Letzte Aktualisierung: 08.11.2024
Übersetzung als Hüpfburgen - Vortrag
von Adolf Albus
(25.10.2024) Die Lyrikerin und Übersetzerin Uljana Wolf übernimmt die neu eingerichtete Monika-Schoeller-Dozentur für literarisches Übersetzen.
Übersetzung als Hüpfburgen: Dieses ungewöhnliche Bild erklärt die Schriftstellerin Uljana Wolf folgendermaßen: „Hier geht es darum, lang gepflegte Angewohnheiten der nicht-federnden Welt fallen zu lassen, also etwa um Abwehr des Verlangens, Form und Sprungverhalten zu einer perfekten Performance auszubauen oder umzuschreiben. Ein in die Luft geworfener Körper in einer Hüpfburg sieht wie ein in die Luft geworfener Körper aus. Er kann schön sein, aber bevor er sich allen seinen Möglichkeiten gemäß entfaltet, schubst ihn das Material in eine neue Wurffigur.“
Ihren Vortrag über knuffende Widerstände und surrende Wortkörper, über Synästhesien und Sinnfiguren wird Uljana Wolf im Rahmen der neu eingerichteten Monika-Schoeller-Dozentur für literarisches Übersetzen halten. Im Gedenken an die Verlegerin und Förderin von Literatur und Übersetzung Monika Schoeller richtet das Freie Deutsche Hochstift in Zusammenarbeit mit dem Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik und dem Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft unter dem Novalis-Motto „Am Ende ist alle Poesie Übersetzung“ beginnend im Wintersemester 2024/25 regelmäßig eine Dozentur aus. Die S. Fischer Stiftung ermöglicht es, jedes Jahr einen profilierten Übersetzer oder eine profilierte Übersetzerin nach Frankfurt einzuladen, um in Kooperation mit den Lehrenden der drei Institutionen das Seminar zu leiten.
Im Wintersemester 2024/25 wird Uljana Wolf an zwei Abenden (18.11.2024 und 21.01.2025) mit Vorträgen und Lesungen über die Verflechtung von Dichtkunst und Übersetzung sprechen. Daran anschließend bietet sie jeweils am nächsten Tag (19.11.2024 und 22.01.2025) einen Workshop zum literarischen Übersetzen an (um Anmeldung zu den Workshops wird bis zum 1.11.2024 gebeten). Ein Begleitseminar zur Dozentur wird an der Goethe-Universität von Prof. Dr. Frederike Middelhoff (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft) und Dr. Caroline Sauter (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft) geleitet. Es ist für Studierende regulärer Bestandteil des Studiums, richtet sich aber gleichermaßen an interessierte Gäste.
Uljana Wolf ist eine der erfolgreichsten und gleichzeitig experimentellsten Lyrikerinnen und Übersetzerinnen der Gegenwart. Dass ihre Poetik nicht einfach in der Beschreibungskategorie „übersetzend dichten“ und „dichtend übersetzen “aufgeht, sondern die Sprache(n) eines Gedichts als postmonolinguales Textlabor versteht, lässt sich bis zu ihrem Debütband kochanie ich habe brot gekauft (2005) zurückverfolgen. Schon hier werden die vermeintlichen Grenzbereiche des Polnischen und des Deutschen ebenso hinterfragt und neu ausgelotet wie konventionelle Standorte, Akteure und Impulse des Sprechens. Seither hat sich Uljana Wolf mit einer Vielzahl translingualer Lyrikbände (zuletzt muttertask, 2023) und theoretisch-poetischer Reflexionen (zuletzt Etymologischer Gossip, 2021) hervorgetan, die an den strukturellen Ähnlichkeits- und Fremdheitsbeziehungen insbesondere deutsch- und englischsprachiger Texturen laborieren und die konventionellen Trennlinien zwischen den Sprachen produktiv aufweichen.
Vortrag
Uljana Wolf: „Surrender, Sinn. Von den Aufgaben der Übersetzerin“
18.11.2024, 19.00 Uhr, Freies Deutsches Hochstift, Arkadensaal,
Großer Hirschgraben 23 – 25, 60311 Frankfurt am Main