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Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

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Ausstellung "40 Jahre TITANIC" im Caricatura Museum Frankfurt

Oberbürgermeister Feldmann empfängt das endgültige Satiremagazin im Kaisersaal

von Ilse Romahn

(04.10.2019) 40 Jahre TITANIC! Dieses Jubiläum nimmt das Caricatura Museum Frankfurt zum Anlass, mit einer großen Auswahl „endgültiger“ Titel einen Blick in die Werkstatt der Redaktion zu werfen. Die schonungslosen Frontseiten der TITANIC bilden einen satirischen Gegenentwurf zu vier Jahrzehnten deutscher Geschichte.

Achim Frenz, Peter Feldmann und Moritz Hürtgen
Foto: Stadt Frankfurt / Holger Menzel
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TITANIC ist seit jeher ein von Verlegern, Werbekunden oder Politikern inhaltlich unabhängiges Magazin und mit ihren satirischen Texten, Zeichnungen und Comics unverzichtbarer Bestandteil der deutschen Presselandschaft. Geschaffen von Künstlern, die sich auf die Kunst- und Meinungsfreiheit berufen, versteht sich die TITANIC als gesellschaftskritisches Magazin. Die 55 Gerichtsverfahren, 38 verbotenen Ausgaben, zahlreichen einstweiligen Verfügungen und Unterlassungserklärungen wurden und werden in Kauf genommen. Denn die Komikschaffenden der Redaktion bestimmen, wo Satire aufhört und der Spaß erst richtig losgeht. In der Ausstellung können die Besucher Original-Dokumente zu verschiedenen juristischen Auseinandersetzungen begutachten und belachen.

Zum 40-Jährigen wird nicht nur die Ausstellung im Caricatura Museum eröffnet. Oberbürgermeister Peter Feldmann lädt anlässlich des Geburtstages auch in den Kaisersaal ein. Der Oberbürgermeister erinnert dabei an die lange Geschichte der Satire in Frankfurt: „Wieso entstand hier die Pardon, später Titanic? Wieso ist die Satirikerdichte derart hoch? Wieso gibt es keinen logischeren Ort fürs Caricatura Museum? Es mag derselbe Grund sein, warum wir in Frankfurt das erste deutsche Parlament hatten, warum Figuren wie Friedrich Stoltze oder Georg Büchner hier wirkten", so Peter Feldmann. Die Stadt ermögliche einen freien Blick auf die Welt. „Diese Freiheit war einst hart erkämpft, gerade die Freiheit des Wortes."

Gegründet wurde TITANIC 1979 von Vertretern der Neuen Frankfurter Schule: Robert Gernhardt, F. K. Waechter, Peter Knorr, Hans Traxler und Chlodwig Poth. Zuvor hatte man gemeinsam in der Redaktion der Satirezeitschrift Pardon gearbeitet, nach Auseinandersetzungen über deren Ausrichtung aber beschlossen, ein eigenes Format zu schaffen.

Neben den komischen Zeichnungen und Cartoons dieser Zeichner bilden diejenigen von Manfred Deix, Gary Larson, John Callahan, Ernst Kahl und Rattelschneck, von Katz und Goldt, Greser & Lenz, Kamagurka, Rudi Hurzlmeier, Stephan Rürup, Rattelschneck, Eugen Egner und Bernd Pfarr einen wesentlichen Bestandteil des Magazins.

Insbesondere die bislang erschienenen 480 Titelbilder, die selten auf eine ihnen zugehörige Titelgeschichte verweisen, verbildlichen den Anspruch, endgültige Satire zu betreiben. Viele Frontseiten sind einem breiten Publikum bekannt und in Erinnerung geblieben.

Mit der nunmehr legendären und fiktionalen „Zonen-Gaby“, die unter Freudentränen eine geschälte Gurke („Meine erste Banane“) präsentiert, erschufen die TITANIC-Redakteure 1989 eine Kult-Karikatur, die zu einem populären Poster- und Postkartenmotiv avancierte und es auch später in Varianten auf den Titel schaffte. In den Räumen des Caricatura Museum Frankfurt werden rund 220 Titel präsentiert – darunter Originale von F. K. Waechter, Hans Traxler, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, F. W. Bernstein, Hilke Raddatz, Rudi Hurzlmeier, Franziska Becker, Wolfgang Herrndorf, Ernst Kahl, Michael Sowa, Greser & Lenz, Stephan Rürup und Leo Riegel. Gezeigt werden zudem einzigartige Originalrequisiten wie die berühmte halb geschälte Gurke der „Zonen-Gaby“ sowie eine Selfie-Station, die die Besucher dazu einlädt, Titelmotive nachzustellen. (ffm)