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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Augen im Lockdown: Führt Corona zu einer Pandemie der Kurzsichtigkeit?

von Bernd Bauschmann

(31.03.2021) Die Zahl der Fehlsichtigkeiten steigt seit Jahren. Jetzt haben chinesische Wissenschaftler in einer Studie die Konsequenzen festgehalten, die anhaltender Corona-Beschränkungen für die Augen bedeuten könnten.

Symbolfoto
Foto: Pixabay / Vinzent Weinbeer
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Im Durchschnitt nämlich Sehkraft-Einbußen in einer Höhe von 0,3 Dioptrien.

Krise mit Kollateralschäden
Erwiesenermaßen hat die Gesundheitspolitik in der Corona-Pandemie einige andere Krankheiten verstärkt. Vor allem die Psyche leidet unter wiederholten Lockdowns. Außerdem haben viele Patienten aus Angst vor Ansteckung einen großen Bogen um Krankenhäuser gemacht. Sogar, wenn sie eigentlich stationäre Versorgung gebaucht hätten. Die in der Krise eher geringe Bettenauslastung der TU Berlin spricht für sich. Experten hatten schon im vergangenen Jahr vor den Folgeschäden gewarnt, die nach verschobenen und abgesagten Arztbesuche zu erwarten sind. Eine Studie aus China hat jetzt weitere Folgeschäden der Lockdown-Politik erkannt. Bei Kindern scheinen Kontaktbeschränkungen und Homeschooling auf die Augen zu gehen. Der Grund: Seit der Pandemie verbringen sie praktisch den ganzen Tag vor Displays. Dadurch wird das Längenwachstum der Augen angeregt. Insbesondere für Kinder von sechs bis acht Jahren hatte das deutliche Konsequenzen. Ihnen wurde 2020 etwa dreimal häufiger Kurzsichtigkeit diagnostiziert als in vorausgegangenen Jahren.

Bei steigender Bildschirm-Zeit: zu wenig Tageslicht
Auch auf Erwachsene sind die Beobachtungen der chinesischen Studie teilweise übertragbar. Schließlich ist im Lockdown auch ihre Bildschirmzeit angestiegen. Die Augen brauchen Tageslicht und natürliche Seherfahrungen unter freiem Himmel. Geboten wird ihnen das in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen nur noch selten. Eine zusätzliche Verschlechterung der Lage ergibt sich an schlecht eingerichteten Homeoffice-Arbeitsplätzen. Das gilt auch für Menschen, die bereits vorher kurzsichtig waren und Brillen oder Modelle unsichtbarer Sehhilfen getragen haben.

Tipp: Bildschirmzeit begrenzen! 
Vor- und Grundschüler nutzen Smartphones und Tablets den Augen zuliebe idealerweise nur eine halbe Stunde pro Tag. Ältere Kinder starren am Tag lieber nicht mehr als drei Stunden auf den Bildschirm. Am besten orientieren sich daran auch Erwachsene. Zumindest, was Smartphones und Tablets betrifft. Ordentlich eingerichtete Computerarbeitsplätze schaden den Augen vergleichsweise wenig. Wichtig ist, dass der Abstand zum Bildschirm 60 bis 65 Zentimeter beträgt.

Damit der Lockdown nicht auf die Augen geht
Die Intensität und das natürliche Farbspektrum des Tageslichts verringern das Längenwachstum der Augäpfel. Wer sich ausreichend unter freiem Himmel bewegt, reduziert dadurch sein persönliches Risiko für Kurzsichtigkeit. Anders als natürliches Licht hat künstliche Beleuchtung in Innenräumen einen hohen Blaulicht-Anteil. Dasselbe gilt für das Bildschirmlicht elektronischer Geräte. Um das abgestrahlte Blaulicht zu verringern, gibt es für Smartphones und Co mittlerweile interne Einstellungen oder Apps. Vor dem PC kann auch eine Arbeitsplatzbrille mit integriertem Blaulicht-Filter eine lohnenswerte Anschaffung sein. Außerdem gönnt man den Augen am besten regelmäßig eine komplette Auszeit. Idealerweise wird alle 20 Minuten für 20 Sekunden aus dem Fenster geblickt und ein mindestens 20 Meter entfernter Punkt fixiert. Wie wäre es beispielsweise mit Vogelbeobachtungen? Einmal in der Stunde brauchen die Augen davon abgesehen Entspannung bei geschlossenen Lidern. Den Knochen der Augenhöhle kann man währenddessen mit kreisenden Bewegungen massieren.

Schon gewusst? 
Niesen, blinzeln und gähnen entspannt die Augenmuskeln. Deshalb bloß nicht unterdrücken! Vor Bildschirmen verringert sich das Blinzeln ohnehin. Wer den Sehorganen Gutes tun will, achtet am besten auf eine regelmäßige Frequenz.