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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Ankäufe für das Caricatura Museum und die Städtische Kunstsammlung

von Ilse Romahn

(06.12.2021) Das Caricatura Museum Frankfurt und die Städtische Kunstsammlung erwerben mit Hilfe des kommunalen Ankaufsetats weitere Kunstwerke und vervollständigen damit ihre Sammlungen. Der Ausschuss für Kultur, Wissenschaft und Sport hat den Ankäufen zugestimmt.

Freakadellen und Buletten, 1979
Foto: Gerhard Seyfried
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Das Caricatura Museum kauft Werke der Künstler Bernd Pfarr, Rudi Hurzlmeier, Ralf König und Gerhard Seyfried an. „Mit diesen Ankäufen ergänzt und erweitert das Museum seine bestehende Sammlung um bedeutende Schlüsselwerke. Sie sind allesamt wichtiges Kulturgut, deren Erhaltung und Vermittlung mit der Übernahme in die Sammlung des Hauses sichergestellt werden“, erklärt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig.
 
Die dem Kulturamt zugehörige Städtische Kunstsammlung erwirbt ein Werk des Künstlers Thomas Werner „WandBild (für Jerg)“. Das Werk ist derzeit im Foyer des Instituts für Stadtgeschichte ausgestellt. Es besteht aus neun einzelnen, nahezu quadratischen Bildern. „Thomas Werner gehört zu den größten Malern dieser Republik und lebt in Frankfurt. Er ist für seine farbintensiven wie klugen Bilder bekannt und seine opulente und gleichermaßen konzeptuelle Malerei wird über Frankfurt hinaus geschätzt“, sagt Hartwig und führt weiter aus: „Thomas Werner hat eigens für das Institut für Stadtgeschichte eine ortsspezifische Arbeit geschaffen: ein mehrteiliges, großformatiges Wandbild, das sich über die Hauptwand des Treppenhauses erstreckt. Mit diesem Projekt erweist Werner seinem Kollegen Jörg Ratgeb und dessen 500 Jahre alten Bilderzyklus im Kreuzgang und Refektorium des Karmeliterklosters seine Referenz. Details aus den alten Wandmalereien waren der Ausgangspunkt in Kombination mit anderen visuellen Elementen aus seinem eigenen Bildarchiv.“
 
2019 wurde der Ankaufsetat für die städtischen Museen in Frankfurt durch Kulturdezernentin Hartwig eingeführt. Jährlich stehen den städtischen Museen nun 1,1 Millionen Euro für Ankäufe von Kunstwerken zur Verfügung.
 
Ankäufe in der Übersicht
Caricatura Museum Frankfurt
Rudi Hurzlmeier (geboren 1952 in Mallersdorf, Niederbayern) Konvolut von 32 Gemälden und 25 Zeichnungen
Hurzlmeier studierte autodidaktisch Komische Kunst und arbeitet heute als Zeichner, Maler, Objektkünstler und Autor. Er erscheint regelmäßig im Satiremagazin Titanic und in der Süddeutschen Zeitung, hinzu kommen umfangreiche Buchveröffentlichungen. 2008 und 2010 leitete er die Sommerakademie für Komische Kunst in Kassel, an der das Caricatura Museum Frankfurt mitbeteiligt ist. Hurzlmeier erhielt mehrfach den Deutschen Karikaturenpreis, 2005 den Sondermann-Preis für Komische Kunst und 2015 den Satirepreis Göttinger Elch.
 
Hurzlmeier steht als Künstler für Titanic in unmittelbarem Zusammenhang mit der Neuen Frankfurter Schule und hat neben Ernst Kahl, Michael Sowa und Bernd Pfarr maßgeblich zum Einzug der Malerei in die Komische Kunst beigetragen.

Ralf König (geboren 1960 in Soest, Westfalen) Konvolut von 489 Blatt (Zeichnungen und kolorierte Drucke)
König zeichnet seit über 40 Jahren und gehört heute zu den erfolgreichsten deutschen Comic-Künstlern. Seine Zeichnungen sind häufig deftig und drastisch, oft politisch engagiert und dabei stets und vor allem: komisch. Noch während des Studiums Anfang der 1980er Jahre an der Kunstakademie Düsseldorf hat König sein großes Thema gefunden: homosexuelles Leben, geprägt vom aktuellen Zeitgeist, friedens- und ökologiebewegt, gespiegelt in Protagonisten unterschiedlichster Prägung. Zweiter thematischer Schwerpunkt der letzten Jahre ist die Religionskritik. Einem breiten Publikum bekannt ist König spätestens seit "Der bewegte Mann": Mit dem Comic-Roman aus dem Jahr 1987 schuf König die Vorlage zu einem der erfolgreichsten deutschen Filme überhaupt, der zugleich das Genre der deutschen Filmkomödie neu begründete. Ralf König hat zahlreiche weitere Werke veröffentlicht, seine Bücher wurden bisher in über 15 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, etwa 2010 mit dem Max-und-Moritz-Preis für „Prototyp" und „Archetyp". Ralf König ist im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung.
 
Bernd Pfarr (geboren 1958 in Frankfurt am Main - gestorben 2004 in Köln) Konvolut von 16 Gemälden und 75 Zeichnungen
Im Kunstunterricht an der Schule förderte der Frankfurter Maler Hans-Ludwig Wucher, der akademisches Zeichnen und Malen lehrte, Pfarrs Talent. Wucher empfahl ihm ein Studium an der Kunstakademie Städel. Pfarr sah sich jedoch als Zeichner und ging an die Hochschule für Gestaltung in Offenbach. 1978 gründete Bernd Pfarr gemeinsam mit den Zeichnern Volker Reiche und Winfried Secker die Comic-Zeitschrift Hinz&Kunz, zu der ab der zweiten Ausgabe auch der spätere Drehbuchautor und Regisseur Michael Gutman stieß. Für Hinz&Kunz zeichnete Pfarr einerseits Comicgeschichten, die sich im Mainstream bewegten, andererseits aber auch seltsam abgründige Geschichten gegen jede Pointe. Hinz&Kunz begriff er als ein Versuchsfeld, um sich hemmungslos ohne Rücksichten auf kommerzielle Gesichtspunkte ausprobieren zu können.
 
Parallel zu seiner Arbeit als Titanic-Redakteur veröffentlichte Pfarr weitere Comic-Geschichten, Karikaturen und Cartoons in Büchern und Zeitschriften und begann mit der Acryl-Malerei. Hinter seinen Bildern stecken Lebensgeschichten und Tragödien, die dennoch komisch sind. Pfarr bezeichnete sie als Paralleluniversum mit eigenen Gesetzmäßigkeiten. In einer eigenen Welt lebt auch Bernd Pfarrs bekannteste Figur, Herr Sondermann. Dieser versucht, in einer absurden Welt bei sich selbst zu bleiben, er ist freundlich, sanft und still, er kämpft gelassen und tapfer gegen die Tücken des Alltags und gegen die Zumutungen des Chefs.
 
Wegen seines frühen Todes mit nur 45 Jahren konnte Pfarrs umfangreiches Schaffen zu Lebzeiten noch kaum mit Preisen gewürdigt werden. Ihm und seiner bekanntesten Figur Sondermann zu Ehren wurde 2004 der Kunstpreis „Bernd-Pfarr-Sondermann für Komische Kunst“ ins Leben gerufen, der jährlich in Frankfurt vergeben wird.
 
Gerhard Seyfried (geboren 1948 in München) Konvolut von 148 Zeichnungen 
Seyfried lebt in Berlin und arbeitet als Zeichner, Schriftsteller und Historiker. Er gilt als Star des deutschen Untergrundcomics. Nach seinem Studium in München zog er 1976 nach Berlin, wo er längst Kult war in der linksalternativen Szene, deren Eigenarten er wie niemand sonst karikierte.
 
Sein gleichermaßen intellektueller wie aggressiv-liebevoller Humor wurde anderen Zeichnern zum Vorbild, und seine Arbeiten fanden weltweit Aufnahme in Publikationen und Ausstellungen. Er interessiert sich besonders für deutsche Kolonialgeschichte und die Geschichte des Kaiserreichs. Daraus sind erfolgreiche Romane wie »Herero« entstanden. Gerhard Seyfried wurde 1990 mit dem Max und Moritz Preis des Internationalen Comic-Salon in Erlangen als „Bester deutscher Zeichner des Jahres 1990“ ausgezeichnet und erhielt 2007 den Wilhelm-Busch-Förderpreis.

Kulturamt – Städtische Kunstsammlung
Thomas Werner (geboren 1957 in Neu-Ulm) WandBild (für Jerg) 
Thomas Werner gehört zu den großen Malerinnen und Malern dieser Republik und lebt in Frankfurt. Kurz nach Abschluss seines Studiums an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, Werner war Meisterschüler von Prof. Georg Baselitz, zog es ihn Mitte der 80er Jahre vom Südwesten an den Main in die hessische Metropole.
 
In seinen Gemälden stellt Werner nicht nur seine atemberaubende malerische Meisterschaft unter Beweis, sondern er macht gleichzeitig klar: Fragen nach der Definition von Wirklichkeit sind gesellschaftliche Fragen. Die digitalen Medien nehmen darin eine machtvolle Position ein - im Alltag, wie in der Kunst. Werners opulente und gleichermaßen konzeptuelle Malerei wird über Frankfurt hinaus geschätzt. Seine Werke wurden etwa in Berlin, Hamburg, Köln, Madrid, Nürnberg, Stuttgart und Rotterdam gezeigt. Arbeiten von Thomas Werner befinden sich in internationalen Sammlungen wie der Sammlung des Museums Wiesbaden, der Sammlung Helga de Alvear, Madrid, der Sammlung Hessische Landesbank, der Sammlung Joop van den Ende, Hamburg, Berlin, Stuttgart.
 
Werner hat für das Institut für Stadtgeschichte mit dem WandBild (für Jerg) eine ortsspezifische Arbeit geschaffen: ein mehrteiliges, großformatiges Wandbild, das sich über die Hauptwand des Treppenhauses erstreckt. Mit diesem Projekt erweist Werner seinem Kollegen Jörg Ratgeb und dessen 500 Jahre alten Bilderzyklus im Kreuzgang und Refektorium des Karmeliterklosters seine Referenz. Details aus den alten Wandmalereien waren der Ausgangspunkt in Kombination mit anderen visuellen Elementen aus seinem eigenen Bildarchiv. Typisch für Werner auch hier: das Wechselspiel zwischen Figuration und Abstraktion. (ffm)