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Bundesweite Aktionswoche Fachkräftesicherung: "Wichtig sind die Menschen“

Der Fachkräftebedarf wird gewöhnlich statistisch erhoben. Im Rahmen der Aktionswoche Fachkräftesicherung schaute Dr. Bettina Wolf, Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Hessen, hinter die Kulissen. Neben der Analyse von Zahlen und Fakten ging es um einen Blick in den Arbeitstag der Pflegenden und der betreuten Menschen.

Dass es besonders in der Altenpflege neben einer guten Versorgung auf das Miteinander ankommt, ist Marianne S., Bewohnerin des Altenhilfezentrums Victor-Gollancz-Haus in Frankfurt am Main, besonders wichtig klarzustellen. „Die Beziehung von Mensch zu Mensch wird hier gelebt. Es ist nicht selbstverständlich, dass so viel persönliche Zuneigung gegeben wird“, betont die Seniorin im Gespräch mit Dr. Bettina Wolf.

Die Altenpflege ist eine Branche, in der Fachkräfte besonders dringend gesucht werden, denn immer mehr Menschen erreichen ein hohes Alter oder benötigen aus anderen Gründen umfangreiche Unterstützung im täglichen Leben. Auch im Austausch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird schnell klar, dass in der Altenpflege besondere menschliche Qualitäten gefragt sind. 

„Eine qualitativ angemessene Betreuung im Alter ist ein Thema, dass uns alle angeht“, betont Dr. Bettina Wolf bei ihrem Besuch. „Es handelt sich um ein reales, aktuelles Thema, mit dem jeder konfrontiert werden kann. Die Rechnung ist einfach: Können Altenpflegeeinrichtungen ihre Stellen nicht besetzen, geht dies zu Lasten der Menschen, die eine tägliche Betreuung benötigen und derer, die in diesem Beruf arbeiten.“

Das Altenhilfezentrum Victor-Gollancz-Haus in Sossenheim ist eine Einrichtung des Frankfurter Verbands für Alten- und Behindertenpflege e.V.. Besonderen Wert legt die Einrichtung auf einen respektvollen und kultursensiblen Umgang mit den 123 Bewohnerinnen und Bewohnern. „Wir sind ein multikulturelles Haus“, beschreibt Ute Bychowski, Fachbereichsleitung stationäre und teilstationäre Pflege des Verbandes. „Das gilt für unsere Bewohner genauso wie für unser Personal. Es wird immer schwieriger, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit entsprechenden Kenntnissen und junge Menschen zu finden. Deshalb gehen wir bei der Suche unterschiedliche Wege. Wir werden unseren Fachkräftebedarf in Zukunft nicht ansatzweise decken können, wenn wir nicht auch Personal aus dem Ausland rekrutieren.“

Diese Problematik ist der Arbeitsmarktexpertin Dr. Wolf wohl bekannt. „Wir arbeiten seit vielen Jahren an diesem Thema. Heute erlebe ich in der Praxis, wie wichtig diese Arbeit ist, wo der Schuh drückt und welche Aktivitäten etwas bewirken können. Allein für den Bereich der Altenpflege förderten die hessischen Arbeitsagenturen im letzten Jahr nahezu 1.100 abschlussorientierte Qualifizierungen. Das waren deutlich mehr als im Vorjahr und machte rund ein Viertel aller geförderten Qualifizierungen mit Abschluss aus. Die Bundesagentur für Arbeit setzt sich aktiv mit gezielten Beratungsangeboten, Aktionen, Jobbörsen und auch mit der Vermittlung ausländischer Arbeitskräfte für die Gewinnung von Fachkräften ein. Die regionalen Arbeitsmarktakteure unterstützen Unternehmen gemeinsam mit Projekten, Netzwerken und Initiativen bei der Mitarbeitersuche.“

Mehr als 40.000 Menschen gingen im Jahr 2017 in Hessen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in der Altenpflege nach. Der Anteil der Frauen lag mit mehr als 80 Prozent deutlich über dem der Männer. Unter den 1.907 bei den hessischen Arbeitsagenturen im August 2018 gemeldeten offenen Stellen waren 1.080 Stellen auf Fachkräfteniveau.

Die Stellenbesetzung gestaltet sich zunehmend schwierig. Im Schnitt dauerte es 142 Tage, eine freie Fachkraftstelle in der Altenpflege zu besetzen, erläuterte Dr. Bettina Wolf. „Die Aktivitäten der Arbeitsagenturen und Jobcenter sind darauf ausgerichtet, diesen Zeitraum deutlich zu verkürzen, damit wir uns gut um die Menschen kümmern können, die auf Hilfe angewiesen sind. Das gilt natürlich genauso für alle anderen Berufe, in denen es zu Engpässen kommt.“   

Hintergrundinformation
Unter dem Motto „Menschen in Arbeit – Fachkräfte in den Regionen“ will die bundesweite Aktionswoche zur Fachkräftesicherung auf die Bedeutung   aufmerksam machen, die das Thema für die Entwicklung und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, aber auch für die berufliche Zukunft und die Existenzsicherung der Beschäftigten einnimmt. Organisiert wird sie vom „Innovationsbüro Fachkräfte für die Region“ im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS)

In Hessen finden sich folgende Enpassberufe: Medizin-, Orthopädie- und Rehatechnik (Fachkräfte und Spezialisten); Klempnerei, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (Fachkräfte und Spezialisten); Energietechnik (Fachkräfte); Gesundheits-, Krankenpflege, Rettungsdienst, Geburtshilfe (Fachkräfte); ltenpflege (Fachkräfte); Softwareentwicklung, Programmierung (Spezialisten); Körperpflege (Friseure) – (Spezialisten); Fahr- und Sportunterricht (Spezialisten); Hochbau (Spezialisten); IT-Systemanalyse, Anwenderberatung, IT-Vertrieb (Experten).