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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Corona-Herbst: "Wir gehen auf einem brutal hohen Infektionsniveau in den Herbst"

von pm/ots

(08.09.2022) Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen, Überlastung des Gesundheitswesens oder doch alles entspannt? Corona ist noch nicht vorbei und die Sorge vor dem bevorstehenden Herbst und Winter ist groß. Doch wie geht es mit der Pandemie weiter und welche Entwicklungen stehen in den nächsten Monaten bevor? Einblicke lieferte Prof. Dr. Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie, Universität des Saarlandes bei der Zukunftskonferenz VISION.A powered by APOTHEKE ADHOC.

Unter dem Titel "Corona-Herbst: Was bringen die nächsten Monate?" widmete sich der Corona-Experte der künftigen Entwicklung in der Pandemie. Entscheidend sei dabei ein Blick auf die unterschiedlichen Varianten, die Impfquote und den Aspekt der Saisonalität. Im Vergleich zur Entwicklung der letzten beiden Jahre zeigt sich ein entscheidender Unterschied: Die neuen Virusvarianten BA.4 und BA.5 haben zu einer starken Sommerwelle geführt. "Wir sind in einer sehr hohen Welle und bewegen uns damit in den Herbst hinein", so der Experte. Der Grund: die Infektiosität von BA.4/BA.5 sei im Vergleich zum Wildtyp achtmal so hoch. Zugleich ist die Impfbereitschaft im Sinkflug und die letzte Impfung bei vielen Menschen schon Monate her.

Mit seinem Team arbeitet Lehr an Simulationen für die künftige Entwicklung. Die Szenarien zeigen dabei: Es wird ungemütlich. Denn die Zahl der Infektionen dürfte wieder deutlich zunehmen. Und damit auch die Folgen. Eine Überlastung des Gesundheitswesens sei dabei laut Lehr nicht das größte Problem. Stattdessen dürften Personalausfälle auf allen Ebenen für Herausforderungen sorgen. Hinzu kommt die "Pandemüdigkeit" als Knackpunkt. "Die Menschen haben keine Lust mehr auf Pandemie", so der Experte. Auch die bevorstehende Grippewelle und die Zunahme weiterer Atemwegserkrankungen seien ebenso Probleme wie die aktuelle Energiekrise.

Was tun, um sich darauf vorzubereiten? "Impfungen - The next big thing?" lautet daher die Frage. Hier können unter anderem die neuen variantenangepassten Impfstoffe eine Rolle spielen. "Einfach laufen lassen" kann laut Lehr nicht die Lösung sein, denn das Risiko von Reinfektionen und Long-Covid sei zu groß. "Wir müssen uns weiter schützen, und zwar selbst", lautet seine Forderung. Dabei seien die bewährten Maßnahmen wie AHA+L, die Nutzung der Corona-Warn-App und Co. unerlässlich. Was zählt ist dabei das Prinzip der Eigenverantwortung, denn die Politik könne nur einen gewissen Rahmen vorgeben, jedoch nicht mehr jede/n Einzelne/n schützen.

In puncto Prävention nahm Lehr auch die Apotheken in die Pflicht. Denn diese können dazu beitragen, beispielsweise auch durch die "Vermarktung" von Corona-Medikamenten wie Paxlovid und Co. Und auch eine Rückkehr zur Maskenpflicht in der Apotheke hält der Experte für sinnvoll.