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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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50 Jahre Anna-Freud-Institut und 20 Jahre Frankfurter Babyambulanz

von Ilse Romahn

(23.09.2022) Das Anna-Freud-Institut begeht in diesen Tagen ein zweifaches Jubiläum: Das 1972 in Gedenken an die Mitbegründerin der Kinderanalyse und Tochter von Sigmund Freud gegründete Institut feiert sein 50-jähriges Bestehen; die zugehörige Babyambulanz besteht seit nunmehr 20 Jahren.

„Diese doppelte Erfolgsgeschichte zeigt, welchen Stellenwert und welches Ansehen die Psychoanalyse in dieser Stadt genießt. Dafür möchte ich allen Beteiligten danken und meine Anerkennung für die geleistete Arbeit aussprechen“, gratuliert Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig.

Sie führt weiter aus: „Die Psychoanalyse ist unersetzlich gleichermaßen für unser Verständnis von Gesellschaft und Kultur. Denn gerade bei den aktuellen Herausforderungen ist offenkundig, dass psychische Leiden immer auch eine soziale Dimension haben, beispielsweise, wenn wir uns mit der Frage beschäftigen, welche Folgen die Corona-Pandemie auf die Psyche von jungen Menschen hat oder welche Traumata etwa Flucht- und Gewalterfahrung bei Kindern und Jugendlichen hervorrufen.“ Das Anna-Freud-Institut wurde von Psychoanalytikern, Psychotherapeuten, Juristen und Kinderpsychotherapeuten aus dem Bedürfnis heraus gegründet, dem großen Bedarf an psychotherapeutischer Versorgung von Kindern und Jugendlichen nachzukommen.

Unter dem Titel „Zeit allein heilt keine Wunden“ erschien vor 1980 die erste Veröffentlichung des Instituts, um mit dieser Verharmlosung aufzuräumen und die Arbeitsweise öffentlich vorzustellen. Seitdem beschäftigen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intensiv mit der Ausbildung von analytischen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten und in diesem Rahmen mit der psychoanalytischen Therapie von Kindern und Jugendlichen, deren Eltern und später mit der Säuglings-Kleinkind-Eltern-Therapie. Dafür stehen die Ambulanzen zur Verfügung, die fundierte psychoanalytische Diagnostik anbieten und Therapien vermitteln. Zudem bestehen Kooperationen mit Forschungsprojekten des Sigmund-Freud-Instituts, wie beispielsweise dem Starthilfeprojekt, das psychoanalytisch orientierte Präventionsmaßnahmen in Frankfurter Kindergärten in sozialen Brennpunkten durchführt oder dem Projekt „Erste Schritte“ und „Jasmin“, ein Integrationsprojekt für Kleinkinder mit Migrationshintergrund.
 
Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Hartwig betont: „Es braucht Zeit und Geduld, um einen Patienten zu verstehen und ihn zu begleiten, seine Leiden zu bearbeiten. Dass psychische Leiden und Erkrankungen weniger häufig stigmatisiert und verleugnet werden, als es noch vor einigen Jahren der Fall war, ist sicherlich ein Fortschritt. Im selben Umfang müssen aber auch Hilfsangebote ausgebaut werden und sich den Herausforderungen der Gegenwart anpassen. Umso wichtiger und bedeutsamer ist die Arbeit, die das Anna-Freud-Institut seit nunmehr einem halben Jahrhundert leistet.“ (ffm)