Das Nachtcafé verlängert seine Öffnungszeiten
Das Nachtcafé in der Moselstraße 47 bietet drogenabhängigen Menschen im Bahnhofsviertel eine niedrigschwellige Alternative zur Straße und die Möglichkeit, sich auszuruhen, zu essen und den ständigen Kreislauf zwischen Beschaffung und Konsum zu durchbrechen. Vom 1. August an ist das Nachtcafé auch in den Morgenstunden geöffnet und bietet Suchtkranken somit immer montags bis freitags von 22.30 Uhr bis 11.30 Uhr des Folgetags eine Auszeit von der Straße.
„Die Öffnung am Vormittag bis zu den Mittagsstunden erhöht die Chance, Drogenabhängige direkt aus dem Nachtcafé in weitergehende Hilfen zu vermitteln“, erklärt Gesundheitsdezernent Stefan Majer die Ausweitung des Angebots. Der Frankfurter Verein betreibt seit Anfang Mai 2018 im Auftrag des Drogenreferats das Nachtcafé im Bahnhofsviertel. Streetworkerinnen und Streetworker von OSSIP arbeiten dabei eng verzahnt mit dem Team des Nachtcafés, sprechen die Gäste an und begleiten sie direkt zu Beratungsangeboten, Ärzten oder Behörden.
Das Nachtcafé sollte ursprünglich die Zeit überbrücken, in der die Konsumräume geschlossen sind und diente Drogenabhängigen bislang zwischen 22.30 Uhr und 6 Uhr als Aufenthaltsort und Ruhepunkt. Das Angebot wird gut angenommen: Im Schnitt besuchen täglich zwischen 100 und 200 Menschen das Nachtcafé. Streetworker von OS Nacht gehen auf die Besucher zu und bieten ihnen an, im Shuttlebus zu den Notschlafbetten zum Beispiel ins Eastside außerhalb des Bahnhofsviertels zu fahren. Im ersten Quartal wurden 603 Menschen auf diese Weise vermittelt, im Schnitt sind das rund sieben Personen pro Nacht.
„In der ruhigen Atmosphäre des Nachtcafés lassen sich die Menschen gut ansprechen, der Transfer zu den Schlafplätzen klappt gut“, berichtet Majer. Daher sind die erweiterten Öffnungszeiten vormittags auch mit den Einsatzzeiten der Streetworkerinnen und Streetworker von OSSIP abgestimmt. Sie beginnen ihre Touren durchs Bahnhofsviertel künftig bereits um 8 Uhr statt wie bisher um 10 Uhr. „Dadurch können sie ihre Klienten sehr individuell betreuen und direkt zu weiteren Anlaufstellen, Institutionen oder zu Behörden begleiten“, sagt Majer.
„Die meisten Drogenabhängigen leiden als Folge des jahrelangen Konsums unter schweren Folgeerkrankungen und seelischen Einschränkungen und möchten das Bahnhofsviertel nicht verlassen“, sagt Regina Ernst, Leiterin des Drogenreferats „Viele schleppen ein ganzes Bündel an Problemen mit sich – von Obdachlosigkeit bis hin zu psychischen Erkrankungen und körperlichen Behinderungen.“ Durch die zahlreichen Kontaktaufnahmen im Nachtcafé seien die vielen, sehr unterschiedlichen Gruppen im Bahnhofsviertel mit ihren spezifischen Problemlagen deutlicher geworden. Diese Erkenntnisse spielten auch bei der weiteren Drogenhilfeplanung eine wesentliche Rolle. (ffm)