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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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"House of Europe. Europäische Zeugnisse in der Deutschen Nationalbibliothek“

Publikation der Deutschen Nationalbibliothek zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft

von Ilse Romahn

(01.07.2020) Anlässlich der am 1. Juli 2020 beginnenden deutschen EU-Ratspräsidentschaft veröffentlicht die Deutsche Nationalbibliothek eine Publikation, die den zahllosen Spuren nachgeht, welche Europa in den Sammlungen der zentralen Archivbibliothek Deutschlands hinterlassen hat.

`House of Europe`
Foto: www.dnb.de
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Unter dem Titel „House of Europe. Europäische Zeugnisse in der Deutschen Nationalbibliothek“ erweist das schriftliche und musikalische Gedächtnis der Nation dem Kontinent seine Reverenz und dokumentiert, dass deutsche Kultur immer schon eine europäische war: Von Karl dem Großen über Karel Gott bis hin zur Kulinarik profitiert Deutschland seit jeher vom kulturellen Austausch, wie Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, in ihrem Geleitwort hervorhebt. Nicht von ungefähr spielt das Thema Europa auch im Koalitionsvertrag eine große Rolle.

Als „Fischzug“ durch die 40 Millionen Medieneinheiten der Deutschen Nationalbibliothek konzipiert, versammelt das Buch 183 Bildmotive: ein Bild für jeden Tag der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Ganz unterschiedliche europäische Themen werden dabei sichtbar: Reisen und Grenzen, Nachbarschaft, Mythos und Macht, aber auch Krieg und Frieden. Dabei zeigt das bilderreiche Buch, dass die Bibliothek – neben dem Zugang über bibliografische Daten und Normdaten – auch einen optischen-erzählerischen Zugang zu ihren Beständen schaffen kann.

Ergänzt wird der mit Geschichten verwobene europäische Bilderkosmos durch kurze Essays von Aleida Assmann, Alberto Manguel, Yasmine Ouirhane, Simon Strauß und anderen, die überraschende, bisweilen auch sehr persönliche Einblicke in die Geschichte und Gegenwart des Kontinents werfen. 

Ziel des Buches ist es, den europäischen Charakter und grenzüberschreitenden Horizont des nationalen Gedächtnisses in den Blick zu rücken. „Denn“, so Frank Scholze, Generaldirektor der Deutschen Nationalbibliothek, „unsere Bestände beschränken sich mit ihrem Anspruch auf Vollständigkeit und Wertfreiheit mitnichten auf eine nationale Nabelschau, sondern erweisen sich bei näherer Betrachtung als eine durch und durch europäische Sammlung.“ 

Europa wird in diesem Kontext nicht nur als geografischer Raum oder wirtschaftspolitische Konstellation verstanden, sondern auch als Vision einer Wertegemeinschaft: als „eine Idee“, so die Herausgeberin, Stephanie Jacobs, „die im gesellschaftlichen Diskurs heute mehr denn je auch als eine kulturpolitische Mission aufgefasst werden kann – ganz im Sinne der etymologischen Bedeutung des Wortes „Europa“ als die Weit-Sichtige. Der Blick auf Geschichte und Gegenwart des Kontinents macht Mut, gemeinsam an der Zukunft unseres Kontinents zu arbeiten.“ Und Wagemut ist – und war immer schon – erforderlich: von der Waghalsigkeit des Stieres beim Raub der Europa, dem antiken Gründungsmythos des Kontinents, bis hin zur heutigen Herausforderung, sich trotz zunehmenden Widerstands aktiv zum supranationalen Zusammenhalt zu bekennen. Und beide – Mythos und Herausforderung – blicken uns vom Cover des Buches aus entgegen. 

Mit der Publikation „House of Europe“ startet die DNB in die zweite Hälfte dieses ereignisreichen Jahres. Im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft plant die Deutsche Nationalbibliothek eine ganze Reihe von Aktivitäten, viele in digitalen Formaten. Dazu werden virtuelle Tagungen und eine Ausstellung gehören. Den Auftakt machte im Frühjahr die Filmserie „EUROPA lesen“: Schauspielerinnen und Schauspieler lesen in den leeren Lesesälen der DNB in Leipzig und Frankfurt am Main Texte zu Europa. (www.dnb.de/europalesen)

 

House of Europe. Europäische Zeugnisse in der Deutschen Nationalbibliothek Herausgegeben im Auftrag der Deutschen Nationalbibliothek von Stephanie Jacobs
Gestaltung: Torsten Köchlin, Joana Katte
320 Seiten, 183 Abbildungen
Hatje Cantz Verlag, Berlin, 2020 ISBN 978­3­7757­4745­5
Erscheinungstermin 1. Juli 2020
zu bestellen über publikationen@dnb.de