Alle sparen mit: Energiespar-Erfolge in vielen Bereichen der VGF
Neuordnung der Stromversorgung
Da der Betrieb von U- und Straßenbahnen unweigerlich energieintensiv ist, kommt einem Unternehmen wie der VGF somit besondere Bedeutung zu: Deren Transportmittel müssen energieeffizient, umweltschonend und wirtschaftlich genutzt werden.
Im vergangenen Jahr hat die VGF – nicht nur vor dem Hintergrund des russischen Kriegs gegen die Ukraine und der damit verbundenen Energie-Krise – deshalb ein unternehmensweites internes Energieeffizienz-Programm mit dem Titel „VGF-Eco-Modus“ ins Leben gerufen. Unter „Eco-Modus“ versammeln sich zahlreiche Maßnahmen, mit denen die VGF Energie einsparen oder effizienter nutzen möchte. Hierzu sagt Michael Rüffer, Geschäftsführer Technik und Betrieb der VGF: „Beim Thema ‚Energiesparen‘ sind verschiedene Maßnahmen sofort greif- und umsetzbar. Wichtig war uns, keinen blinden Aktionismus ohne Mehrwert auszulösen. Daher haben wir uns darauf verständigt, alle Ideen im Rahmen vom Realtests zu benchmarken. Wir verzichten bewusst auf ‚Hochglanzprojekte‘ und setzen stattdessen auf praktikable Lösungen und deren effiziente Kommunikation im Haus.“ Nach dem Ende der Heizperiode im April dieses Jahres hat die VGF nun einige der unter „Eco-Modus“ laufenden Projekte evaluiert und es zeigen sich beachtliche Erfolge.
„In der Energiewende konsequent auf erneuerbare Energie zu setzen, ist ohne jede Alternative. Fast vergessen wird, dass auch erneuerbare Energie am besten gar nicht verbraucht wird. Energie einzusparen ist daher extrem wichtig und die VGF hat einige Bereiche in ihrem energieintensiven Betrieb gefunden, wo das möglich ist und dann auch tatsächlich umgesetzt wird – mit manchmal kleinen, insgesamt aber bemerkenswerten Ergebnissen. Diesen Weg wollen wir mit der VGF konsequent weiterverfolgen“, sagt Mobilitätsdezernent Stefan Majer.
Ersparnisse in den Liegenschaften
Durch die konsequente Umsetzung der Energieeinsparverordnungen – also Reduzierung der Bürotemperatur, Abschalten des Warmwassers, Ausschalten von Außenbeleuchtung an Liegenschaften – konnte die VGF von Oktober bis Ende März in der Stadtbahn-Zentralwerkstatt (StZW), den Betriebshöfen Gutleut und Ost sowie in der Verwaltung an der Kurt-Schumacher-Straße 20 Prozent Energie einsparen. In der StZW, Gutleut und Ost waren es insgesamt 890.000 Kilowattstunden Erdgas weniger, in der Verwaltung 120.000 Kilowattstunden Strom. Diese Zahlen sind „temperaturbereinigt“, das heißt, die Tatsache, dass die Temperaturen etwas milder waren als im Vorjahreszeitraum, ist miteinberechnet.
Neues Abstell-Konzept
Öffentlicher Personen-Nahverkehr ist energieintensiv, auch wenn er Mobilität mit elektrischem Antrieb umfasst – was in Frankfurt immerhin seit fast 140 Jahren der Fall ist. Im Mittelpunkt der VGF-Aktivitäten stand also nicht zuletzt der aktuell 386 Fahrzeuge umfassende Fuhrpark. Die VGF hat ein neues Abstellkonzept ihrer U- und Straßenbahnen in den Betriebshöfen Gutleut und Ost entwickelt und umgesetzt – ebenfalls mit Erfolg. So war es bisher für den Betrieb praktisch, die in den Depots übernachtenden Fahrzeuge am Fahrstrom hängen zu lassen. Das garantierte eine schnelle Einsatzbereitschaft zu Betriebsbeginn am folgenden Morgen. Die VGF hat das umgestellt: Bis auf einzelne Wagen, die als Reserve eingeschaltet blieben, um – falls nötig – defekte Züge auf den Linien ohne Zeitverzug ersetzen zu können, wurden im November alle Bahnen vom Strom genommen und abgeschaltet. Klingt einfach, war aber logistisch nicht ganz einfach, denn rechtzeitig vor Betriebsbeginn müssen abgerüstete Bahnen allesamt wieder aufgerüstet werden, um fahrbereit zu sein. Das betrifft beispielsweise die Verbindung mit der Leitstelle oder die Wagenheizung und bedingt eine gewisse Vorlaufzeit. Die VGF führte hierzu einen speziellen Aufrüstdienst ein. Während der Umsetzung im November – in den Folgemonaten waren die Außentemperaturen zu niedrig, so dass „abgebügelte“ Fahrzeuge nicht in der erforderlichen Zeit hätten in Betrieb genommen werden können – wurden 58.000 Kilowattstunden Strom eingespart: So viel, wie 16 Drei-Personen-Haushalte in einem ganzen Jahr verbrauchen.
„Clever fahren, einfach sparen“
170,2 Millionen Kilowattstunden Strom verbrauchte die VGF im Jahr 2022 insgesamt. Davon entfielen 116 Millionen Kilowattstunden auf die U- und Straßenbahnen des Unternehmens, der größte Teil davon wiederum auf den eigentlichen Fahrbetrieb. Folglich ist auch das Energie-Einsparpotenzial beim Betrieb der Bahnen am höchsten. Um möglichst wenig Energie für den Betrieb aufzuwenden, sollten Bahnen so leicht wie möglich und so schnell wie unbedingt für die Einhaltung des Fahrplans nötig betrieben werden. Sie sollten möglichst viel rollen und wenig bremsen, denn der Beschleunigungsvorgang ist im Betrieb ein erheblicher Energietreiber – immerhin wiegt eine voll „beladene“ Straßenbahn rund 60 Tonnen, die bewegt werden wollen. Für die Energie-Effizienz spielt die Fahrzeug-Geschwindigkeit eine wichtige Rolle, beide stehen in einem Zusammenhang zueinander: Die Geschwindigkeit ist im Quadrat proportional zur Energieaufnahme. Das heißt konkret: Eine um zehn Prozent höhere Geschwindigkeit bedeutet eine um 20 Prozent höhere Energieaufnahme. Vor diesem Hintergrund hat die VGF die interne Kampagne „Clever fahren, einfach sparen“ ins Leben gerufen, die beim Fahrdienst für energieeffizientes Fahren warb. Hierzu gehören vorausschauendes Fahren, um möglichst wenig zu bremsen, und lange Rollphasen, um wenig zu bremsen und zu beschleunigen. Klingt ebenfalls simpel, ist aber wirkungsvoll: Insgesamt konnte die VGF beim Fahrstrom seit Oktober 2022 eine Ersparnis von 2,4 Millionen Kilowattstunden „einfahren“, was bei einem angenommenen Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden etwa 600 Vier-Personen-Haushalten entspricht.
Außerdem hat die VGF weitere Einzelmaßnahmen beim Betrieb ihrer Bahnen umgesetzt: die Rücknahme der automatischen Türöffnung, wodurch etwa im Winter konstant und an jeder Haltestelle gewärmte Luft aus dem Innenraum entwich, eine leichte Temperatur-Reduzierung im Fahrgastraum, die testweise Erhöhung der Rückspeisespannung.
Smarte Weichenheizungen
Auch bei der Gleis-Infrastruktur hat die VGF angesetzt, namentlich bei Weichenheizungen. Die VGF hat 164 davon in ihrem System, die im Winter ein Einfrieren der Anlagen verhindern, was unweigerlich zu erheblichen Betriebsausfällen führen würde. Die aber auch Energie verbrauchen: alleine im Januar 2019 circa 800.000 Kilowattstunden. Die VGF hat an einer Weiche testweise ein intelligentes Heizungssystem mit „smarter Wetterstation“ eingebaut, das die Verfügbarkeit bei sinkendem Energieverbrauch verbessern sollte. Mit Erfolg: Um 70 Prozent sank bei der Testanlage der Energieverbrauch. Zwar bedeutet der Einbau des komplexen Systems in alle Weichenheizungen Mehrkosten, doch der geringere Energieverbrauch amortisiert diese Investition in fünf Jahren. Die Beschaffung erster Serienanlagen läuft.
Die VGF wird die Aktivitäten fortsetzen und evaluiert weitere Optionen, denn Energie soll und wird bei der VGF weiterhin gespart werden. Zum einen wegen der im Umgang mit Energie und beim Energieverbrauch notwendigen Nachhaltigkeit, zum anderen schlicht aus wirtschaftlichen Erwägungen.
Neuordnung der Stromversorgung
Neben der Verbesserung der Energie-Effizienz stellt die VGF schrittweise ihre Energieversorgung um. Sie bezieht künftig erneuerbaren Strom aus einem der größten Freiflächen-Solarparks in Deutschland. Er liegt im Boitzenburger Land in Brandenburg. Die Mainova ist an dem Projekt mit 25 Prozent beteiligt und hat den gesamten jährlichen Stromertrag der ersten zehn Produktionsjahre erworben. Mit direkten Lieferverträgen, so genannten „Power Purchase Agreements“ (PPA), vermarktet die Mainova diesen Strom. VGF und Mainova haben im Juni 2022 einen solchen PPA-Vertrag geschlossen. Die VGF wappnet sich so gegen Preissteigerungen und stellt die zuverlässige Versorgung mit erneuerbarer Energie langfristig sicher. Vom 1. Januar 2024 an wird die VGF für zunächst zehn Jahre rund 13 Prozent ihres Strombedarfs aus der Anlage im Boitzenburger Land beziehen. Herkunftsnachweise bescheinigen die Erneuerbarkeit dieser Energie.
Im Zuge der Neuordnung ihrer Stromversorgung wurde der Pachtvertrag über die anteilige Nutzung der VGF am Heizkraftwerk West seitens der Mainova ordentlich zum 31. Dezember 2022 gekündigt. Seit 1. Januar 2023 bezieht die VGF zu 100 Prozent elektrische Energie aus dem Energiemix der Mainova; nach Stromkennzeichnung beträgt der Anteil von Ökostrom zurzeit 60 Prozent.
Seitens der VGF ist weiterhin der Ausbau von Photovoltaik (PV) auf Bestandsflächen geplant. An vier Pilotprojekten arbeitet die VGF: PV-Anlagen auf dem Dach des Hauptgebäudes des Betriebshofs Ost sowie auf dem Dach der Endhaltestelle Gravensteiner-Platz, eine PV-Wand am Betriebshof Ost sowie eine Parkplatzüberdachung mit PV an der Station Nieder-Eschbach. Damit soll langfristig eine „grüne VGF“ entwickelt werden.
Weitere Informationen finden sich im Nachhaltigkeitsbericht 2022 der VGF unter Nachhaltigkeitsbericht | VGF (vgf-ffm.de) auf der Homepage der VGF finden. (ffm)