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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Chaos an den Schulen

"Die 10 Todsünden der Schulpolitik" von Heinz-Peter Meidinger

von Ilse Romahn

(07.01.2021) Hochmut, Arroganz und Faulheit kennzeichnen die deutsche Bildungspolitik der letzten 50 Jahre. Das ist die Bilanz des Gymnasiallehrers Heinz-Peter Meidinger nach 36 Jahren Praxis. Als amtierender Präsident des Deutschen Lehrerverbandes legt er „Die 10 Todsünden der Schulpolitik“ vor und plädiert für eine grundsätzliche Erneuerung / ab Januar bei Claudius

Cover "Die 10 Todsünden der Schulpolitik" von Heinz-Peter Meidinger
Foto: Claudius Verlag.
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Gleich zwei bayerische Staatsminister waren zugegen, als Gymnasialdirektor Heinz-Peter Meidinger im Juli 2020 in den Ruhestand verabschiedet wurde. Doch Meidinger wäre nicht einer der profiliertesten Kritiker der deutschen Bildungspolitik, wenn er sich wirklich zur Ruhe setzen würde. Stattdessen sah er mit Sorge, dass die Corona-Pandemie im Schulwesen nicht nur Defizite sichtbar machte, sondern auch droht, nach wie vor ungelöste Probleme zuzudecken. Hier bezieht Heinz-Peter Meidinger nun eine klare Position. Seine Streitschrift „Die 10 Todsünden der Schulpolitik“ erscheint am 25. Januar 2021 im Claudius Verlag.

Die aus der Bibel entlehnte Kategorie „Todsünde“ wählt der bekennende Katholik aus Niederbayern mit Bedacht. Meidinger kritisiert an der deutschen Bildungspolitik nicht einzelne Handlungen und Fehltritte. Ihr desolater Zustand beruht auf Haltungen, die wie die sogenannten Todsünden von Habgier bis Faulheit zu schlechten Gewohnheiten geworden sind. Dazu zählen zunächst die Überforderung der Schule und die daraus resultierende Überlastung der Lehrkräfte. Weiter beschreibt Meidunger, wie in Ost- und Westdeutschland die Schule als ideologisches Instrument missbraucht wurde, welches Chaos die „Reformitis“ anrichtet und wie der Neoliberalismus Bildung als Ware deklariert, um sie nach marktwirtschaftlichen Gesetzen zu organisieren.

Auf Basis seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Lehrerberuf, als Schuldirektor und Verbandsvorsitzender unterzieht Heinz-Peter Meidinger die Schulpolitik einer schonungslosen, praxisnahen Analyse. Im Unterschied zu den Lehren der Bibel, so mahnt er, werden im „hochkomplexen Politikfeld Bildung und Schule“ allerdings nicht die Täter bestraft. Vielmehr müssen Lehrer, Schüler, Eltern und letztlich die gesamte Gesellschaft für die hier begangenen Todsünden büßen. Dass Meidinger abschließend auch Anzeichen der Hoffung aufzählt und aufzeigt, wie auch die schlechtesten Gewohnheiten abzulegen wären, macht seinen Appel umso dringlicher.

"Die 10 Todsünden der Schulpolitik" von Heinz-Peter Meidinger Hardcover, ca. 128 Seiten.ISBN: 978-3-532-62864-5 € 15,00 [D]
Erscheint am 25. Januar 2020 im Claudius Verlag.

Heinz-Peter Meidinger wurde 1954 in Regensburg geboren. Als Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung studierte er u.a. Deutsch und Sozialkunde für das Lehramt am Gymnasium. Nach 19 Jahren Unterrichtspraxis wurde er 2003 Schulleiter des Robert-Koch-Gymnasiums in Deggendorf und trat 2020 in den Ruhestand. Von 2004 bis 2017 war er Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes. Seit 2017 ist er Präsident des Deutschen Lehreverbandes und ein vielgefragter Interviewpartner (u.a. Tagesschau, SWR, Die Welt) zum Thema Schulpolitik. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.