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Letzte Aktualisierung: 17.04.2024

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150 Jahre Postkarten: Briefzentrum Mainz - regionaler Hotspot für Urlaubsgrüße

Schreibwettbewerb & Ausstellung zum Jubiläum

von Ilse Romahn

(29.06.2020) Ein Kulturgut wird 150! Am 1. Juli 1870, begann die Ära der Postkarte in Deutschland, damals noch „Correspondenzkarte“ genannt.

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Trotz Social Media & Co. wurden im Jahr 2019 deutschlandweit rund 147 Millionen Postkarten befördert. Sämtliche Urlaubspostkarten für Empfänger in der Postleitzahlregion „55“ werden im Mainzer Briefzentrum der Deutschen Post bearbeitet.
Foto: Deutsche Post DHL
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Bunte Farbtupfer im Briefstrom“
Foto: Deutsche Post DHL
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Eingeführt vom Postreformer Heinrich von Stephan, landen seitdem die schönsten Motive vom Urlaubsort mit lieben Grüßen auf der Rückseite in den Briefkästen der Menschen in Deutschland. Wichtige Zwischenstationen auf der Reise der bunten Kärtchen vom Urlaubsdomizil zum Empfänger: die regionalen Briefzentren der Deutschen Post. 

Egal, ob aus Honolulu, Paris oder Castrop-Rauxel: Urlaubsgrüße aus aller Herren Länder, die für Empfänger in der Postleitzahlregion „55“ - alle Orte, deren Postleitzahl mit diesen Zahlen beginnen - vorgesehen sind, machen alle erst einmal Zwischenstation im Briefzentrum in Mainz. Und auch Urlaubspostkarten, die aus Alzey, Bad Kreuznach oder Weisenau in umgekehrter Richtung an Empfänger rund um den Globus gehen, landen zunächst im Hechtsheimer Gewerbegebiet. Dort bearbeiten 350 Postmitarbeiter jeden Tag bis zu 1,4 Millionen Briefsendungen: Darunter in den Sommermonaten jede Menge Postkarten aus aller Welt und in alle Welt. 

In Zeiten von Corona werden aber auch im Mainzer Briefzentrum vermutlich weniger Urlaubspostkarten aus dem Ausland, aber dafür tendenziell mehr Urlaubsgrüße aus dem Inland und in das Ausland landen. Für 2020 erwartet die Deutsche Post jedenfalls einen Rückgang der Ansichtskarten aus dem Urlaub, da Corona-bedingt weniger Reisen ins Ausland stattfinden können. Wie die Bilanz am Jahresende tatsächlich aussehen wird, muss man allerdings abwarten. 

Totgesagte leben länger
Völlig unabhängig von Corona macht die digitale Substitution durch WhatsApp & Co. auch vor Postkarten nicht Halt und sorgt für einen kontinuierlichen Rückgang. Trotzdem beförderte die Deutsche Post im Jahr 2019 bundesweit rund 147 Millionen Postkarten. „Das zeigt, dass die Postkarte sowohl für unsere Kunden als auch für unser Unternehmen nach wie vor einen hohen Stellenwert hat. Digitale Grüße sind nun mal flüchtig, aber Urlaubsgrüße per Post bleiben in Erinnerung und werden sogar häufig aufbewahrt. Das ist für viele Menschen offenbar immer noch ein unschlagbarer Vorteil“, sagt Jörg Bahls, Leiter der Postniederlassung Saarbrücken, zu der auch das Mainzer Briefzentrum organisatorisch gehört. „Gerade in Zeiten von Corona entdecken übrigens viele unserer privaten Kunden, aber auch karitative und kirchliche Einrichtungen die Postkarte und den Brief als Kommunikationsmedien neu. Damit können sie ihre jeweiligen Empfänger gut erreichen und ihnen eine sehr persönliche Freude machen“, so Bahls. Kurz, die Postkarte als bekannt günstige Mitteilungsform für die Bevölkerung lebt: deutschlandweit und auch in Mainz! 

„Bunte Farbtupfer im Briefstrom“
„Der Großteil der täglichen Briefsendungen ist Geschäftspost, in klassischen weißen Umschlägen. Deshalb fallen die bunten Farbtupfer im Briefstrom natürlich besonders auf“, erklärt Jörg Bahls. Mal bunt und exotisch, mitunter schrill und grell, aber in der Mehrzahl doch rechteckig und mit wohlbekannten Motiven: Insbesondere in den klassischen Urlaubsmonaten, also vor allem im Sommer, werden besonders viele Postkarten versandt. Urlaubszeit bleibt Postkartenzeit. Einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom aus dem letzten Jahr zufolge schreibt mehr als jede(r) Zweite (55 Prozent) im Urlaub eine Postkarte oder einen Brief an die Daheimgebliebenen. Ob Ballermann-Schnappschuss oder Namibia-Safari - manchmal sollen die Urlaubseindrücke offenbar so plastisch wie möglich übermittelt werden. Aus Portugal und Sardinien kommen besonders häufig Karten aus Kork. Auch der klassische Bierdeckel ist nicht totzukriegen, und aus den Mittelmeerländern grüßen Muschelmotive. Selbst die traditionelle Flaschenpost gibt es noch, allerdings als verschweißte Plastikflaschen mit Adressaufklebern versehen. Wenig überraschend, kommen die bunten Kärtchen hauptsächlich aus den Top-Urlaubsländern der Deutschen: nach eigenen Erhebungen der Deutschen Post kommen die meisten aus Italien, gefolgt von Frankreich, Österreich, Spanien und der Türkei. 

Schreib- und Kreativwettbewerb für Kinder und Jugendliche
Anlässlich des 150. Jubiläums der Postkarte in Deutschland veranstaltet die Deutsche Post einen Schreib- und Kreativwettbewerb für Kinder und Jugendliche. Alle Schülerinnen und Schüler  sind herzlich eingeladen, ihre Postkartenideen und –entwürfe zum Motto „Grenzenlos – Postkartengrüße in Corona-Zeiten“ ab dem 1. Juli 2020 bei der Deutschen Post einzusenden und am Wettbewerb teilzunehmen. Einsendeschluss ist der 15. August 2020. Der Wettbewerb ist Teil des Angebots „Post und Schule“, mit dem die Deutsche Post Schüler und Lehrer mit einer Vielzahl an Materialien für Grundschulen, weiterführende Schulen und Berufsschulen unterstützt. Gemeinsam mit der Stiftung Lesen setzt sich das Unternehmen zudem für die Lese- und Sprachkompetenz von Schülerinnen und Schülern ein und unterstützt jedes Jahr die Aktion „Ich schenk dir eine Geschichte“ im Rahmen des Welttags des Buches.

Weitere Informationen zum Schreib- und Kreativwettbewerb unter: https://www.deutschepost.de/de/p/post-und-schule/wettbewerb.html. 

Ausstellung zu 150 Jahre Postkarte im Museum für Kommunikation Berlin
Wer sich darüber hinaus noch mehr für die Postkarte interessiert, für den bietet das Museum für Kommunikation Berlin eine virtuelle Ausstellung mit dem Namen „Mehr als Worte. 150 Jahre Postkartengrüße“ (www.ausstellung-postkarte.de). Hier erhalten Interessierte Einblicke in die abwechslungsreiche Geschichte der Postkarte − von ihren Anfängen als Correspondenz- und Feldpostkarte über die Entwicklung zur Ansichts- und Bildpostkarte bis hin zu digitalen Versionen des beliebten Klassikers. In der Schatzkammer des Museums ist zudem die erste geschriebene Postkarte der Welt zu sehen, die am 1. Oktober 1869 – also noch vor der allgemeinen Einführung der Correspondenzkarte - von Perg bei Linz nach Kirchdorf versandt wurde und der Abstimmung eines Besuchs im Bekanntenkreis diente.