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Letzte Aktualisierung: 23.04.2024

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500 Jahre christlich-äthiopische Kunst– und Kulturgeschichte

Sammlung in neuer Aufmachung im Ikonenmuseum

von Karl-Heinz Stier

(07.06.2023) Nachdem im März 2021 die Dauerausstellung des Museums in völlig neuer Ausstellungsarchitektur und mit neuer inhaltlicher Konzeption wiedereröffnet wurde, folgt nun die äthiopische Sammlung.

Bildergalerie
Erläuterungen gaben Prof. Matthias Wagner K und Kuratorin Dr. Konstanze Runge
Foto: Karl-Heinz Stier
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Äthiopisches Tryptychon: Gottesmutter mit Kind und Dreifaltigkeit. Heiliger Georg linke Tafel – Rechte Tafel: Himmelfahrt und Kreuzigung. Erstes Drittel im 18. JH
Foto: Karl-Heinz Stier
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Die  Ausstellung zum äthiopisch-orthodoxen Christentum zeichnet sich maßgeblich durch die Vielfalt der gezeigten Aethiopica und die Einzigartigkeit ihrer Präsentation aus. 500 Jahre christlich-äthiopischer Kunst- und Kulturgeschichte lassen sich hier beispielhaft entdecken. Neben sechzehn groß- und kleinformatigen Ikonen erwartet die Besucher eine große Vielfalt an Hals-, Hand- und Prozessionskreuzen in verschiedensten Formen und Materialien sowie acht Manuskripte aus Pergament und einige Objekte des liturgischen Lebens, zu denen Rasseln, Wasserkannen und Ohrlöffel gehören.

„Mit der äthiopischen Sammlung im Ikonenmuseum kann eine für den deutschen Museumsraum einzigartige Sammlung gezeigt werden, die dem orthodoxen Christentum der äthiopischen und eritreischen Christen gewidmet ist. Dies ist für unsere Stadt Frankfurt als einem vorbildhaften Ort gelebter Diversität von herausragender Bedeutung. Es ist zugleich bedeutsam für das Ikonenmuseum als einem neugestalteten Ort, an dem Frankfurter und Gäste unserer Stadt mit verschiedenen Hintergründen orthodoxen Bildwerken nicht nur aus Russland und Griechenland, sondern ab heute auch aus Äthiopien begegnen und darüber in Austausch und Gespräch miteinander kommen können“,  ließ die Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main, Dr. Ina Hartwig verkünden.

Prof. Matthias Wagner K, Direktor des Museum Angewandte Kunst, dem das Ikonenmuseum als eine Abteilung angehört, betont die besondere Entstehungsgeschichte der  äthiopischen Sammlung: „Die äthiopische Sammlung basiert auf einer einzigartigen Dauerleihgabe, die seit 2007 in Frankfurt im Ikonenmuseum beheimatet ist und sich davor in Sankt Augustin im Haus der Völker und Kulturen befand. Die jetzige Neupräsentation bringt die bedeutenden Sammlungsstücke endlich zur Geltung.“

Konzipiert und kuratiert wurde die neue Präsentation der äthiopischen Sammlung von Dr. Konstanze Runge (leitende Kuratorin und Kustodin des Ikonenmuseums) und Simone Seyboldt (wissenschaftliche und kuratorische Mitarbeiterin im Ikonenmuseum), die die Sammlung bereits 2017 einmal inhaltlich überarbeitet und sich auf die Kunst und materielle Kultur des äthiopisch-orthodoxen Christentums spezialisiert hat: „Wir sind sehr froh, dass die äthiopische Sammlung im Ikonenmuseum einen dauerhaften Standort gefunden hat, an dem die reiche Kulturgeschichte der äthiopisch-eritreischen Christen würdevoll repräsentiert und präsentiert werden kann.“

Die Besonderheit der Sammlung liegt darin, dass die knapp 140 äthiopischen Objekte eine große stilistische Bandbreite aufzeigen, anhand derer sich ikonographische Entwicklungen und Vorlieben in Nordäthiopien vom 15. bis in das frühe 20. Jahrhundert hinein anschaulich nachvollziehen lassen. Alle Objekte wurden vor 1974 in Addis Abeba auf dem dortigen Mercato erworben.

„Zeitgenössische Fotografien der Festkultur äthiopischer Christen in Äthiopien verdeutlichen, dass die Mehrheit der gezeigten Objekte auch heute noch genutzt wird und eine unersetzliche Rolle im religiösen Alltag spielt, der auch in Frankfurt als einer Stadt mit einer bedeutenden äthiopischen und eritreischen Bevölkerung gelebt wird“, ergänzt Dr. Konstanze Runge. Die Religionswissenschaftlerin und Ethnologin hatte sich im Rahmen eines mehrmonatigen Forschungsaufenthaltes in Äthiopien 2008/09 mit dem Zusammenleben von äthiopisch-orthodoxen und protestantischen Christen sowie Muslimen in Westäthiopien befasst.

Ikonenmuseum, Brückenstraße 3, Frankfurt/M. Informationen: T (069)21232828/75339/73243; T  (069)21236263 F: (069)21230703

Öffnungszeiten: Mi 12-20 Uhr, DO und FR 12-17 Uhr, SA und SO 10-17 Uhr.

Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro         stadt-frankfurt.de