konkave Formen sollen – laut Architekt – Trauer ausdrücken: so das Kreuz am Ausgang der Trauerhalle, die „hängenden“ Linien des Daches und die Prägemuster der Betonmauern, die durch Guss mit verschiedenen Hölzern erzeugt wurden. 

Ein trockener Brunnen, der bei Regen vom Wasser Daches gespeist wird, verweist auf Tränen, immergrüne Pflanzen auf ewiges Leben.

Anstoß für die Überprüfung der Denkmalwürdigkeit der Trauerhalle war der o.g. Beitrag im Jahrbuch des Main-Taunus-Kreises 2001 von Dr. Beate Matuschek.

 

Biographie:

Friedrich E. Rosenberg wurde in Breslau geboren und kam nach dem Krieg mit der Familie 1945 nach Kelkheim. In Frankfurt studierte er Architektur und arbeitete anschließend zunächst in dem Frankfurter Büro Meid-Romeik.

1953 wechselte er in ein führendes Architekturbüro in Denver Colorado, wo er bis 1963 arbeitete.

Anknüpfend an seinen Geburtsort Breslau inspirierte Rosenberg das Bauen mit Beton und die moderne Architektur von Hans Scharoun, Max Berg und Hans Poelzig. In den USA lernte er die Formensprache der „Organischen Bauweise“ von Frank Lloyd Wright (1867-1959) kennen. Der bekannte amerikanische Architekt postulierte ein Zusammenwirken von Natur, Licht, Kunst und Architektur, Ideen, die auch Friedrich E. Rosenberg beeinflussten.

In Kelkheim eröffnete Rosenberg 1965 sein eigenes Architekturbüro als freischaffender Architekt.

Zu seinen Bauten zählen die Kirche der Evangelischen Paulusgemeinde, die Trauerhalle des Hauptfriedhofs, die Kelkheimer Tennis- und Squashhalle am Kloster. Für die vorbildliche Sanierung des Alte Rathauses in Kelkheim-Münster erhielt Rosenberg ebenso einen Preis wie für die Sanierung der Burgkapelle der Burg Eppstein und des Hauses Ohlenschläger in Fischbach.

 

Verdienste um die Denkmalpflege:

Friedrich E. Rosenberg hat sich als Architekt weit über die Grenzen Kelkheims einen Namen gemacht. So zählte er zu den Gründern des Förderkreises für Denkmalpflege im Main-Taunus-Kreis. Als Mitglied des Denkmalbeirats des Main-Taunus-Kreises setzte er sich für die Erhaltung alter Bausubstanz in Kelkheim und der Region ein. Er half maßgeblich mit, das Alte Rathaus Münster nicht abzureißen und erstellte eine Dokumentation von Denkmälern für die Denkmaltopographie „Main-Taunus“ des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen.

 

Verdienste um kulturelle Einrichtungen in Kelkheim sowie Auszeichnungen

Friedrich E. Rosenberg hat nicht nur das architektonische, sondern auch – angeregt durch seinen Aufenthalt in Amerika (1953 – 1963) das kulturelle Leben Kelkheims wesentlich gestaltet und geprägt. Er zählte mit seiner Frau zu den Mitbegründern der Musikschule, der Bücherei und der Kulturgemeinde. Für alle Kulturaktive war er ein großherziger und motivierender Mentor.  

Für seine Verdienste um die Kultur in Kelkheim wurde der langjährige Vorsitzende der Kulturgemeinde Kelkheim 1984 mit der Heinrich-von- Gagern-Plakette in Gold ausgezeichnet.  

Im Jahr 2002 erhielt er für sein Lebenswerk das Bundesverdienstkreuz am Bande, auf das er besonders stolz war.

Magistrat der Stadt Kelkheim (Taunus), Kulturreferat