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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Autonome Test-Fahrzeuge am Kloster Eberbach

Kostenlose Mitfahrten über Gelände des Ausflugsziels

von Karl-Heinz Stier

(25.09.2020) Nach monatelangen Vorbereitungen hieß es Start frei für autonome Fahrzeuge auf dem Areal des Klosters Eberbach im Rheingau. Von donnerstags bis sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr ist im Rahmen des Pilotprojekts EASY (kurz für Electric Autonomous Shuttle for You) ein selbststeuernder Elektrokleinbus für sechs Monate unterwegs, um Besucher zu verschiedenen Stationen kostenlos zu transportieren.

Bildergalerie
Das selbststeuernde EASY-Fahrzeug, das um das Kloster Eberbach fährt
Foto: Karl-Heinz Stier
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Innenansicht des Fahrzeuges mit acht Sitzplätzen
Foto: Karl-Heinz Stier
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Die 750 Meter lange Teststrecke
Foto: Karl-Heinz Stier
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Sie erklärten das Pilotprojekt(v.l.n.r.): RMV-Chef Prof. Ringat, Timo Georgi, Vorstandsmitglied der Stiftung Kloster Eberbach, Landrat Frank Kilian
Foto: Karl-Heinz Stier
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Das Fahrzeug fährt 6 Haltestellen zwischen dem Besucherparkplatz, Haupteingang, Hotel und der Erlebniswelt Hortus Ludi, oberhalb des Busparkplatzes, an. Das Fahrzeug bietet insgesamt acht Sitzplätze, die abhängig vom Verlauf der Corona-Pandemie nicht immer alle besetzt sein werden. Stehplätze gibt nicht. Es fährt auf der 750 Meter langen Strecke – insgesamt sind es 10 Minuten -  11 Stundenkilometer schnell oder besser gesagt langsam. Der Transport von Rollstühlen, Kinderwagen oder Fahrräder ist im Pilotbetrieb zunächst nicht vorgesehen.

Sensoren, die mit Laser– und Radarimpulsen die Umgebung abtasten, sorgen dafür, dass das Fahrzeug Hindernisse erkennt, seine Geschwindigkeit verringert und wenn nötig stoppt. So ist sichergestellt, dass dem Fahrzeug keine Sperre entgeht, - egal, ob sie vor, neben oder hinter dem Fahrzeug auftaucht. Zusätzlich ist bei jeder Fahrt ein sogenannter Operator im Fahrzeug dabei, der den Betrieb überwacht, Fahrgästen beim Ein- und Aussteigen hilft und Fragen der Gäste rund um die Technik und das Projekt beantwortet.

EASY ist nicht das erste Pilot-Projekt, das der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) auf die Strecke schickt. Nach Wiesbaden und dem Frankfurter Mainkai ist das Kloster Eberbach der dritte Test für die Nutzbarkeit von autonomen Fahrzeugen im öffentlichen Nahverkehr. Erstmals wird der Bus im Freizeitverkehr eingesetzt.

Mit wechselnden Partnern untersucht der RMV derzeit im gesamten Verbundgebiet, wie und unter welchen Umständen sich die selbst fahrenden Fahrzeuge in den öffentlichen Nahverkehr eingliedern lassen. Für das Testfeld am Kloster Eberbach hat sich der Verbund mit dem Rheingau-Taunus-Kreis, der Stiftung Kloster Eberbach und der Rheingau-Taunus Verkehrsgesellschaft zusammengetan. Die Gesamtkosten der sechs Monate dauernden Einsätze werden auf 100 000 Euro beziffert. Die Batterien halten eine Fahrzeit von 6 Stunden aus. In der Nacht werden sie vor Ort wieder aufgeladen.

RMV-Chef Prof. Knut Ringat berichtet von positiven Ergebnissen bei den bisherigen Tests. In Frankfurt seien 25 600 Personen mitgefahren, die sich zu 90 Prozent positiv über die neue Fahrart ausgesprochen hätten. Timo Georgi, Mitglied des Vorstandes der Stiftung Kloster Eberbach, erwartet, dass mit dem neuen Shuttle die Attraktivität des Klosters als touristisches Ziel noch vergrößern werde. Der Leitspruch „Uralt trifft Hochmodern“ treffe hier besonders zu. Landrat Frank Kilian vom Rheingau-Taunus-Kreis wies darauf hin, dass der Strom für den Kleinbus aus erneuerbaren Energien im Kloster gewonnen werde.

Alle drei Redner auf der Pressekonferenz sprachen die Hoffnung aus, dass die weiteren Tests mit den autonomen Fahrzeugen die Gewissheit verdichten, autonome Fahrzeuge können auch zu Bestandteilen der Nahverkehrskonzepte der Zukunft werden.