Letzte Aktualisierung: 09.12.2024
Büchners Woyzeck als Neuinterpretation im Theater Rüsselsheim
von Adolf Albus
(12.11.2024) Woyzeck hetzt von Demütigung zu Demütigung. Zwischen Dienen und Gehorchen wird er zum Getriebenen, und das alles, um zu überleben. Georg Büchners soziales Drama Woyzeck gehört zu den meistgespielten und einflussreichsten Dramen der deutschen Literatur.
Am Freitag, 22. November 2024, 19 Uhr ist das Stück in einer Neuinszenierung des Hessischen Landestheaters Marburg im Großen Haus im Theater Rüsselsheim zu sehen. Ein Stück für alle Menschen ab 14 Jahren, die Klassiker und die großartige Sprache Georg Büchners lieben und sich über neue Blicke auf bekannte Stoffe freuen.
Woyzeck ist in Bewegung. Er hetzt von Demütigung zu Demütigung. Zwischen Dienen und Gehorchen wird er zum Getriebenen und das alles, um zu überleben. Nicht nur, um die eigene Existenz zu sichern, sondern auch die seiner Freundin Marie und seines unehelichen Kindes. So setzt er sich aus, jedem Witz über sich selbst, jeder Erniedrigung, jeder Zuweisung und das immerzu. Er rasiert den Hauptmann, wird ausschließlich Erbsen essend zum Objekt der Wissenschaft für den Doktor.
Dieser Mensch ist Betroffener der Armut, der unausweichlichen, gewaltvollen Spaltung zwischen Arm und Reich. Dieser Mechanismus, der sich einschreibt in einen Körper und keine anderen Möglichkeiten für das eigene Schicksal erkennen lässt. Einer, der keine Zeit hat, zu sich selbst zu kommen. Er sehnt sich nach der Stille, der Ruhe, dem Sein können ohne Sorge. Doch die Stille kommt nicht. Er hört unentwegt Stimmen – die Sätze der Anderen, die er immerzu ertragen muss, die ihn bestimmen oder sind es neue, vielleicht gar seine eigenen? Er hört diese Sätze. Diese, die über andere entscheiden, die über ihn entscheiden und nichts anderes zulassen. So auch, als die Eifersucht ihn ergreift, als er vermutet, Marie habe sich auf den Tambourmajor eingelassen. Wird auch er zu einem, der sich nicht entscheiden kann und zum Täter wird?
Auch Büchners Dramenfragment Woyzeck ist in Bewegung. Historisches Vorbild ist der am 3. Januar 1780 in Leipzig geborene Johann Christian Woyzeck. Aus Eifersucht erstach er am 2. Juni 1821 die 46-jährige Witwe Johanna Christiane Woost in einem Hausflur. Woyzeck wurde nach einem langen Verfahren, in dem sich sogar der sächsische Thronfolger mit einem Gutachten für ihn einsetzte, verurteilt und am 27. August 1824 auf dem Marktplatz in Leipzig öffentlich hingerichtet. Hinterlassen hat der hessische Autor ein Fragment, einzelne Szenen, deren Reihenfolge immer neugestaltet werden kann. Es bleibt ein Klassiker in dessen Zentrum ein Mensch aus prekären Lebensumständen steht, ein Mann umgeben von Gewalt und der Frage nach Opfer- und Täterschaft.
Für alle Menschen ab 14 Jahren, die Klassiker und die großartige Sprache Büchners lieben und sich auf neue Blicke auf bekannte Stoffe freuen. Für alle, die den Kampf des Einzelnen in und mit Gesellschaft nur allzu gut kennen.
Regie: Eva Lange, Bühne: Cosima Wanda Winter, Kostüme: Ulrike Obermüller, Musikalische Leitung: Christian Keu,l Dramaturgie: Christin Ihle, Theaterpädagogik: Max Linzner
Mit: Adele Emil Behrenbeck, Saskia Boden-Dilling, Jorien Gradenwitz, Lilian Heeb, Zenzi Huber, Georg Santner, Johanna Schwaiger und Christian Simon
Das Theaterstück Woyzeck wird vom Hessischen Landestheater Marburg am Freitag, 22. November 2024 um 19 Uhr im Großen Haus im Theater Rüsselsheim aufgeführt. Dauer ca. 95 Minuten keine Pause. Einführung um 18 Uhr im Foyer. Ab 14 Jahren geeignet.
Tickets und Ermäßigungen sind online und in den Servicestellen von Kultur123 Stadt Rüsselsheim erhältlich. Eintritt: 7,10 Euro pro Person.