Letzte Aktualisierung: 16.09.2024
Café Pause: Gespräche als Entlastung für die Psyche
von Adolf Albus
(27.09.2023) In Deutschland sind knapp fünf Millionen Menschen pflegebedürftig. Die meisten von ihnen werden zu Hause durch ihre Angehörigen versorgt.
„Viele pflegende Angehörige sehen sich dabei enormen Anforderungen gegenüber“, weiß die Seniorenberaterin der Gemeinde Kriftel, Gabriele Kortenbusch. Sie hat unter dem Dach des Familienzentrums Kriftel 2016 mit dem Café Pause erstmals einen Treffpunkt für pflegende Angehörige eingerichtet. Inzwischen gibt es monatlich eine Gelegenheit für pflegende Angehörige jeden Alters, sich bei Kaffee und Gebäck mit Menschen auszutauschen, die in einer ähnlichen Situation sind. Die Ehepartner, Eltern oder Freunde selbst betreuen oder deren Angehörige in einem Pflegeheim sind. Auch hier kann es das Bedürfnis geben, sich anderen mitzuteilen oder einen guten Rat zu erhalten.
So kommt es vor, dass im Café Pause auch einmal Tränen fließen. Wenn der Druck der Pflegesituation, die Erschütterung über die schwere Erkrankung des Lebenspartners oder der Eltern übermächtig wird. Und niemand da ist, mit dem man im Alltag darüber sprechen kann. Endlich gibt es jemanden, der in einer ähnlichen Situation ist, der einfach zuhört, der vielleicht einfach nur wissend nickt, der bestärkt und nicht fortschiebt oder verharmlost.
Was sich ansammelt, muss heraus
„Meist möchte der Pflegende, gerade gegenüber dem Kranken, Trauer und Verzweiflung nicht zeigen, immer wieder neuen Lebensmut geben. Die Angst, sich vielleicht bald von einem geliebten Menschen verabschieden zu müssen, wird verdrängt, Emotionen unterdrückt. Doch was sich ansammelt, muss heraus, sonst bleibt der Pflegende langfristig selbst auf der Strecke“, weiß Gabriele Kortenbusch. „Einen Angehörigen zu pflegen, bringt einen an seine physischen und psychischen Grenzen“, weiß sie aus ihrer täglichen Arbeit in der aufsuchenden Seniorenberatung. „Aber oft bringt ein anderer Blickwinkel neue Impulse und eine Entspannung für die Psyche.“
Wichtig ist der Seniorenberaterin zu betonen, dass es sich um einen zwanglosen Gedanken- und Erfahrungsaustausch handelt. „Wir möchten pflegenden Angehörigen eine kurze Auszeit verschaffen, einen geschützten Platz bieten, Sorgen und Nöte loszuwerden, sich auszusprechen und mit Menschen zusammen zu sein, die ähnliches erleben. Allein das hilft schon.“ Auch wenn man die Situation grundsätzlich nicht ändern kann, hilft es ungemein, sie einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen. „Über etwas frei zu sprechen, nimmt viel Last und erleichtert. Schließlich müssen die Pflegenden auch an sich denken, immer wieder versuchen, Kraft zu tanken, um weitermachen zu können“, sagt die Seniorenberaterin, die sich freuen würde, wenn sich noch mehr Menschen in das Café „trauen“.
Hemmungen und Schamgefühle müssen oft erst überwunden werden, weiß sie, auch das Gefühl, den Partner oder den Elternteil nicht alleine lassen zu können. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichten mir oft, dass sie aus den Treffen viel mitnehmen. Sie haben gemerkt: Sie sind nicht allein“, so Kortenbusch.
Das „Café Pause“ öffnet wieder am Montag, den 9. Oktober, von 15.30 bis 17 Uhr im Kursana Domizil am Freizeitpark. Eine Anmeldung wäre hilfreich, aber nicht erforderlich. Infos bei Gabriele Kortenbusch unter (06192)4004-26 oder gabriele.kortenbusch@kriftel.de