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Bluthochdruck ist die Volkskrankheit Nr. 1

Am 17. Mai ist Welthypertonietag

Bluthochdruck ist in Deutschland die Volkskrankheit Nummer 1. Die Deutsche Hochdruckliga ermutigt aus Anlass des Welthypertonietags am 17. Mai Ärzte daher dazu, an dem Thema „dranzubleiben“ und besonders genau hinzuschauen. Denn manchmal verbirgt sich hinter Normalwerten in der Arztpraxis eine maskierte Hypertonie. Auch bei der „Weißkittelhypertonie“ sollte man sich nicht in falscher Sicherheit wägen. Ebenso wichtig wie die Diagnostik ist das Therapiemonitoring, um Folgekrankheiten zu vermeiden.

Wenn eine Krankheit den Namen „Volkskrankheit“ verdient, ist es Bluthochdruck (Hypertonie). Sie betrifft schon heute ein Drittel der deutschen Bevölkerung. Mit dem demografischen Wandel wird dieser Anteil weiter steigen, denn die Häufigkeit der Erkrankung steigt mit dem Alter. Bei den über 60-Jährigen ist im Durchschnitt sogar jeder Zweite betroffen. Noch hat erst ein Teil der „Babyboomer-Generation“ (sie umfasst die Geburtenjahrgänge zwischen 1955 und 1964) diese Altersgrenze überschritten, in den nächsten fünf Jahren wird also rein rechnerisch der Anteil der Menschen mit Bluthochdruck noch einmal steigen. Zumal auch unter jungen Menschen, sogar unter Kindern und Jugendlichen, die Erkrankungsrate kontinuierlich steigt.

Die Folgen von Bluthochdruck sind nicht zu unterschätzen: Die Hälfte aller Schlaganfälle und Herzinfarkte gehen auf sein Konto, außerdem kann die Behandlung von Bluthochdruck auch das Risiko für Nierenkrankheiten, Erblindung und Demenz senken. Die rechtzeitige Diagnose und konsequente Therapie von Bluthochdruck erspart somit viel persönliches Leid und würde sich auch gesundheitsökonomisch auszahlen.

Blutdruck normal? Diese „diagnostischen Fallstricke“ sollten Hausärzte kennen!

Die Betroffenen sind jedoch oft gar nicht so einfach zu identifizieren. Nicht immer ist es so, wie es scheint. Ca. 15 Prozent der Patienten leiden unter einer maskierten Hypertonie. Die Werte sind in der Arztpraxis noch gerade so normal, häufig auch schon hochnormal, schnellen aber zu Hause, insbesondere nachts, in die Höhe. Die Ursachen dieses oft unbekannten aber tückischen Phänomens werden weiter erforscht.Häufig betrifft diese Form der Hypertonie Menschen mit hohem beruflichem oder privatem Stresslevel, oft auch im jüngeren Lebensalter, so viel weiß man aus entsprechenden Studien. Zur Diagnose sind regelmäßige protokollierte Selbstmessungen erforderlich, die mit den Werten aus der Arztpraxis abgeglichen werden können.

Letztendlich kann nur eine 24-Stunden-Messung endgültigen Aufschluss geben. „Wir raten Medizinern dazu, bei Menschen mit hochnormalen Werten, die bestimmte Risikofaktoren aufweisen – von Übergewicht bis hin zu Stress –, stutzig zu werden und sicherheitshalber eine 24-Stunden-Messung durchzuführen. Gerade bei jungen Menschen mit maskierter Hypertonie ist, wenn sie nicht behandelt werden, das Lebenszeitrisiko für Endorganschäden extrem hoch. Die Hartnäckigkeit von Ärzten kann Leben retten, unser Appell lautet daher ‚Dranbleiben, bitte!‘“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hochdruckliga, Prof. Dr. Markus van der Giet.

Ein weiteres Phänomen, bei dem das „Dranbleiben“ gefragt ist, ist die sog. Weißkittelhypertonie. Dabei sind die Blutdruckwerte bei der Messung in der Arztpraxis erhöht, sonst normal. Also völlig harmlos, dachte man bisher. Doch eine aktuelle Studie aus Italien zeigt, dass das nicht der Fall ist: Menschen mit Weißkittelhypertonie haben eine doppelt so hohe kardiovaskuläre Sterblichkeit wie blutdruckgesunde Menschen, auch ihre Gesamtsterblichkeit ist erhöht.

Die Studie liefert zugleich eine Erklärung für dieses Langzeitrisiko: Die Auswertung ergab, dass Menschen mit bestehender „Weißkittelhypertonie“ zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Studie zehn Jahre später viel häufiger eine dauerhafte Bluthochdruckerkrankung haben als jene ohne anfängliche ‚Weißkittelhypertonie‘. Ihr Risiko für eine arterielle Hypertonie war doppelt so hoch. „Patienten mit Weißkittelhypertonie müssen wir also nachverfolgen, denn wir dürfen den Zeitpunkt nicht verpassen, an dem sie in eine ‚echte‘ Hypertonie übergehen“, betont Prof. van der Giet.

Auch ganz grundsätzlich rät er immer zur genauen Abklärung. „Hinter Schwindel oder Kopfschmerzen, zwei häufige Symptome, wegen derer Menschen ärztlichen Rat einholen, steckt oft ein zu hoher Blutdruck. Die Blutdruckmessung sollte daher die erste diagnostische Maßnahme sein.“

Wichtig: Konsequentes Therapiemonitoring, mit Fokus auf die Adhärenz

Ist die Diagnose gestellt und eine medikamentöse Therapie initiiert, ist der Fall aber längst nicht erledigt. Bluthochdruck bedarf als chronische Erkrankung einer dauerhaften Versorgung und Zuwendung. Wichtig ist, dass die Blutdruckwerte regelmäßig überprüft werden. Daher ist es wichtig, dass Ärzte die Betroffenen zur regelmäßigen und konsequenten Blutdruckselbstmessung ermuntern. Eine aktuelle Studie mit über 1.300 Patienten hat jüngst gezeigt, dass die Blutdruckselbstmessung eine genauso hohe Aussagekraft im Hinblick auf das kardiovaskuläre Risiko hat wie die 24-Stunden-Messung, die medikamentöse Therapie also daran ausgerichtet werden kann. Trotzdem sollte zur Diagnosestellung auch eine Langzeitmessung erfolgen, um z.B. nächtliche Blutdruckspitzen auszuschließen oder auch eine maskierte Hypertonie. Nur eine adäquate Blutdrucksenkung kann das Risiko für gefährlichen Folgeerkrankungen senken.

Bei schlecht eingestellten Betroffenen sollte der Blick auf die Therapietreue gerichtet werden – um sie dauerhaft aufrecht zu erhalten, sind regelmäßige Beratungsgespräche erforderlich. Ein wichtiger Faktor für die Adhärenz ist zudem die Tablettenlast, auch bei Erstmanifestation sind daher sog. „single pills“ zur Blutdrucksenkung der Therapiestandard und, wie eine aktuelle Studie zeigte, auch Outcome-relevant.

Für die regelmäßige Beratung der Betroffenen bietet die Deutsche Hochdruckliga umfangreiches Informations- und Servicematerial – von Blutdruckpässen über die Anleitung zur Selbstmessung bis hin zu Broschüren zu verschiedenen Themen – an, das Ärzte von der Deutschen Hochdruckliga beziehen können unter https://www.hochdruckliga.de/info-shop/mediziner. idw.-