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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Das Bregenzer Festspielprogramm 2022

von Karl-Heinz Stier

(23.11.2021) Zwei Frauenschicksale auf der Seebühne und im Festspielhaus, zwei Mal experimentelles Musiktheater auf der Werkstattbühne, zwei Schauspiel-Klassiker und erstmals zwei Opernstudio-Inszenierungen in derselben Saison, darüber hinaus große und kleine Konzerte: Die Festivalsaison 2022 bietet fünf Sommerwochen lang ein breites, vielfältiges Programm für mehr als 200.000 Besucher.

Bildergalerie
Madame Butterfly Plakatfoto
Foto: Copyright Bregenzer Festspiele
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Plakatfoto Sibirien
Foto: Copyright Bregenzer Festspiele
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Intendantin Elisabeth Sobotka
Foto: Anja Köhler
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Mit der erstmals auf der Seebühne gezeigten Madame Butterfly ist erneut eine Oper des italienischen Komponisten Giacomo Puccini zu Gast. Zuletzt begeisterte in den Saisonen 2015/16 seine Turandot das Festspielpublikum. Die Geschichte um die Liebe der japanischen Geisha Cio-Cio-San, genannt Butterfly, eröffnet am 20. Juli 2022 als Premiere die 76. Bregenzer Festspiele. Butterfly ist eine der heute populärsten Opern und ist zum ersten Mal auf der Seebühne zu erleben. Der amerikanische Marineleutnant Pinkerton nimmt sie als Fünfzehnjärige zur Frau. Die Liebe der beiden findet ihren musikalischen Höhepunkt in einem fulminanten Duett, aber schon kurz darauf bringt ein Kriegsschiff den Soldaten zurück in seine Heimat. Welten und Wehen prallen aufeinander, denn während sich Pinkerton frei fühlt, wartet Butterfly voller Sehnsucht der Jahre auf die Rückkehr ihres Mannes - zusammen mit dem gemeinsamen Kind. In ihrer berühmten Arie „Un bel  di vedromo“ malte sie sich den Tag aus, an dem der Geliebte wieder vor ihr steht. Doch dann taucht Pinkerton an der Seite seiner amerikanischen Frau auf und Butterfly fällt eine unumstössliche Entscheidung ...

Regie führt Andreas Homoki, das Bühnenbild stammt von Michael Levine, Enrique Mazzola dirigiert die Wiener Symphoniker. Derzeit sind für die nächstjährige Saison rund ein Viertel der nahezu 189.000 an 26 Abenden aufgelegten See-Tickets gebucht (inkl. Generalprobe und crossculture night). Es gibt für alle Vorstellungstermine und in allen Kategorien noch genügend Plätze. Das letzte Spiel auf dem See geht zum Saisonende am 21. August 2022 über die Bühne. Insgesamt sind fast 220.000 Tickets aufgelegt.

Tragisch endende Liebe auch im Festspielhaus. Anstatt der im Jahr 1903 verschobenen Uraufführung von Madame Butterfly zeigte die Mailänder Scala die selten gespielte Oper Sibirien. Am 21. Juli feiert das Werk von Umberto Giordano Premiere im Festspielhaus, es folgen zwei weitere Vorstellungen. Regie führt Vasily Barkhatov, die musikalische Leitung hat Valentin Uryupin, den das Festspielpublikum von der Opernstudio-Aufführung Eugen Onegin kennt. Es spielen die Wiener Symphoniker. Auch hier steht mit der Kurtisane Stephana eine Frau im Mittelpunkt, deren Liebe zu einem Mann tragisch endet.

Stephana, die Hauptdarstellerin, gibt ihr angenehmes Leben als Kurtisane im eleganten Stadtpalais in St. Petersberg auf, um ihrer großem Liebe Vasili ins sibirische Straflager zu folgen. Dort in der Verbannung, wandelt sich Stephana zu unerschütterlichen Kämpferin, sie setzt sich gegen Ungerechtigkeiten und Verleumdung zu Wehr. In der ausweglosen Situation der Gefangenen keimt Hoffnung, als die für unmöglich gehaltene Flucht des Paares zu gelingen scheint. Doch dann fällt ein Schuss ...

Orchesterkonzerte: Russisch, japanisch sowie Wagner und Beethoven
Die Werke großer russischer Komponisten und das japanische Saiteninstrument Koto warten bei den Orchesterkonzerten der Wiener Symphoniker sowie des Symphonieorchesters Vorarlberg auf die Besucher. Außerdem stehen beim zweiten Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker Ludwig van Beethovens Leonore-Ouvertüre Nr. 3 sowie Richard Wagners dritter Aufzug von Siegfried am Programm, es dirigiert Karina Canellakis. Die musikalische Leitung des ersten Konzerts liegt mit Enrique Mazzola beim Dirigenten des Spiels auf dem See, das dritte Konzert dirigiert Marie Jacquot. Die Orchestermatinee mit dem Symphonieorchester Vorarlberg leitet Chefdirigent Leo McFall.

„Ganz persönlich“ präsentieren sich Mitglieder der Wiener Symphoniker in der neuen, gleichnamigen Programmreihe an drei Abenden dem Publikum in kammermusikalischen Besetzungen. Außerdem lädt die Orchesterakademie Bregenz nach einer Woche Probenarbeit mit jungen Musikerinnen und Musikern unter der Leitung von Symphoniker-Chefdirigent Andrés Orozco-Estrada zur Abschlussmatinee ins Festspielhaus. In Zusammenarbeit mit dem Vorarlberger Landeskonservatorium soll mit der neu gegründeten Orchesterakademie Bregenz der künstlerische Nachwuchs gefördert werden.

Eine Oper entsteht
Im Frühjahr 2015 ließ der erste Einblick das Publikum in die Entstehung einer Oper blicken. Zwischenzeitlich geht das Opernatelier in seine dritte Runde. Der ehemalige Festspielintendant und britisch-polnische Regisseur Sir David Pountney geht zusammen mit der belgisch-irischen Komponistin, Geigerin und Grafikdesignerin Éna Brennan auf eine Entdeckungsreise hin zu einer neuen Oper. Der erste Einblick zum noch namenlosen Werk lädt am 25. Jänner ins Kunsthaus Bregenz, das seit Anbeginn als Partner fungiert. Die Multikünstlerin ist auch beim Konzert im KUB am 9. August mit Mitgliedern des Symphonieorchesters Vorarlberg zu erleben. Die Uraufführung des Opernatelier-Werks ist für die Saison 2024 geplant.

Burgtheater und Deutsches Theater Berlin zu Gast am Bodensee
„Was würd ich machen, wenn ich König wär?“ Diese Frage rückt William Shakespeare in den Mittelpunkt seines Schauspiels Der Sturm in der erstmals gezeigten Übersetzung von Jakob Nolte. Als Koproduzent ist erneut das Deutsche Theater Berlin zu Gast im Theater am Kornmarkt. Die Inszenierung liegt bei Jan Bosse, zuletzt am Bodensee tätig in der Festspielsaison 2019 als Regisseur von Don Quijote. Bereits im April hebt sich der Vorhang im Festspielhaus: Mit Jean-Paul Sartres Geschlossene Gesellschaft ist das Burgtheater Wien erneut zu Gast bei den Bregenzer Festspielen. Den Klassiker des Existenzialismus inszeniert Martin Kušej, Premiere ist am Karsamstag, die zweite Vorstellung folgt am Ostersonntag.

Abschließend bewertet Intendantin Elisabeth Sobotka das neue Programm so: „Diese Breite und Vielfalt unseres Programms sind ein bedeutender Faktor des Erfolges und Profils der Bregenzer Festspiele“.

Die  Festspiele 2022 finden von 20. Juli bis 21. August statt. Tickets und Infos unter www.bregenzerfestspiele.com und Telefon (0043)55744076.