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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Alternative zum Bananendampfer

SRH-Hochschule für Gesundheit in Gera entwickelte Konzept einer ausgewogenen und klimafreundlichen Ernährung

von Prof. Dr. med. Tom Ziegler

(01.10.2020) Das Essen von Fleisch wird heute wegen der hohen CO-Bilanz verteufelt, vegetarische und vegane Ernährung jedoch führen zu Mangelversorgungen des Körpers. Einen Lösungsansatz für dieses Problem hat jetzt die SRH-Hochschule für Gesundheit in Gera erarbeitet.

Die Hochschule analysierte die beschriebene Situation zunächst sehr genau und stellte dann mit dem LIVE-Konzept (LIVE steht für Lokale-Intervall-vegane-Ernährung) eine alternative Lösung vor. Diese erläutert sie folgendermaßen: „Vegetarier oder Veganer ist man heute nicht mehr aus Überzeugung, weil man nämlich den Burger oder die Bratwurst mit Fleischgeschmack nicht weglassen möchte. Also muss Fleischersatz her. Dieser wird mit hohem Energieaufwand und unter Zusetzung von Konservierungsstoffen und Salz produziert und ist keineswegs gesund.

Auch die Vitaminsupplemente, die der Veganer benötigt, produziert die Industrie mit hohem Einsatz an Chemie und Energie. Unser Hauptproblem ist aber, dass Futtermittel, Fleisch und auch Obst und Gemüse tausende Kilometer mit dem Schiff oder Flugzeug reisen, bevor wir sie kaufen können. Wenn wir unsere Ernährung also wirklich klimafreundlich gestalten wollen, dann nicht mit dem Wechsel von Schweinefleisch aus regionaler Produktion gegen Sojaprodukte aus Brasilien.

Besinnen wir uns auf das, was direkt vor uns liegt und nennen es „LIVE-Konzept“. Der Co2-Fussabdruck eines Deutschen beinhaltet 15 Prozent des Co2-Ausstosses durch die Nahrung bei gemischter Ernährung. Das sind monatlich 142 Kilogramm CO2. Mit einer veganen Kost kann dieses auf 53 Kilogramm gesenkt werden; möchte man veganes Fleisch essen, muss man 32 Kilogramm addieren, dann noch die Vitamintabletten mit 16 Kilogramm, ergibt 101 Kilogramm CO2 pro Monat. Ein Kilogramm Geflügel oder Schweinefleisch pro Monat machen rund vier Kilogramm CO2 aus.

Nimmt ein Veganer also wenig Fleisch zu sich und braucht daher auch keine Vitaminsupplemente, so ergeben sich rechnerisch unerreichte 57 Kilogramm CO2 pro Monat – und einen gesunden Körper dazu. Frisches Gemüse mit Transportwegen über einhundert Kilometer bringt pro Kilogramm 150 Gramm CO2 auf die Waage; alleine durch den Transport und Kühlung werden die Hälfte dieser Menge freigesetzt.

Verzichten wir also auf Exoten-Gemüse (aktuell 30 Prozent) und nehmen den empfohlenen Gemüseverbrauch pro Tag von 650 Gramm als Rechengrundlage, so sparen wir weitere zwei Kilogramm CO2 pro Monat.

Was steckt nun hinter dem LIVE-Konzept®? Der Begriff steht für Lokale-Intervall-vegane-Ernährung. Es handelt sich um eine individuell zu beratende Art der Ernährung, die von Prof. Tom Ziegler aus der SRH Hochschule für Gesundheit in Gera entwickelt wurde und die ernährungsmedizinische und klimaschonende Aspekte vereint, also die bewusste Reduzierung unseres Fleischkonsums unter Berücksichtigung all der Stoffe, die unser Körper braucht – und alles aus der Region.

Bananendampfer durchpflügen schon lange nicht mehr die Meere, vielleicht auch bald keine riesigen Kühlschiffe oder Lufttransporte von Obst und Gemüse. Für das LIVE-Konzept® gibt es bereits Beratungsmöglichkeiten für Hotels, Gaststätten und Gemeinschaftseinrichtungen.“