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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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BVZ-Schülerladen Budenzauber aus F-Goldstein erhält Deutschen Fotojugendpreis

von Ilse Romahn

(24.05.2022) Der BVZ-Schülerladen „Budenzauber“ aus Frankfurt-Goldstein ist in Köln mit dem Deutschen Fotojugendpreis ausgezeichnet worden. Aus über 10.000 Einreichungen hatte eine Fachjury 37 Preisträger im Alter von acht bis 25 Jahren ausgewählt. Darunter auch die beiden Beiträge „Der Hai“ und „Freundschaft“, die die Einrichtung für den Bundeswettbewerb eingereicht hatte.

Schülerladen (v.l.n.r): David Leimann, Gospel Ubuh, David Osemen, Maja Farin, Clara Erl, Divine Osemen und Sven Lehmann (Parlamentarischer Staatssekretär im BMFSFJ).
Foto: KJF/Katrin Chodor
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Entstanden waren die Aufnahmen während eines Foto-Workshops unter der Leitung von Fotografin Angélique Politz in den Sommerferienspielen 2021. Alle prämierten Arbeiten sind im Kölner Museum für Angewandte Kunst noch bis 12. Juni zu sehen.

Der Deutsche Jugendfotopreis ist seit 1961 die Plattform für Fotografien von Kindern und Jugendlichen. Bei der Jubiläums-Ausgabe anlässlich der 60. Auflage des Bundeswettbewerbs gehört der BVZ-Schülerladen Budenzauber aus Frankfurt-Goldstein zu den prämierten Preisträgern. Am 22. Mai wurde die Auszeichnung im Kölner Museum für Angewandte Kunst an die Gruppe aus der Frankfurter BVZ-Einrichtung überreicht. „Wir gratulieren allen Preisträgern“, sagte Dr. Eva Bürgermeister, Leiterin des Deutschen Kinder- und Jugendfilmzentrums, das den Bundeswettbewerb durchführt: „Ihre Bilder zeigen, wie intensiv und kreativ sich Kinder und Jugendliche mit ihrer Lebenswelt sowie fotografischen und digitalen Medien auseinandersetzen."

„Wir hätten nie im Traum daran gedacht, zu den Gewinnern zu hören. Das freut uns vor allem für die Kinder und bestätigt uns in unserer Arbeit“, sagte Budenzauber-Leiterin Christine Kiebel, die seit 20 Jahren in der Einrichtung Am Wiesenhof 109 arbeitet. Trägerin ist die gemeinnützige BVZ GmbH, die große freie Kita-Betreiberin in Frankfurt. Auch die Kinder zeigten sich stolz über diese Anerkennung. „Die Preisverleihung war für mich ein schöner und aufregender Moment“, sagte die achtjährige Divine. Sie ist auf dem Gewinnerfoto „Der Hai“ zu sehen. Entstanden waren die Aufnahmen während eines Foto-Workshops, den der Schülerladen für die Ferienspiele in den Sommerferien 2021 auf die Beine gestellt hatte. „Während der Ferienspiele organisieren wir immer eine Projektwoche, bei der es uns um kulturelle Bildung geht und die Kinder erfahren und lernen sollen, sich kreativ auszudrücken. Diesmal hatten wir uns für den Schwerpunkt ‚Fotografie‘ entschieden“, erläutert Leiterin Kiebel. Unter der sozialpädagogischen Begleitung der Frankfurter Fotografin und Sozialarbeiterin Angélique Politz hatten die gut 15 Grundschüler zwischen sieben und zehn Jahre alt im Sommer 2021 eine Woche lang spielerisch die Welt der Fotografie vor und hinter der Kamera erkundet und eigene Fotogeschichten entwickelt.

Bei dem Workshop „ging es nicht nur um die Technik, sondern auch um die Wahrnehmung der Kinder: von sich, den anderen, in der Gruppe. Sie sollten sich über die Fotografie ausdrücken, selbst erfahren und Perspektivwechsel wagen“, beschreibt die erfahrene Pädagogin Kiebel. Projektleiterin Politz ergänzt: „Fotografischer Selbstausdruck ermöglicht nicht nur aktive Teilhabe an einer bunten und vielfältigen Gesellschaft. Sich als selbstwirksam und gestaltend zu erleben, ist bedeutsamer Bestandteil von kulturellen Bildungsprozessen.“

Ausgestattet mit Spiegelreflexkameras konnten die Kinder ihre Wahrnehmung in einer Emoji-Fotorallye schärfen, sind in Rollen von Superhelden geschlüpft, haben den künstlerischen Reiz von Schattenbildern erkundet oder gemeinsam ihre Wünsche in Einzelbildern und Serien ausgedrückt. Auch das Experimentieren am Computer mit digitaler Nachbereitung gehörte dazu sowie das Finden passender Bildtitel und die Gestaltung einer kleinen Ausstellung im Schülerladen. Sozialarbeiterin und Fotografin Politz war es in der Fotoprojektwoche wichtig, dass die individuellen Interessen und Ideen der Kinder im Mittelpunkt standen. Sie bestärkte sie darin, ihre eigene Sicht auf die Welt zu zeigen, vor allem auf non-verbaler und visueller Ebene. „Diese ganze Woche war einfach fantastisch, hat uns allen Spaß gemacht und für gute Laune gesorgt“, so das positive Fazit von Schülerladen-Leiterin Christine Kiebel.

Und jetzt erfuhr diese Projektwoche noch eine Ehrung. Durch die Auszeichnung werden die Perspektiven der Kinder für ein großes Publikum sichtbar. Workshop-Leiterin Angelique Politz hatte nach Rücksprache mit dem Schülerladen als Wettbewerbsbeiträge eine Auswahl Fotos eingereicht, darunter die Bilderserie „Der Hai“ und das Foto „Freundschaft“. In der Kategorie „Freie Themenwahl“ und in der Altersgruppe „Bis 10 Jahre“ zeichnete die Fachjury des Deutschen Fotojugendpreises die Beiträge aus. Bei der Verleihung am Sonntag gab es für den Schülerladen noch eine Überraschung: Die Jury zeichnete das Schatten-Foto „Freundschaft“, auf dem sich zwei Mädchen abklatschen, der Fotogruppe „Girl Power“ zusätzlich mit dem 1. Fotogruppenpreis aus. „Das ist eine Geste der Freundschaft, die überall auf der Welt verstanden wird“, so die Jury in ihrer Begründung: „Zwei Silhouetten vor einer sonnigen Wand – Licht und Schatten, ein kurzer Moment, für alle Zeit festgehalten. In tollem Schwarzweiß und wunderschön komponiert zeigt das Bild die Freundschaft und Verbundenheit der Beiden. Die Situation wirkt wunderbar und überhaupt nicht inszeniert, eben Freundschaft.“ Clara (9) erläutert die Idee des Bilds: „Wir haben einfach versucht, schöne Fotos zu machen, und da kamen wir auf die Idee mit dem Check für die Freundschaft.“ Aus über 10.000 Einreichungen hatte die Fachjury 37 Preisträger im Alter von acht bis 25 Jahren ausgewählt.

„Der Hai“ besteht aus zwei Aufnahmen. Auf dem einen ist die achtjährige Divine zu sehen, wie sie scheinbar schmerzverzerrt aufschreit. Und auf dem anderen ein Hai-Stofftier, dessen großes offenstehendes Maul gerade nach einem Fuß schnappt. Aufgenommen hat das Foto ihr Bruder David (10 Jahre), der viel Spaß an dem Fotoprojekt hatte: „Das war so eine Mischung aus Kunst und Erdkunde oder Sachunterricht. Das mochte ich. Bei Erdkunde lernt man Sachen über die Erde, und bei Kunst macht man Bilder, und man lebt ja auch ein bisschen mit Kunst.“