Letzte Aktualisierung: 03.12.2024
15 Prozent mehr! Fahrermangel führt in der Metropolregion Frankfurt zu ordentlichen Gehältern
von Bernd Bauschmann
(26.11.2024) Der anhaltende Fahrermangel stellt die Logistikbranche vor schwerwiegende Probleme. Um Lieferengpässe, insbesondere angesichts der anstehenden Weihnachtszeit, zu verhindern, lassen sich Speditionen einiges einfallen.
In der Metropolregion Frankfurt können Berufskraftfahrer beispielsweise mit einem Gehaltsplus von rund 15 Prozent im Vergleich zu 2022 rechnen. Ob das ausreicht, um die Herausforderungen der kommenden Jahre zu meistern, bleibt fraglich, ist aber ein Schritt in die richtige Richtung.
Trotz Gehaltsplus: Freie Stellen nach wie vor auf einem hohen Stand
Es gab einmal Zeiten, in denen Berufskraftfahrer ein Beruf mit hohem Einkommen war, in den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Arbeitsumstände allerdings dramatisch verschlechtert. Und das, obwohl LKW-Fahrer seit der Pandemie als systemrelevant gelten, da sie für die Versorgung von Gesellschaft und Wirtschaft unverzichtbar sind. Systemrelevant und dennoch schlecht bezahlt? Wie passt das zusammen? Die Gründe sind wie sooft vielschichtig, in jedem Fall sind aber der Marktdruck und die zunehmende Konkurrenz sowie der dadurch resultierende Preisdruck auf Speditionen und Logistikdienstleister.
Immerhin zeigen sich erste Verbesserungen, nicht zuletzt durch den Anstieg der Gehälter. Im dritten Quartal 2024 sind die Gehälter für LKW-Fahrer im Vergleich zu 2022 zwar leicht gestiegen – in der Region Frankfurt um rund 15 Prozent, Experten befürchten allerdings, dass das kaum ausreicht, um den Fahrermangel langfristig zu bekämpfen und neue Mitarbeiter zu finden. Wie dringend der Bedarf ist, wird bei einem Blick auf aktuelle Stellenangebote deutlich. Freie Stellen in der Region Frankfurt am Main findet man beispielsweise unter LKW-Fahrer-gesucht.com im Netz.
Rund 15.000 weniger Fahrer pro Jahr
Die nackten Zahlen sind ernüchternd: Aktuell fehlen in Deutschland etwa 100.000 LKW-Fahrer, und die Tendenz geht keinesfalls nach unten. Im Schnitt gehen mehr als 30.000 Fahrer pro Jahr in Rente, während auf der anderen Seite nur rund 15.000 Berufsanfänger jährlich zu verzeichnen sind. Setzt sich diese Entwicklung fort, könnte die Versorgungssicherheit in Deutschland ernsthaft gefährdet werden, denn fehlendes Personal trägt auch maßgeblich dazu bei, dass zunehmend mehr Speditionen und Logistikunternehmen Insolvenz anmelden müssen.
Was passieren kann, konnte man während der Pandemie eindrucksvoll im Vereinigten Königreich beobachten. Bilder von leeren Supermarkt-Regalen und Tankstellen gingen damals um die Welt. Wenn in ein paar Wochen die Weihnachtssaison beginnt, wird sich zeigen, ob die Branche mit dem erhöhten Versandaufkommen umgehen kann, oder ob der Fahrermangel jetzt schon so groß ist, dass es zu Lieferengpässen und Verzögerungen kommt.
Fazit
Fest steht: LKW-Fahrer sind systemrelevant, Lieferengpässe können schwerwiegende Folgen mit sich bringen. Die Erhöhung der Gehälter ist zwar ein wichtiger Schritt zur Beseitigung des Fahrermangels, kann aber alleine nicht ausreichen, um junge Menschen für den Beruf zu begeistern. Angesichts der demografischen Entwicklung ist es dringend erforderlich, dass Politik und Wirtschaft schnell Lösungen erarbeiten, um dieses schon lange bekannte Problem endgültig zu beseitigen, wenn sie einen drohenden Kollaps abwenden wollen.