Das Besondere an der Oper in Bad Vilbel
Beispielsweise bot das Mitwirken einer Saz in der „Entführung aus dem Serail“ die Möglichkeit, Orient und Okzident auch musikalisch deutlicher zu verbinden. Der Einsatz von Akkordeon und Posaune im „Fliegenden Holländer“ konnte die Dramatik und das Thema „Meer“ ideal unterstützen. In „La Cenerentola“ kam Rossinis komponierte Leichtigkeit und Spritzigkeit auch durch den Einsatz der Mandoline (neben Flöte, Violine, Fagott und Klavier) bestens zur Geltung. Eine Marimba war in Humperdincks „Hänsel und Gretel“ nicht nur optisch ein Highlight, sondern konnte durch die große Variabilität (auch des Spielers) vielfältige musikalische Funktionen im Rahmen des Ensembles übernehmen. Der Einsatz einer akustischen Gitarre in „Die Zauberflöte“ gab Mozarts Arien teilweise eine intime Songcharakteristik.
Insbesondere beim jungen Publikum sollte auch der visuelle Effekt nicht unterschätzt werden: Das Musikensemble ist jederzeit auf der Bühne sichtbar und damit Teil des Geschehens - im Gegensatz zum großen Orchester im Orchestergraben. Gerade der junge Zuhörer ist interessiert zu sehen, wie die Klänge entstehen, was ein Wirbel auf der Marimba bewirkt, wie ein Fagott funktioniert …. Der Klang eines großen Orchesters wird nicht vermisst, sondern das kleine Kammermusikensemble kann durch den direkten Kontakt sogar eher zum eigenen Musizieren und Singen anregen und ermutigen.
Dass das Gesangsensemble ausnahmslos aus jungen Sängerinnen und Sängern besteht, gibt den Bad Vilbeler Fassungen eine jugendliche Frische, die vielleicht auch dem Vorurteil der „angestaubten“ Opernwelt entgegenwirkt.