Letzte Aktualisierung: 03.12.2024
Übung im Nordwestkrankenhaus
von Bernd Bauschmann
(22.11.2024) So begann das Szenario: Nach einem Chemieunfall in Frankfurt werden viele Verletzte auf einmal in das Krankenhaus Nordwest eingeliefert. Sirenen heulen, es folgt Rettungswagen auf Rettungswagen. Die Patientinnen und Patienten sind potenziell kontaminiert, haben schwere Verletzungen und müssen so schnell wie möglich behandelt werden.
Ein Szenario wie dieses, einen sogenannten Massenanfall von Verletzten (MANV), verursacht durch einen Chemieunfall, erlebt das Klinikpersonal des Krankenhauses Nordwest selten. Gleichzeitig kann es jederzeit zu einer C-Lage kommen. Deshalb ist es umso wichtiger, die Abläufe, die eine solche Situation erfordert, zu trainieren. Gemeinsam mit der Stabsstelle Krisenmanagement hat das Krankenhaus Nordwest am Donnerstag, 21. November, einen C-MANV geübt.
„Schadenslagen wie diese sind selten und für das Klinikpersonal sehr stressbeladen. Übungen helfen den Mitarbeitern, Routinen zu entwickeln und mit der Situation sicherer umzugehen. Das dient dem Wohl des Teams und zugleich dem der Patientinnen und Patienten, die auch in einer Krise kompetent versorgt werden“, sagt Dr. Peter Tinnemann, Leiter des Gesundheitsamts Frankfurt am Main. Durch gesetzlich vorgegebene Übungen überprüfen die Frankfurter Krankenhäuser in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt ihre Krankenhaus-Einsatzpläne. Das Gesundheitsamt begleitet und unterstützt die Krankenhäuser dabei, Alarmpläne aufzustellen und diese nach dem jeweiligen Stand von Wissenschaft und Technik fortzuschreiben, zudem überwacht es das Aufstellen dieser Pläne.
Eine C-Lage bringt besondere Herausforderungen für das Klinikpersonal mit sich: Um selbst nicht mit der Chemikalie in Kontakt zu kommen, trägt es Gebläse-Schutzanzüge, die das Arbeiten erschweren. Um eine mögliche Ausbreitung der Kontamination zu verhindern, müssen Dekontaminationsstellen eingerichtet werden. Auch die Behandlung von potenziell kontaminierten Patientinnen und Patienten stellt eine zusätzliche Schwierigkeit dar. Eine C-Lage erfordert darüber hinaus eine enge Zusammenarbeit von Klinik, Branddirektion, Polizei und dem Gesundheitsamt.
„Krankenhaus-Einsatzübungen mit Übungsdarstellern, die die Situation möglichst realistisch mimen, ermöglichen es uns, die Funktionsweise der in unseren Einsatzplänen vorgesehenen Abläufe unter realistischen Bedingungen zu testen“, erklärt Manuel Zelle, Geschäftsführer und Hospitalmeister der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist. „Wir simulieren verschiedene Szenarien, um die rettungsdienstliche Versorgungskette an die jeweiligen Anforderungen und Bedingungen anzupassen“, ergänzt Shabnam Sharifolmolk, die die Übung seitens des Gesundheitsamts organisiert hat. „Bei der heutigen Übung wurden wir vom Deutschen Rote Kreuz mit Rettungstransportwagen und deren Besatzung sowie mit Darstellern unterstützt.“
Qualifizierte Beobachter begleiten und dokumentieren die Übungen, ihre Aufzeichnungen werden anschließend ausgewertet und fließen in den Abschlussbericht für die Klinik ein. „Hier zeigt sich, was gut lief und wo vielleicht noch etwas verbessert werden könnte“, sagt Tinnemann. „Wichtig ist, im Vorfeld der Übung gemeinsam mit der Klinik klare Ziele zu definieren und in enger Abstimmung mit allen Beteiligten zusammenzuarbeiten. Eine solche Übung soll auch Freude machen. So kann sie die Zusammenarbeit im Team und mit den beteiligten Akteuren stärken und zugleich die Effizienz der Notfallmaßnahmen verbessern.“ (ffm)