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Letzte Aktualisierung: 31.03.2023

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Auf Streife: Diese Dinge erledigt kaum ein Schutzpolizist mit sonderlichem Vergnügen

von Bernd Bauschmann

(13.03.2023) Kaum ein Polizeiberuf ist von so großer Vielfalt geprägt wie derjenige des klassischen uniformierten Schupo – oder Schutzpolizist. Doch nicht zuletzt, weil diese Beamten fast immer die ersten vor Ort sind und die letzten, die das Feld räumen, gibt es einige Arbeiten und Angelegenheiten die, so wichtig sie sein mögen, kaum einem Polizisten sonderlich gern von der Hand gehen.

Symbolfoto
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Wer Polizist ist, der muss sich stets über eine Diskrepanz im Klaren sein: Sein Beruf gehört zu den wichtigsten, die es in einem Land überhaupt geben kann. Ohne Polizei wäre Ordnung, Einhaltung der Gesetze und vieles andere, was ein gesellschaftliches Zusammenleben ermöglicht, einfach nicht umsetzbar. Die meisten Bürger wissen und akzeptieren das, stehen daher hinter den Beamten.

Gleichsam hoffen jedoch viele Menschen, möglichst nichts mit der Polizei zu tun haben zu müssen. Denn letztlich bedeutet fast jeder Kontakt, dass etwas nicht so läuft, wie es laufen soll; selbst wenn die Polizisten für viele in solchen Lagen ein Helfer sind. Niemand möchte beispielsweise gern die Polizei rufen, weil bei ihm eingebrochen wurde. Kaum jemand wird gern bei einer Verkehrskontrolle heraus gewunken. Selbst durch die City patrouillierende Beamte, die natürlich für erhöhte Sicherheit stehen, erzeugen bei manchen ein ungutes Gefühl.

Für die meisten Polizisten ist diese Diskrepanz kein Problem. Sie wissen um ihr Standing und stehen in jedem Dienst dafür ein, Recht und Gesetz aufrechtzuerhalten – nötigenfalls unter Einsatz ihrer körperlichen Unversehrtheit. Doch so viele schöne, spannende, interessante Momente der ganz alltägliche Streifendienst von Schutzpolizisten bedeutet, so sehr enthält er jedoch aus verschiedenen Gründen Aufgaben und Angelegenheiten, die zwar nötig sind, aber nicht gerade zu den schönen Seiten des Polizisten-Daseins gehören. Doch was sind diese Dinge? Wir haben sie zusammengefasst.

1. Die oft extreme Hektik
Etwa 3.600 Beamte gehören zum Frankfurter Polizeipräsidium, ein Großteil davon sind uniformierte Schutzpolizisten. Was jedoch das tägliche Einsatzaufkommen in einer solchen Großstadt anbelangt, gibt es eigentlich niemals genügend Kollegen. In der Folge sind manche Dienste von einer wirklich extremen Hektik geprägt.

Gerade erst auf der Dienststelle eingetroffen, kommt schon der erste Einsatz. Noch bevor dieser beendet ist, gibt die Leitstelle bereits die nächste Aufgabe per Funk durch; Details gibt es jedoch mitunter erst später. Oftmals verbleibt dazwischen buchstäblich keine Zeit zum Verschnaufen – und selbst eine andere, wenig geliebte Tätigkeit muss deshalb im Nachgang erledigt werden:


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2. Die „Papierarbeit“
Im Prinzip gibt es nichts, über das Schutzpolizisten nicht minutiös Berichte zu führen haben. Selbst, wenn ein Dienst beispielsweise nur daraus besteht, abends in Alt-Sachsenhausen Präsenz zu zeigen, sind darüber Berichte anzufertigen. Nicht zuletzt, wenn zwischen den Einsätzen keine Zeit bleibt, wird das am Ende eines Dienstes oder sogar im Folgedienst oft besonders anstrengend – schließlich muss man sich trotz allem an jedes Detail erinnern.

Nicht einfacher wird es, weil es so unterschiedliche Arten dieser Akten gibt. Außerdem mag diese „Papierarbeit“ zwar wichtig sein, aber die meisten Schupos wollen eher draußen schützen und helfen. Einen Lichtblick gibt es hierbei allerdings: In immer mehr Polizeien wird derzeit ein neues, völlig anders aufgebautes Digitalsystem eingeführt, genannt VIS-Polizei. Das gestattet es, sämtliche Akten auf einer Plattform anzulegen und zu bearbeiten (statt auf mehreren unterschiedlichen Plattformen), was die Arbeitslast deutlich verringert.

3. Umgang mit Betrunkenen
Nicht jeder Betrunkene wird zwangsläufig ausfallend oder gar handgreiflich. Allerdings können die meisten Streifenbeamten ein Lied davon singen, wie penetrant alkoholisierte Menschen dennoch sein können. Dann etwa, wenn sie sich befleißigt fühlen, anwesende Polizisten ohne sonderlichen Grund anzusprechen und dabei oft genug von der eigentlichen Arbeit abzuhalten.

Naturgemäß wird es für die Beamten nicht besser, wenn es nicht nur bei solchen Verbal-Angelegenheiten bleibt. Alkohol senkt nun einmal Hemmschwellen. Daher ist er, insbesondere nachts und an den Wochenenden, zu häufig Auslöser, warum die Polizisten überhaupt ausrücken müssen. Und oft genug ist Vollrausch ebenso ein Grund, warum Personen ausfällig oder gar übergriffig gegen die Beamten werden.


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4. Absichern von Demonstrationen
Längst nicht immer genügt die Bereitschaftspolizei, um für die Sicherheit bei Demonstrationen zu sorgen. Ergo muss die Schutzpolizei zusätzliche Kräfte stellen. Dieser Job an sich ist zwar nicht sonderlich unangenehm. Er wird es jedoch, wenn die Polizisten aufgrund der gebotenen Neutralität zwischen den Meinungen und oftmals Fronten stehen.

Ein Schupo mag nicht die Ansichten einer Demo vertreten, er mag sie sogar völlig ablehnen. Wenn die Demonstration jedoch ordnungsgemäß genehmigt wurde, muss er sie dennoch absichern, um das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit durchzusetzen – auch gegen Gegendemonstranten. Zu oft interpretieren Menschen in diese Neutralität fälschlicherweise Zustimmung hinein, wodurch die Beamten dann ebenfalls zum Ziel werden; und sei es nur von Beleidigungen.

5. Familiäre Konflikte
Probleme in Familien gehören zu den häufigen Gründen, warum die Beamten ausrücken müssen. Unangenehm werden solche Einsätze hauptsächlich deshalb, weil es hierbei oft zu sehr unschönen Szenen kommt. Schon ein schlimmer, aber nur verbal ausgetragener Ehestreit kann an die Substanz gehen. Schwieriger wird es bei Gewalttaten: Verprügelte Partner und Kinder, psychische Grausamkeiten, mitunter sogar Bluttaten. Speziell hierbei leidende Kinder nehmen viele Beamten mit; naturgemäß vor allem solche, die selbst Eltern sind.


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6. Allgemeine Verkehrskontrollen
Auch im Straßenverkehr muss alles seine Ordnung haben. Zu den typischen Schupo-Einsätzen gehören deshalb allgemeine Verkehrskontrollen. Was für viele Beamte hieran vor allem unangenehm ist, ist das Repetitive daran: Fahrzeug nach bestimmten Merkmalen aussuchen, herauswinken, stets dieselben Dinge fragen und überprüfen – und das mitunter bei einem Wetter, bei dem kaum jemand gern im Freien steht.

Zudem ist eine Verkehrskontrolle eine Garantie dafür, nur auf mürrische Gesichter zu treffen: Selbst, wer gar nichts zu befürchten hat, wird schließlich nicht grade mit Freude darauf reagieren, seine Fahrt unterbrechen zu müssen.

7. Tote
Egal ob es nach Verkehrsunfällen ist, Gewalttaten oder lediglich aus Altersgründen: Wenn Menschen sterben, sind Schutzpolizisten fast immer die ersten Beamten vor Ort – mitunter erst Wochen, nachdem eine Person verstorben ist.

Selbst, wenn die Beamten während der Ausbildung darauf vorbereitet und im Dienst psychologisch betreut werden, so sind Tote immer eine Belastung. Noch schlimmer ist es für die meisten Polizisten nur, wenn sie diejenigen sind, die solche Benachrichtigungen an Angehörige zu überbringen haben – das ist bei praktisch allen nicht-natürlichen Ursachen der Fall.  

Hier entsteht die Schwierigkeit unter anderem dadurch, weil es keine Möglichkeit gibt, diese Nachricht schonend zu überbringen. Und die Beamten müssen es persönlich tun, weil sie diejenigen sind, die die Angehörigen auffangen müssen; obwohl sie vielleicht selbst unter der Situation leiden.