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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Das Museum Angewandte Kunst verlängert zwei seiner Ausstellungshighlights bis 2021

von Ilse Romahn

(21.10.2020) Die Ausstellung zur umfangreichen Comme des Garçons-Sammlung von Michelle Elie wird zum 3. Januar 2021 verlängert und die erste Einzelausstellung der deutschen Grafikdesignerin Anette Lenz ist noch bis 28. März 2021 zu sehen.

Das Modelabel Comme des Garçons (deutsch: So wie Jungs) wurde 1969 von Rei Kawakubo gegründet. Durch Dekonstruktion, Verschiebung, Zerstörung und durch Ausbuchtungen ohne Rücksicht auf Körperformen bricht die Designerin mit Konventionen der Schnittkunst und stört damit den durch westliche Schönheitsideale gelenkten Blick.

Das Museum Angewandte Kunst zeigt über 50 Ensembles der umfangreichen Comme des Garçons-Sammlung von Michelle Elie und fragt wie wir Kleidung nutzen, um uns selbst auszudrücken. Die Mode-Ikone, Schmuckdesignerin und Stylistin erzählt Geschichten zu einzelnen Kleidungsstücken – vom Moment der Entdeckung auf dem Laufsteg in Paris über den Erwerb bis hin zum Erleben auf dem eigenen Körper und den unterschiedlichen Reaktionen, die das Tragen dieser Stücke bei anderen provoziert.

„Life doesn’t frighten me“ sagt Elie, und tatsächlich gehört Mut dazu, Comme des Garçons zu tragen, aufzufallen und sich damit klar gegen gesellschaftliche Normen zu positionieren. Elie eignet sich die Kleidungsobjekte als eine zweite Haut an, überspitzt ihre Körpererfahrungen selbstbewusst und fordert Betrachter heraus, ihr eigenes Körpererleben zu reflektieren. Kuratorin: Dr. Mahret Ifeoma Kupka

Anette Lenz. à propos Verlängert bis 28. März 2021
Die in Paris lebende deutsche Grafikdesignerin Anette Lenz zählt zu den einflussreichsten Gestaltern der Gegenwart. Aus einem Misstrauen gegenüber kommerzieller Werbung heraus hat sie neue Strategien für die visuelle Kommunikation im öffentlichen Raum entwickelt. Ihr teilweise anarchisches, immer lustvolles und experimentelles Spiel mit Typografie, Farbe, Fotografie und Film brachte außergewöhnliche Plakatserien, Bücher, Ausstellungsdesigns und visuelle Identitäten mehrerer französischer Städte, Theater und Museen hervor. In einer nach wie vor männlich dominierten und von ökonomischen Faktoren bestimmten Kommunikationswelt vertraute sie stets auf die eigene Einmaligkeit, wodurch sie zur Vorreiterin einer neuen Generation von Grafikdesignerinnen geworden ist.

In dieser ersten Einzelausstellung in Deutschland kontex tualisiert, ironisiert und kommentiert Anette Lenz ihr eigenes Lebensgefühl. Sie verwandelt die Museumsräume in begehbare grafische Welten, die visuelle Kommunikation als sinnlich-poetischen Denkanstoß erlebbar machen. Der Titel à propos – was so viel bedeutet wie „nebenbei bemerkt“ – steht dabei nicht nur für ein kommentierendes Hinzufügen von etwas Eigenem, sondern erhebt auch den Anspruch auf Relevanz: ein Kommentar, der genau zum richtigen Zeitpunkt kommt. Er lässt sich als Aufforderung an uns verstehen, eine Komplizenschaft mit dem Werk und der gestalterischen Haltung von Anette Lenz einzugehen. Die Wirkung ihrer Arbeiten macht uns dabei nicht zu Konsumenten, sondern ermöglicht uns, am Ideenreichtum und der Ausdruckskraft von Grafikdesign teilzuhaben, an einem raffinierten Spiel aus immer wieder anders inszenierten Wechselbeziehungen von Information und Bildlichkeit. Das grafische Werk Ich bin ein Teil des großen Ganzen und das ganze Große ist in mir von Anette Lenz ist dabei ein passender Auftakt für ihr Konzept eines gestalterischen Nachhalls, das in diesen Zeiten wohl kaum aktueller sein könnte. Beim Durchschreiten der Räume können Besucher in Anette Lenz vielschichtigen Gestaltungsprozess eintauchen. Sie spielt mit Überlagerung, Dreidimensionalität sowie Räumlichkeit und zieht verschiedene Materialien und Medien als Inspiration heran.
Kuratoren: Peter Zizka, Prof. Matthias Wagner K. 

Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17, Frankfurt   www.museumangewandtekunst.de