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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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­"Transatlantic" - Rauminstallation von Caroline Monnet in der Schirn-Rotunde

von Schirn Kunsthalle Frankfurt

(01.03.2021) In ihrer öffentlich zugänglichen Rotunde präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt bis 16. Mai die immersive Videoarbeit Transatlantic (2018, 15 Min.) von Caroline Monnet, welche die 22-tägige Reise der Künstlerin auf einem Frachtschiff von Europa nach Kanada dokumentiert.

Transatlantic, Installationsansicht
Foto: Schirn Kunsthalle Frankfurt / Foto: Norbert Miguletz
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­Vom holländischen Hafen IJmuiden geht die Fahrt über den Atlantischen Ozean nach Montreal und schließlich Cleveland (Ohio). In einer filmischen Montage entfalten die Bilder der Überfahrt, an der Mittelachse gespiegelt, eine eindringliche Sogwirkung. Diese wird von einer tranceartigen Tonspur aus Radiofrequenzen und Morsezeichen noch verstärkt, die in Zusammenarbeit mit dem Klangkünstler Simon Guibord entstanden ist. Im Kontrast dazu steht die Statik der drei Betonkugeln Proximal I, II, III (2018/20), mit denen Monnet ihre Videoarbeit in der Schirn zu einer eindringlichen Installation vereint hat. Die sphärischen Skulpturen verweisen u. a. auf Mondzyklen, welche in der Algonquin-Tradition eine zentrale Rolle spielen. Heute leben in Kanada etwa 8000 Algonquin, die zehn Gemeinschaften (neun davon in Québec, eine in Ontario) angehören. Die Installation beleuchtet auch Auswirkungen der Besiedelung Nordamerikas durch Europäerinnen und Europäer, von Handel und Migration wie auch den traumatischen Erfahrungen der Indigenen Menschen. Der Atlantik verbindet für die Künstlerin Caroline Monnet beide Seiten ihrer Identität, die von ihren Algonquin-Vorfahren in Kanada und ihren französischen in Europa geprägt ist.

Dr. Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, betont: „In unserer frei zugänglichen Rotunde können wir den Frankfurterinnen und Frankfurtern nun wieder eine unmittelbare Kunsterfahrung in der Schirn ermöglichen, das freut mich außerordentlich. Mit Transatlantic zeigt Caroline Monnet eine eindringliche Arbeit, die drängende Fragen der globalen Gesellschaft wie Migration, die Aufarbeitung des kolonialen Erbes und den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur beleuchtet.“ 

„Caroline Monnet hat mit Transatlantic in der Schirn Rotunde eine filmische Arbeit von großer Intensität geschaffen. Die Installation umfängt die Besucherinnen und Besucher und entfaltet durch die kunstvolle Spiegelung der Landschaftsaufnahmen eine hypnotische Sogwirkung. Durch eine enge Verschränkung von Filmbild, Schnitt und Sound wird die Betrachtung zu einer nachgerade körperlichen Erfahrung“, sagt Dr. Martina Weinhart, Kuratorin der Ausstellung.

„Meine Schiffsreise über den Atlantik fügt sich in einen größeren Zusammenhang, als sie für die unglaublich große Zahl von Menschen steht, die Europa auf der Suche nach einer besseren Welt in Nordamerika verlassen haben. Es erfordert Mut, ein Land hinter sich zu lassen und ins Unbekannte aufzubrechen, aber für die Vorfahren meiner Mutter löste die Ankunft der Siedler ein tiefes Trauma aus. Heute noch ist die Reise von Europa nach Nordamerika ein umstrittenes Symbol, was die Sichtweise der Siedler wie auch die der Indigenen Menschen betrifft“, erläutert die Künstlerin Caroline Monnet. 

Die Künstlerin Caroline Monnet (*1985, Ottawa, Ontario) arbeitet in den Medien Skulptur, Installation und Film. Schwerpunkte ihrer künstlerischen Arbeit sind die eigene Identität im Spannungsfeld Indigener und europäischer Wurzeln, weiterbestehende koloniale Dynamiken zwischen Europa und Nordamerika sowie die Repräsentation Indigener Menschen und Kulturen in der heutigen Gesellschaft. Als Filmemacherin debütierte Caroline Monnet 2009 auf dem Toronto International Film Festival. Seitdem hat sie ihre Arbeiten u. a. im Palais de Tokyo in Paris, dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin, auf dem Sundance Film Festival in Utah und in der National Gallery of Canada in Ottawa gezeigt. 2016 wurde sie für das renommierte Pariser Residenzprogramm der Cinéfondation ausgewählt.

In der parallelen Ausstellung „Magnetic North. Mythos Kanada in der Malerei 1910–1940“ (bis 16. Mai 2021) präsentiert die Schirn mit Mobilize (2015) eine weitere Arbeit von Caroline Monnet.

In der Rotunde der Schirn wurden bereits zeitgenössische Positionen u. a. von Karla Black (2019), Maria Loboda, Neϊl Beloufa (2018), Philipp Fürhofer, Lena Henke (2017), Rosa Barba, Peter Halley (2016), Heather Phillipson, Alicja Kwade (2015), Andreas Schulze (2014), Yoko Ono (2013), Bettina Pousttchi (2012), Barbara Kruger (2010), Eva Grubinger (2007), Jan De Cock (2005), Ayşe Erkmen und Olafur Eliasson (2004) präsentiert.

­www.schirn.de

 

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