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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Bekämpfung von Obdachlosigkeit und Drogensucht in Frankfurt

Ortsvorsteher Strank fordert vom Magistrat neue Maßnahmen

von Ilse Romahn

(11.01.2021) Der Ortsvorsteher des Ortsbeirats 1 (Altstadt, Bahnhof, Europaviertel, Gallus, Gutleut, Innenstadt), Dr. Oliver Strank, fordert den Magistrat auf, die Herausforderungen der Obdachlosigkeit und Drogenabhängigkeit endlich proaktiv und konstruktiv anzupacken, um mehr Menschen von der Straße zu holen.

Sie gehörten zum größten sozialen Leid, das es gebe. Ohne jede Frage hätten sich beide Probleme bereits in den letzten Jahren vor Ausbruch der Pandemie spürbar verschärft.

„Die Corona-Pandemie ist für die ganze Welt eine Jahrhundertherausforderung, doch die schwächsten unserer Gesellschaft trifft sie besonders hart. Wer sich mal mit obdachlosen Menschen unterhalten hat, der weiß, wie schnell manchmal alles schief gehen kann und wie schmal häufig der Grat zwischen Glück und Elend im Einzelfall ist. Statt mit einer Scheindebatte über eine überflüssige wie abstrakte Verschärfung der Gefahrenabwehrverordnung von den eigenen Versäumnissen abzulenken, sollten die zuständigen Dezernenten endlich den Mut aufbringen, konkret neue Wege zu wagen, um mehr Menschen aus ihrer Elendsspirale zu holen. Es gibt nicht die eine große Lösung, aber es muss sich im Umgang mit verwahrlosten Menschen radikal etwas ändern, das ist klar“.  

Nach der alljährlichen Teilnahme an mehreren Essensverteilaktionen macht Strank dafür zwei Vorstöße: Zum einen möchte er, dass der Magistrat nach dem bereits in anderen Städten erfolgreiche „Housing first“-Konzept handelt und Obdachlosen zuallererst bedingungslos eine Wohnung anbietet, unabhängig davon, ob sie mit Sozialarbeitern an psychischen Problemen oder Süchten arbeiten oder nicht. „Haben sie einen festen Wohnsitz und einen Rückzugsort, an dem sie zur Ruhe kommen, dann können auch weitere Probleme leichter angegangen werden wie etwa der anfängliche Bezug von Sozialleistungen. Im geschützten Bereich falle es den Betroffenen auch leichter, sich mit ihrer Sucht zu beschäftigen, weil sie dort mehr Stabilität gewinnen können. So bekommen sie eine echte Chance, den Teufelskreis zu durchbrechen. Es wäre einen Versuch wert“. Primär gehe es darum, den etwa 200 betroffenen Menschen in Frankfurt ein menschenwürdiges Leben zu ermöglich. Frankfurt solle eine Stadt für alle sein. Selbst rein ökonomisch betrachtet sei diese Maßnahme, wenn man alles berücksichtige,  langfristig kostengünstiger für die Stadt.

Zum zweiten fordert Strank, dass der Magistrat den Obdachlosen und Drogenabhängigen Möglichkeiten der Beschäftigung anbietet, die ihnen ein Taschengeld und Wertschätzung einbrächten. Denkbar seien nach dem Züricher Vorbild niedrigschwellige Tätigkeiten wie das Müllsammeln, das zunächst keine besondere Qualifikation erfordert und der Gesellschaft zugute käme. Auf diese Weise ließe sich zugleich das Müllproblem etwa im Bahnhofsviertel angehen.

„Selbstverständlich würden solche Tätigkeiten rein freiwillig erfolgen. Es geht darum, den betroffenen Menschen die Hand zu reichen und die Chance anzubieten, durch eine sinnvolle und entgeltliche Beschäftigung einen ersten Schritt raus aus der Obdachlosigkeit zu gehen und ihnen auf diese Weise einen Vertrauensvorschuss auf ein neues Leben zu geben“, so Strank.