Buchtipp für Weingenießer
„Man kennt ja das Phänomen des „Urlaubsweines“, so schreibt er in seinem Vorwort. „Eben noch an einer sonnigen Bar genossen, schmeckt der Wein zuhause plötzlich überhaupt nicht mehr“. Wolle man den perfekten Weingenuss erzielen, braucht es sympathische Menschen, ein passendes Licht, eine gute Stimmung und ein entsprechendes Ambiente. Sei das nicht der Fall, nutze selbst ein noch so guter Tropfen wenig.
So hat er für sein neues Buch Weingenießer nach ihren Lieblingssorten für den perfekten Weingenuss befragt. Herausgekommen ist eine Sammlung mit vielen Geheimtipps und Empfehlungen für viel gepriesene aber auch weniger bekannte Plätzen in deutschen Anbaugebieten – von der Weinbar bis zur Vinothek, vom Top-Restaurant bis zur Straußwirtschaft, vom Wanderweg bis zum Weinmuseum.
Einige Ziele sollen hier aufgeführt werden. So zum Beispiel in Bad Neuenahr-Ahrweiler das Restaurant Hohenzollern. Auf der Weinkarte stehen die „Großen Lagen“ am Silberberg, dessen Reben sich für einen komplexen Geschmack, expressiven Lagecharakter und ein besonderes Reifepotential auszeichnen, vor allem für die hohe Qualität der Ahr-Rotweine. Dazu werden klassisch-mediterrane Gerichte sowie Speisen der gehobenen Landhausküche serviert. Sie schmecken besonders gut von der großen Terrasse mit einem weiten Ausblick ins Tal auf die römische Villa und auf den Silberberg.
Oder in Werder an der Havel, wo sich Deutschlands nördlichster Straußwirtschaft, „die Weintiene“ am Wachtelberg befindet. Die Familie Lindicke betreibt seit 30 Jahren Obst- und Weinanbau. Bandenburg ist kein offizielles Weinbaugebiet, obwohl hier schon seit 800 Jahren Reben angepflanzt werden. Es liegt nördlich der aus klimatischen Gründen gezogene Linie – 175 Kilometer entfernt vom Anbaugebiet Saale-Unstrut. Es darf daher auch Qualitätswein statt nur Landwein auf den Etiketten stehen. Ins Glas kommen aber „Tropfen, die den Vergleich nicht scheuen müssen“. Dazu werden Schinken– und Käsebrot, Strammer Max oder Käsewürfel gereicht. Hausherr Lindicke hat auf dem Wachtelberg wie in einem Freilichtmuseum elf verschiedene Rebsorten angepflanzt und informiert dabei über deren Vorzüge.
Eine Mischung aus Oldtimern und einer Eventgastronomie gibt es in Lindau am Bodensee. In der Eilguthalle, eine alte verrostete Zoll-Halle, am Schützingerweg 2 zu sehen. Christine Buck-Zimmermann und ihr Mann Florian betreiben ein „erstklassiges Restaurant in einem Glaspavillon, einen Biergarten mit Strandlounge und eine loungige Bar“. Eine Art Hamburger-Hafen-Feeling umgibt den Ort. Die Küche offeriert regionale Gerichte auch solche aus dem „Lindauer Kochbuch von 1890“. Auf der Weinkarte stehen außergewöhnliche Bodensee-Weine mit frischen und jungen Erzeugnissen. Ein Ort für Oldtimerfreunde und Genießer.
Weiter geht’s es nach Marktbreit in Unterfranken, ein Bilderbuchweinort, in dem fast die gesamte Altstadt denkmalgeschützt ist. Aus dem 18. Jahrhundert ist auch der „Alte Esel“ mit seinen roten Fensterläden und weißen Sprossenfenster. Innen: einfache Holztische, schlicht eingedeckt und dekoriert. Eine Karte gibt es nicht, die tagesaktuellen Gerichte stehen auf der Tafel und abends werden Menüs, auch fränkische, mit passender Weinbegleitung serviert. Es ist ein zwei Personen-Betreiber-Paar Ramona Söder agiert in der Gaststube, Markus zaubert in der Küche.
Auch wenn HP Mayer schon ein Buch über den Rheingau und seine Winzer geschrieben hat, darf das „feine Ländsche“, also der Rheingau, auch seinem neuen Buch nicht fehlen. 13 Adressen werden aufgeführt, darunter auch der Gutsausschank „Edelmann“ in Mittelheim („Hier bekommt man sehr ordentliche Weine zu einem Schoppen – oder Flaschenpreis wie früher“), die „Schlossschänke“ auf Schloss Johannisberg („ein von einer Feinkostmarke betriebenes Restaurant“), in dem die Edelfäule und damit die Spätlese entdeckt wurde, dann die „Zeilenspringer“ in Lorch am Rhein, eine Vereinigung von Winzern rundum, in der das Miteinander und der Austausch von Informationen und Erfahrungen sowie die Organisation von gemeinsamen Veranstaltungen gepflegt wird. Jüngstes Mitglied ist das Weingut Altenkirch in Lorsch, von dem man sagt, es hätte den schönsten Gewölbekeller der Region. Wildbratwurst, Tartar von der Wisperforelle, der „besten Forelle der Welt“, Spinatknödel oder Krautflammkuchen schmecken hier sehr gut zu den mineralischen Rieslingen.
Mit dem Buch können sich Weinlieber auf genussreiche Reisen begeben und die traditionsreichen Orte rund um den Rebensaft besuchen. Zugleich gibt der Autor die Empfehlung mit, dass man auf der Suche nach dem Lieblingswein feststellt, der gleiche Riesling getrunken an einem Ort, zu einem leckeren Essen und einer unterschiedlichen Aussicht, oft unterschiedlich schmeckt. Daher solle man es mit Konfuzius halten, der dazu gesagt habe: „Der W e g ist das Ziel – zum Weingenuss“.
Das Weinentdeckungswerk ist im Emons-Verlag erschienen unter der ISBN-Nummer: 978-3-7408-0371-1, ist reich bebildert, 240 Seiten stark, kostet 16,95 Euro und ist im Buchhandel erhältlich.