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80 Jahre November-Pogrome

Erinnern, gedenken und aktiv gegen Diskriminierung eintreten

Der 80. Jahrestag der Reichspogromnacht wird im Main-Taunus-Kreis von Veranstaltungen begleitet, die an die gewaltsamen Ereignisse am 9. November 1938 erinnern, der Opfer gedenken und zugleich aufrufen, heute aktiv gegen alle Formen von Diskriminierung einzutreten.

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus-Kreis e.V. (CJZ im MTK e.V.) hat im November gemeinsam mit zahlreichen Kooperationspartnern insgesamt 13 Veranstaltungen initiiert und organisiert, darunter die zentrale Gedenkfeier am Freitag, 9. November, an der ehemaligen Synagoge in Hofheim.

Pfarrer i.R. Willi Schelwies, Vorsitzender der CJZ, Günter Pabst, Vorstand der CJZ, Bürgermeisterin Gisela Stang und Kreistagsvorsitzender Wolfgang Männer, zugleich Mitglied im Kuratorium der CJZ, haben am Freitag im Hofheimer Rathaus die Veranstaltungen und die Anliegen, die dahinter stehen, vorgestellt.

„Wenn wir miteinander gedenken, so erinnern wir uns all der Opfer und geben ihnen einen Ort in unserer Mitte, der ihnen damals verweigert wurde. Unser Gedenken hilft uns zu erkennen, was heute zu tun ist. Wir müssen handeln und uns engagieren, jede und jeder an seinem Ort und mit unseren Möglichkeiten gegen alle Formen von Ausgrenzung, Diskriminierung, Menschenfeindlichkeit und Judenhass in unserer Gesellschaft“, so Willi Schelwies.

Menschen aus mehr als 150 Nationen leben im Main-Taunus-Kreis. „Für alle ist dieser Kreis Heimat, egal welcher Religion sie angehören. Dieser Kreis steht für Toleranz, Weltoffenheit und ein friedvolles Miteinander“, erklärte Kreistagsvorsitzender Männer und betonte: „Wir werden Antisemitismus und Diskriminierung religiöser Gruppen in unserer Mitte nicht dulden.“

„Woran wir in der Vergangenheit gelitten haben, aber auch wieder in der Gegenwart leiden“, so Bürgermeisterin Stang, „ist die Gleichgültigkeit gegenüber anderen. Auch in Hofheim hat die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger am 9. November 1938 nichts getan, obwohl sie gesehen hat, was mit der Synagoge, jüdischen Privathäusern und Mitbürgerinnen und Mitbürgern geschehen ist.“


Stang berichtete, dass die Stadtverordnetenversammlung Hofheim gemeinsam mit aktiven Bürgerinnen und Bürgern, der CJZ, dem Stadtarchiv und dem Stadtmuseum einen Vorschlag erarbeitet hatte, um dem Gedenken in Hofheim einen festen Ort zu geben.

Es wird eine Informationstafel mit den historischen Daten und Fakten zur ehemaligen Synagoge geben, und es wird eine Gedenktafel am Turm der Burggrabenzeile angebracht mit den Namen der 89 deutschen Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens, die in den Jahren 1933 bis 1945 ihre Heimat und ihr Leben verloren haben.

„Mit der Tafel, die im Rahmen der zentralen Gedenkfeier am 9. November enthüllt wird, erinnern wir an diese Menschen und holen sie in die Stadt zurück“, so Stang.

Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit, sich an diesem Zeichen der Verbundenheit durch eine Spende für die Tafeln zu beteiligen. Die Konto-Verbindung ist:

Gesellschaft für Christlich – Jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus-Kreis

Taunus Sparkasse, IBAN: DE67 5125 0000 0049 0055 63      BIC: HELADEF1TSK

Stichwort: Gedenken Hofheim

Eine Spendenquittung ist über die CJZ MTK erhältlich.

Ebenso sind alle Bürgerinnen und Bürger zu den Veranstaltungen im November willkommen. Den Veranstaltern war wichtig, dass die Inhalte der Beiträge möglichst einen Bezug zur jeweiligen Stadt oder Gemeinde haben. „Zu dem, was in der Nachbarschaft geschehen ist, können die heutigen Bürgerinnen und Bürger einfacher einen Bezug, eine persönliche Betroffenheit herstellen“, so Schelwies.

 

Die Veranstaltungen sind:

„Arisierung in Frankfurt am Beispiel Villa Kennedy“, Vortrag von Dieter Wesp, Donnerstag, 1. November, 19.30 Uhr, evangelische Limesgemeinde, Ostring 15, Schwalbach.

Gedenkgottesdienst mit einer Dialogpredigt von Pfarrer Andreas Heidrich und Rabbiner Andrew Steiman am Sonntag, 4. November, 10 Uhr, evangelische Kirche, Zum Quellenpark, Bad Soden.

„Jacob ,Manoli‘ Mandelbaum (1859 – 1918) Zigarettenfabrikant-Designpionier-Kaisertreu“, Vortrag / Lesung: Rainer Immensack, Dienstag, 6. November, 19.30 Uhr, katholisches Gemeindehaus, Kapellenstraße 1, Kriftel.

Zentrale Gedenkfeier und Enthüllung der Gedenktafel an der ehemaligen Synagoge, am Türmchen, Tivertonplatz Hofheim, Freitag, 9. November
17.55 Uhr: Glockenläuten katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul und evangelische Johanneskirche;
18 Uhr: Gedenkfeier, Ansprachen von Landrat Cyriax und Bürgermeisterin Stang, Bürgerinnen und Bürger verlesen die Namen der deutschen Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens, die in den Jahren 1933-1945 ihre Heimat und ihr Leben verloren haben, musikalische Begleitung durch Schülerinnen und Schüler der Main-Taunus-Schule unter der Leitung von Oberstudienrat Luzian Lange.
19.30 Uhr: „Die kleine Jüdin – Entdeckte Spuren zum Novemberpogrom vor 80 Jahren“, Vortrag: Jürgen Vits, Gegen Vergessen – für Demokratie e.V. AG Rhein-Main, Stadtmuseum Hofheim, Burgstraße 11.

Gedenkveranstaltung „Zum 80sten Jahrestag des Pogroms in Bad Soden. Wie erging es unseren jüdischen Nachbarn?“, unter Mitwirkung der Mendelssohn-Bartholdy-Schule, Sulzbach, und der Heinrich-von-Kleist-Schule, Eschborn, am Samstag, 10. November, 16.30 Uhr, Badehaus-Foyer, Königsteiner Straße 77, Bad Soden.

Mahnwache vor der Synagoge, Samstag, 10. November, 19 Uhr, Synagogengasse, Flörsheim.

Gedenkveranstaltung „Jede Form von Antisemitismus gefährdet die demokratische Gesellschaft“, SPD Flörsheim in Kooperation mit der CJZ MTK e.V., am Samstag, 10. November, 20 Uhr, Kulturscheine, Rathausplatz 5, Flörsheim.

 „Kelkheim in der Zeit des Nationalsozialismus“, Lesung und Diskussion mit den Autoren, Kooperationsveranstaltung Stadt Kelkheim mit der CJZ MTK e.V., am Mittwoch, 14. November, 19.30 Uhr, Plenarsaal im Rathaus, Kelkheim.

„Frauen und Männer der Wissenschaft, die Opfer von Rassismus wurden“, Vortrag: Klaus Beeg, WiTechWi-Seniorchemiker, am Donnerstag, 15. November, 19.30 Uhr, evangelische Limesgemeinde, Ostring 15, Schwalbach.

„Wir sind Juden aus Breslau – Überlebende Jugendliche und ihre Schicksale nach 1933“, Dokumentarfilm von Karin Kaper und Dirk Szuszies, Einführung und Diskussion mit der Regisseurin Karin Kaper (Berlin), am Samstag, 17. November, 18 Uhr, Movies-Kino, Chinon Center Hofheim.

„Jüdisches Leben in Lublin – Straßenfotografien der 1930er Jahre“, beeindruckende Fotos des polnischen Fotografen Stefan Kielsznia aus Lublin vor dem Holocaust, ergänzt durch Fotos aus Lublin von heute, Eröffnung der Fotoausstellung am Sonntag, 18. November, 11 Uhr, Rathaus, Chinonplatz 2, Hofheim. Die Ausstellung ist zu sehen: Montag bis Freitag 9 bis 12 Uhr, Dienstag 16 bis 18 Uhr. Finissage am Mittwoch, 5. Dezember, 18.30 Uhr, Klezmermusik mit „Klarissimo“. Veranstalter: Förderkreis Hofheimer Städtepartnerschaften e.V., Ak Städtepartnerschaft Olkusz-Schwalbach und der CJZ MTK e.V.

„Rettet wenigstens die Kinder“ – Kindertransporte 1938 bis 1940, Vortrag / Lesung: Angelika Rieber, GCJZ Hochtaunus, am Montag, 26. November, 19.30 Uhr, evangelische Limesgemeinde, Ostring 15, Schwalbach.

Weitere Veranstaltungen sind in Vorbereitung.