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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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40 Jahre Alte Oper Frankfurt

von AO

(11.08.2021) Ein Rückblick auf die Geschichte der Alten Oper als Konzert- und Kongresshaus anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Alten Oper am 28. August 2021.

Einweihung der Alten Oper: Oberbürgermeister Walter Wallmann, Bundespräsident Karl Carstens und Ministerpräsident Holger Börner auf den Stufen vor dem Eingang zur Alten Oper
Foto: isgffm Tadeusz Dabrowski
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Außen Klassizismus, im Inneren 80er Jahre: Bereits das Gebäude der Alten Oper Frankfurt gibt Aufschluss über die Wiedergeburt dieser zentralen Institution im Frankfurter Kulturleben. Denn zur Geschichte des Hauses zählt seine Glanzzeit als Opernhaus von 1880 bis zur Zerstörung des gesamten Innenbereichs durch einen Luftangriff im Januar 1944 ebenso wie ihr zweites Leben: Am 28. August 1981, vor genau 40 Jahren, wurde sie als Konzert und Kongresszentrum wiedereröffnet und zieht seitdem ein breites Publikum nicht nur aus der Stadt und der Region an.

„Die Geschichte der Neubelebung der Alten Oper ist ein wunderbares Exempel dafür, was das Engagement der Menschen der Stadt bewirken kann“, sagt Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Alten Oper. Denn es hatte etliche Jahrzehnte gedauert, bis aus „Deutschlands schönster Ruine“ wieder ein Ort kultureller und gesellschaftlicher Begegnungen wurde, bis von den ersten Spendenaufrufen unter dem Motto
„Rettet das Opernhaus“ über das starke Engagement der Frankfurter Bürgerschaft wichtige Grundlagen geschaffen wurden. Bis die  tadtverordnetenversammlung Architekten mit der Planung beauftragte. Und bis der Frankfurter Magistrat 1976 grünes Licht für den Wiederaufbau gab und im April 1977 die Bauarbeiten beginnen konnten.

„Nicht zuletzt aus dieser Historie resultiert eine besondere Verantwortung, der die Alte Oper bis heute bewusst nachkommt“, so Feldmann. „Nämlich die, ein breites kulturelles Angebot für alle Frankfurter zu schaffen. Im 40. Jahr ihres Bestehens ist die Alte Oper lebendiger denn je – mit einem weit gefächerten Programm, das Jung und Alt anspricht und Kultur auf vielfältige Weise definiert.“

Und Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, ergänzt: „Mit der 40-jährigen, der jüngeren Geschichte des Hauses ist nicht nur eine breite stilistische Vielfalt, sondern auch ein besonderer Qualitätsanspruch verbunden. Die Alte Oper bezieht ihren Ruf als eines der großen Konzerthäuser Deutschlands aus den regelmäßigen Auftritten der internationalen Stars und Orchester, aber auch aus ihrer starken inhaltlich-thematischen Arbeit, die das Programm seit den Anfängen prägt.“

Zauber des Anfangs – 1981 bis 1984
Den ersten Glanzpunkt in der Geschichte der Alten Oper als Konzerthaus setzte die feierliche Eröffnung am 28. August 1981: Nach einem Festakt im Beisein des damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens spielte abends das Frankfurter Opernhaus- und Museumsorchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Michael Gielen die achte Sinfonie von Gustav Mahler, mehrere Frankfurter Chöre waren an der Aufführung der „Sinfonie der Tausend“ beteiligt.

Der damalige Generalmanager der Alten Oper, Ulrich Schwab, erinnert sich an dieses klanggewaltige Eröffnungskonzert: „Nach dem letzten Akkord der 8. Mahler brach ein stürmischer, nicht enden wollender Jubel los, der mir, wenn ich daran denke, noch heute nach 40 Jahren einen Schauer über den Rücken jagt. Es war offenkundig: Die Frankfurter hatten ihr neues Zuhause für große Musik gefunden.“

Bereits die Intendanz von Ulrich Schwab (1981 bis 1984) stand unter dem verbindenden Motto „Ein Haus für alle“. Von der ersten Stunde an prägten internationale Klangkörper und Klassikstars – wie das Chicago Symphony Orchestra, die Wiener Philharmoniker, Daniel Barenboim, Lorin Maazel, Georg Solti, José Carreras, Christa Ludwig, Maurizio Pollini, Elisabeth Schwarzkopf oder Anne-Sophie Mutter – das Programm ebenso wie internationale Künstler und Bands aus dem Jazz- und Rock-, Pop-Bereich, beispielsweise Peter Gabriel, Chick Corea, Pink Floyd, Peter Alexander, Paul Kuhn. Das Programm umfasste Kammermusik und Orchesterkonzerte ebenso wie Operette, Musical und Varieté, und auch Liedermacher wie Wolf Biermann, Konstantin Wecker oder Herman van Veen waren zu Gast.

Maßstäbe setzte die Alte Oper mit den jährlich zum Saisonauftakt veranstalteten „Frankfurt Festen“: Das von Dieter Rexroth – zunächst als künstlerischer Berater und ab 1984 als künstlerischer Leiter – geprägte Festival legte seinen Akzent auf die zeitgenössische Musik und schärfte damit das Profil des Hauses. In diese ersten Jahre fällt auch die Gründung der „Gesellschaft der Freunde der Alten Oper Frankfurt“, die seit 1984 bis heute – ganz in der Tradition des bürgerschaftlichen Engagements – unzählige Programme der Alten Oper fördert.

Ein Haus mit Strahlkraft – 1985 bis 1996
Unter der Geschäftsführung von Dr. Rudolf Sailer (1985 bis 1996) entwickelte sich die Alte Oper weiter als Konzerthaus mit internationaler Ausstrahlung. Dazu trugen nach wie vor die „Frankfurt Feste“ bei, aber auch mit dem mehrtägigen Gastspiel der Metropolitan Opera New York (u. a. mit Luciano Pavarotti, Waltraud Meier und James Levine) im Mai 1994 sorgte die Alte Oper weit über Frankfurt hinaus für Aufsehen. In Dr. Rudolf Sailers Amtszeit traten neben den renommiertesten Orchestern aus aller Welt zahlreiche Stars aus Klassik und Entertainment auf, darunter Leonard Bernstein, Vladimir Horowitz, Alfred
Brendel, Shirley Bassey, Gilbert Bécaud, Keith Jarrett und Woody Allen mit seiner Jazzband. Auch die Aufführung von Frank Zappas letztem Orchesterwerk „The Yellow Shark“ durch das Ensemble Modern unter der musikalischen Leitung des Komponisten im November 1992 wurde zum Ereignis.

Neuausrichtung – 1996 bis 2012
Mitte der 90er Jahre trafen erhebliche Etatkürzungen die Alte Oper. Sparmaßnahmen, Streichungen aufwändiger Projekte und angepasste Programme waren die Folge in diesen Jahren, zunächst unter der Geschäftsführung von Christopher Hunt (1996 bis 1997) und seit Anfang 1998 unter Michael Hocks, der das Haus aus der Krise führte.

Mit dem „Auftakt“ etablierte er ein neues Festivalformat zu Saisonbeginn. Weitere Höhepunkte setzten in der Amtszeit von Michael Hocks unter anderem ein Zyklus mit Anne-Sophie Mutter und dem London Symphony Orchestra, ein mehrtägiges Gastspiel des Mariinsky-Theaters aus St. Petersburg und das Ensemble Modern Orchestra unter Pierre Boulez. Aber auch zahlreiche Größen aus Jazz und Entertainment folgten der Einladung in die Alte Oper, darunter Keith Jarrett, Paolo Conte und Udo Lindenberg. Musicalproduktionen prägten weiterhin das Programm vor allem zur Weihnachtszeit. Und mit den im Jahr 2000 eingeführten JAZZnights wurde ein neues Format etabliert, das den internationalen Stars der Jazzszene ein Podium gab.

Themen und Schwerpunkte – 2012 bis 2020
Mit dem Amtsantritt als Intendant und Geschäftsführer von Dr. Stephan Pauly (2012 bis 2020) profilierte sich die Alte Oper weiter nicht nur als Auftrittsbühne für sämtliche Stars der Klassik, sondern auch als Zentrum inhaltlich-dramaturgischer Arbeit. Ein neu ins Leben gerufenes rund
zweiwöchiges Musikfest, das den bisherigen „Auftakt“ ablöste, stellte jeweils ein einzelnes Werk in den Mittelpunkt. Schwerpunkte widmeten sich einzelnen Künstlerpersönlichkeiten, aber auch konkreten Themen. Mit innovativen Konzertformaten, Künstlergesprächen und Projekten, die eine aktive Beteiligung des Publikums ermöglichten, erweiterte die Alte Oper ihre Zuhörerschaft. Vernetzungen mit anderen Kulturinstitutionen ermöglichten Projekte, in denen Musik auf Performance, Film, Bildende Kunst, Literatur und Tanz traf. Internationale Beachtung fanden zwei großangelegte Projekte, die eigens für die Alte Oper entstanden: 2016 kuratierte der Architekt Daniel Libeskind unter dem Motto „One Day in Life“ ein zweitägiges Konzertprojekt, das mit 75 Terminen an 18 Orten verbunden war und eine neue Erfahrung nicht nur von Musik, sondern auch der Stadt Frankfurt ermöglichte. Und 2019 fand ein von der
Performancekünstlerin Marina Abramović entwickeltes mehrtägiges Projekt unter dem Titel „Anders hören“ statt, das zentrale Prinzipien der Arbeit der Künstlerin – vor allem die von ihr entwickelte Methode der Fokussierung des Geistes durch vermeintlich simple Übungen, die über eine lange Zeit ausgehalten werden – mit der Rezeption von Musik verknüpfte.

Eine eigene Erfolgsgeschichte schrieb das Musikvermittlungsprogramm PEGASUS für Kinder und Jugendliche, das Dr. Stephan Pauly im Sommer 2012, nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt, ins Leben rief. Mit ihren zahlreichen (und stetig erweiterten) Angeboten für Babys, Konzerten für Kitas, Schulen und Familien sowie Workshops hat die Alte Oper seitdem bereits mehr als 240.000 Besucher erreicht.

Unter besonderen Bedingungen – 2020 und heute
Wie alle Konzerthäuser war (und ist) die Alte Oper betroffen von den Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie, die im März 2020 zur Schließung des Hauses führten. Unzählige Konzerte mussten 2020 und 2021 abgesagt oder verschoben werden. In diese Zeit fiel die Ablösung von Dr. Stephan Pauly durch Dr. Markus Fein als neuer Intendant und Geschäftsführer. Die noch von seinem Vorgänger geplante Spielzeit 2020/21 konnte Dr. Markus Fein zumindest im September/Oktober 2020 mit etlichen Konzertterminen beginnen, indem er kurzfristig Programme und Besetzungen anpasste sowie einige Formate gänzlich neu entwickelte. Seine eigene Handschrift tragen wird jedoch erst die Spielzeit 2021/22, die er unter den besonderen Herausforderungen der Pandemie zu konzipieren hatte. Eine der Leitideen seiner programplanerischen Arbeit ist eine stärkere Verknüpfung mit der Stadt Frankfurt, die sich unter anderem in einem neuen Festival zu Beginn der Spielzeit widerspiegelt – „Fratopia“ verbindet die Beschäftigung mit der Stadt mit der Entwicklung von Zukunftsszenarien, die auch den Konzertbetrieb betreffen. Eine weitere Neuerung ist die Ausweitung des Musikvermittlungsprogramms auf Angebote für Erwachsene unter dem Titel „Alte Oper Campus“. Gleichwohl wird auch unter der neuen Intendanz fortgeführt, was die Geschichte der Alten Oper in den vergangenen 40 Jahren geprägt hat. So zählt zu den Konstanten die Fortsetzung nicht nur von beliebten Konzertformaten und Engagements hochkarätiger Künstler, sondern auch die der Zusammenarbeit mit den langjährigen Partnern und Mietern. Deren Angebote tragen schließlich seit vielen Jahren in erheblichem Maße zur Programmvielfalt des Hauses bei.

Dr. Markus Fein blickt allen Unbillen der vergangenen Monate zum Trotz zuversichtlich in die Zukunft: „Mit unserer Jubiläumsfeier am 28. August läuten wir eine Spielzeit ein, die all das bereithält, was wir schmerzlich vermisst haben – Konzerte in kleiner und in großer Besetzung, unmittelbare Hörerlebnisse, vor allem aber Nähe und Gemeinschaft. Zugleich haben wir etliche neue Formate und Angebote entwickelt, die vielleicht nicht nur unser Stammpublikum ansprechen, sondern auch neue Hörerschaften erreichen. Ich freue mich jedenfalls sehr darauf, gemeinsam mit dem Team, mit großartigen Musikern und Orchestern und mit unserem Publikum die Erfolgsgeschichte des Hauses weiterzuschreiben.“

Raum nicht nur für Musik: Die Alte Oper als Kongresszentrum
Seit ihrer Wiedereröffnung im Jahr 1981 hat die Alte Oper neben dem Konzertbetrieb ein zweites wichtiges Standbein: Als Kongresszentrum mit etwa 50 Veranstaltungen im Jahr genießt sie einen hervorragenden Ruf weit über das Rhein-Main-Gebiet hinaus. Unternehmen und Event-Agenturen wissen das historische Ambiente des Hauses ebenso wie seine hochmodernen technischen Möglichkeiten zu schätzen und veranstalten hier internationale Kongresse und Tagungen, Pressekonferenzen, Bälle, Gala-Abende, Firmenjubiläen oder Empfänge. Glanzpunkte setzten in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten unter anderem der Opernball (bis 2012), der alljährlich stattfindende Deutsche Sportpresseball, der European Banking Congress und die Verleihung des Hessischen Film- und Kinopreises. Nationale Aufmerksamkeit erregten 2008 die Jubiläumsveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen der Europäischen Zentralbank, an der die Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnahm, sowie der ebenfalls von viel Politprominenz besuchte Festakt zum 25. Tag der Deutschen Einheit im Jahr 2015.

http://www.alteoper.de/