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Letzte Aktualisierung: 18.03.2024

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Birkenfeld: ‚Kinder und Jugendliche in der Corona-Debatte stärker beachten‘

von Ilse Romahn

(26.02.2021) Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld fordert, dass die Folgen der Corona-Krise für Kinder und Jugendliche stärker beachtet werden müssen als bisher. Anlass dafür ist die bundesweite Studie „Jugendliche und Corona (JuCo)“, welche die Frankfurter Pädagogikprofessorin Sabine Andresen jüngst im ersten digitalen Fachforum des Frankfurter Jugendhilfeausschusses vorgestellt hat.

"Die Studie zeigt: Die Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Pandemie wirken sich besonders stark auf junge Menschen aus. Im öffentlichen Diskurs ist davon aber nicht viel zu spüren“, sagt Birkenfeld.

Eine zentrale Erkenntnis der Befragung von über 6000 Jugendlichen: Viele sehen sich auf ihre Rolle als Schülerinnen und Schüler oder Studierende reduziert, die auch in Zeiten von Homeschooling und Online-Vorlesungen „funktionieren“ sollen. „Sie sind aber viel mehr als das: Heranwachsende mit individuellen Bedürfnissen, Sorgen und Wünschen“, betont Birkenfeld. Jugendliche seien aus der öffentlichen Wahrnehmung nahezu verschwunden: „Und wenn sie doch auftauchen, dann meist als vermeintliche Regelbrecher, als Überträger des Virus oder in Bezug auf Homeschooling. Dabei haben sie jetzt seit Monaten, vor allem aus Rücksicht auf die älteren Jahrgänge, auf zentrale Lebensbereiche wie Treffen mit Freunden, Vereinssport und Freizeitaktivitäten verzichtet. Das müssen wir ihnen hoch anrechnen.“

In den politischen Entscheidungen zur Bewältigung der Pandemie fühlten sich die Jugendlichen nicht gehört. Dabei werde die jüngere Generation diejenige sein, die später die finanziellen Lasten der Corona-Pandemie zu tragen habe. In der öffentlichen Debatte gehe es um die Wirtschaft, das Gesundheitssystem oder den Profisport – „nicht aber darum, wann junge Menschen zu einem normalen und vor allem gesunden Alltag zurückkehren können,“ sagt Birkenfeld. „Das muss sich ändern, wenn wir die negativen Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche eindämmen wollen.“

Die mangelnde Perspektive sei für die jungen Menschen eine große psychische Belastung. Kinderpsychologen und -ärzte berichteten bereits von einer steigenden Zahl von Depressionen und Angsterkrankungen bei jungen Patienten. „Deshalb müssen wir das Wohl der Kinder und Jugendlichen stärker in den Blick nehmen und ihnen endlich Perspektiven aufzeigen“, sagt Birkenfeld. Darüber hinaus benötigten auch Kinder und Jugendliche einen Impfschutz. Zwar gebe es bei ihnen seltener schwere Verläufe als bei Erwachsenen, doch gefahrlos sei das Virus für sie nicht. „Wir müssen jetzt auch darüber diskutieren, wann eigentlich Kinder und Jugendliche geimpft werden. Noch ist nicht einmal ein Impfstoff für sie zugelassen.“ (ffm)