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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Auf dem Weg zu einem klimafreundlichen Museum

Dachbegrünung und Anlegen einer Blühwiese gemeinsam mit dem Umweltamt

von Ilse Romahn

(22.06.2022) Das Museum für Kommunikation eröffnet am 12. Oktober die große Sonderausstellung „KLIMA_X“, eine Ausstellung über die Kommunikation der Klimakrise und die große Diskrepanz, die zwischen Wissen und Handeln besteht. In Vorbereitung auf das Ausstellungsprojekt startet das Museum auch selbst verschiedene Veränderungsaktionen.

Gemeinsam mit dem Umweltamt und dem Förderprogramm „Frankfurt frischt auf“ wird das Museumsdach neu begrünt, um die Vielfalt an Insekten, Vögeln und Kleinstlebewesen zu fördern. Am Dienstag, 21. Juni, hat der Leiter des Umweltamtes Peter Dommermuth den Förderbescheid in Höhe von 19.750 Euro und damit die Hälfte der entstehenden Gesamtkosten an Museumsdirektor Helmut Gold übergeben.
 
Seit Anfang Mai wird der Rasen zwischen dem Glaskegel des Behnisch-Baus und der historischen Villa abgetragen und eine Magerwiese angelegt. „Dank der Kooperation mit dem Umweltamt haben wir viel über die Veränderung des Stadtklimas durch die Anlage von grünen Flächen in der Stadt gelernt. Schon kleinste Begrünungen tragen dazu bei, die Temperatur zu senken. Eine Fläche von rund 800 Quadratmetern wie unsere Wiese leistet dazu einen wesentlichen Beitrag – auch angesichts von Hitzeperioden, wie wir sie am vergangenen Wochenende erlebt haben“, sagt Gold.

„Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen der Gegenwart. Sowohl beim Klimaschutz, als auch bei der zwingend notwendigen Anpassung an den Klimawandel, ist ein dringend notwendiges Umdenken erforderlich. Die Frankfurter Bürgerschaft sowie Unternehmen sind aufgerufen, sich an dem Vorbild der Museumsstiftung ein Bespiel zu nehmen und eine Dach-, Fassaden- oder Hofbegrünung zu prüfen und initiativ zu werden“, sagt Dommermuth.
 
Das blühende Museumsdach
Eine Besonderheit des Museumsgebäudes ist, dass 30 Prozent der Ausstellungsfläche unter der Erde liegen. Das Museumsdach überspannt das Hauptausstellungsgeschoss, das die Dauerausstellung beherbergt. Beim Architekturwettbewerb für den 1990 eröffneten Neubau wurde es zur Auflage gemacht, den Baumbestand auf dem Grundstück weitestgehend zu erhalten. Damals hatte das Architekturbüro Behnisch & Partner mit seinem lichten Gebäude überzeugt und das Zusammenspiel von Natur und Architektur – unter anderem durch die Rundungen der Außenwände für die alte Platane – am besten umgesetzt. Das Museumsdach war von einer geschlossenen Grasdecke bedeckt.
 
Im Zuge der Gartenarbeiten wurde die bestehende Grasnarbe jetzt abgetragen und der Mutterboden mit Sand abgemagert, um den Nährstoffgehalt zu reduzieren und gleichzeitig die Tragfähigkeit des Daches nicht zu gefährden. Hier sollen in Zukunft Pflanzen gedeihen, die mit Trockenheit besonders gut zurechtkommen, gleichzeitig aber auch Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten bieten.
 
Anfang Mai wurden verschiedene Wildblumen, Gräser und Kleearten gesät, wie etwa weißer Steinklee, Inkarnatklee oder Gelbklee, die besonders reich an Nektar sind und damit eine Vielzahl von Insekten anlocken. Außerdem wurzeln diese Pflanzen im Gegensatz zu Rasen bis zu 35 Zentimeter tief und können damit durch das natürliche Drainage-System be- und entwässert werden. Mit dem Anlegen der Magerwiese kann der Wasserverbrauch in Zukunft um bis zu 70 Prozent reduziert werden.
 
Bei der Auswahl des Saatgutes wurde zudem darauf geachtet, dass es sich vorrangig um Spätblüher handelt, also Pflanzen, die im Spätherbst üppig blühen – und damit pünktlich zur Ausstellungseröffnung. Rund um die Museumswiese, im alten Baumbestand, hat das Museumsteam Nistkästen für Gartenvögel angebracht. Das Baumaterial entstammt den Restbeständen vergangener Ausstellungen.
 
Förderprogramm „Frankfurt frischt auf“
Die Wiese entsteht mit der Unterstützung des Förderprogramms „Frankfurt frischt auf“. Der Antragsstellung von Seiten des Museums war ein Gespräch mit Expertinnen und Experten vorausgegangen, bei dem das Museumsdach begutachtet wurde und ein Substrat sowie Pflanzen empfohlen wurden, die sich besonders gut für den Standort eignen. Das Kooperationsprogramm von Umweltamt und Grünflächenamt unterstützt die Begrünung der Stadt Frankfurt. Flächen, Fassaden oder Hinterhofbegrünungen von Privatpersonen und Institutionen werden gefördert. Die Summe einer Vielzahl kleiner Veränderungen, wie ein Baum, ein Beet oder eine Pergola, tragen dazu bei, dass die Temperatur gesenkt, der Schall gemindert und die Luft verbessert wird. Das trägt zur Kühlung der Innenstadt bei und bietet einen attraktiveren Lebensraum für Mensch und Insekt. In Frankfurt können noch viel mehr Dächer begrünt werden. Jede Frankfurterin und jeder Frankfurter, die oder der ein Dach besitzt, und jede Institution kann Unterstützung beantragen.
 
Ausstellung „KLIMA_X“ vom 13. Oktober bis 28. August 2023
Wir kennen alle die Last der guten Vorsätze: Wir wollen weniger Zucker essen, unseren Fleischkonsum reduzieren, uns mehr bewegen, nicht mehr rauchen oder das Fahrrad statt das Auto nehmen. Oft wissen wir bereits, was gesund und gut für uns wäre, doch die Umsetzung fällt uns schwer. Das gilt auch in Bezug auf die Klimakrise. Wir wissen, dass wir unsere Mobilität, Ernährung und unseren Konsum verändern müssen. Wir wissen, dass das Thema uns alle angeht. Doch warum tun wir nicht, was wir wissen? Die Ausstellung „KLIMA_X“ geht dieser Frage auf den relevanten Ebenen der Kommunikation nach. Anhand ausgewählter Beispiele zeigt sie, dass Veränderung möglich ist und wir den Planeten retten können.
 
Eine Besonderheit des Ausstellungsprojekts ist, dass vor dem Start der Ausstellung bereits verschiedene „Outreach-Projekte“ auf den Weg gebracht werden, die sich an Besuchende richten, die bislang kaum Berührungspunkte mit Museen haben. Außerdem sollen durch diese Begleitprojekte neue Blickwinkel auf den Klimawandel eingenommen werden. Während der Ausstellungsdauer werden beispielsweise Mitarbeitende des Umweltamts die Wiese vorstellen und Informationen zum Förderprogramm an interessierte Besuchende geben.
 
Im März und Mai fand in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie die Veränderungswerkstatt #change statt: 15 Jugendliche debattierten an zwei Wochenenden darüber, wie Veränderung gelingen kann.
 
Unter klima-x.museumsstiftung.de finden sich weiterführende Informationen zur Ausstellung, aber auch Hintergrundberichte über den Fortgang des Projekts sowie zu weiteren Outreach-Projekten. (ffm)