Blauer Mond

von Dr. Jeffrey Myers

Wenn etwas Seltenes passiert, spricht man auf Englisch von „once in a blue moon“. In der Tat: Der „blaue Mond“ – ein Phänomen, das sich im Durchschnitt nicht oft wiederholt (traditionell der dritte Vollmond in einer astronomischen Jahreszeit mit vier Vollmonden).

Was steckt hinter der Redewendung?
Die früheste Verwendung jenes englischen Idioms soll im 16. Jahrhundert gewesen sein, und zwar in einem kirchlichen Kontext. Zwei englische Anhänger der Reformation, William Roy und Jerome Barlowe, verfassten 1524 – vor genau 500 Jahren – eine Druckschrift gegen die Papstkirche, in der die beiden Kritiker mit ironischem Unterton dichteten: If they say the moon is belewe / We must believe that it is true (belewe: Altenglische Schreibweise).

Während eines späteren Aufenthalts in der hessischen Universitätsstadt Marburg soll auch der englische Pfarrer und spätere Märtyrer der Reformation John Frith die römische Kirche kritisiert haben und fügte in seiner Streitschrift eine zusätzliche Farbe hinzu: They would make men believe...that the moon is made of green cheese. 

„Once in a blue moon“ bzw. „the moon is made of green cheese“ deutete also einst auf das Unmögliche bzw. das Absurde hin. Erst später wurde der Ausdruck abgemildert; im 19. Jahrhundert deutete das Sprichwort auf eine sehr lange Zeit hin. Heute bedeutet der Ausdruck so viel wie „sehr selten“.  

 Musiktipps: „Blue Moon“ (Billie Holiday, Frank Sinatra, Elvis Presley et al.), „Once in a Blue Moon“ (Mabel Mercer, Van Morrison), „Once in a Very Blue Moon“ (Nanci Griffith, Crystal Gayle), um nur einige „best of the blue moon songs“ zu nennen…

Die Politik und der blaue Mond
Interessanterweise beginnt die Democratic National Convention in den USA am 19. August und fällt dabei mit dem blauen Mond zusammen. An dieser Stelle scheinen die Deutungsmöglichkeiten unbegrenzt zu sein…