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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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„Stets belastbare Zahlen geliefert“

DIVI bescheinigt Kliniken korrekte Meldedaten in der Pandemie

von Nina Meckel

(15.06.2021)  Ein zitiertes Schreiben aus dem Robert-Koch-Institut (RKI) im noch unveröffentlichten Bericht des Bundesrechnungshofes sorgt für Aufregung und gibt Anlass für Spekulationen. Die gemeldeten freien Intensivbetten im DIVI-Intensivregister könnten durch die meldenden Kliniken künstlich reduziert worden sein, um Freihaltepauschalen zu kassieren, so der Vorwurf. Die Daten seien daher wissentlich nicht mehr für eine Bewertung der Situation geeignet gewesen.

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI) betont deshalb nochmals ausdrücklich: „Das DIVI-Intensivregister und die hierin abgefragten Daten aller Intensivstationen mit Akutversorgung in Deutschland, rund 1.330 an der Zahl, sind und waren zu jeder Zeit belastbar – zur Bewertung der Pandemie und der Lage auf den Intensivstationen.“

„Als wissenschaftliche Fachgesellschaft und als Mediziner stützen wir unsere Aussagen und unsere Meinungen nicht auf einzelne Daten, wie auch nicht auf eine einzige Quelle. Selbstverständlich gleichen wir Meldungen im DIVI-Intensivregister mit anderen Daten und weiteren Experten ab. Die DIVI hat keinen Hinweis darauf, dass eine bewusste Falschmeldung der Krankenhäuser erfolgt ist. Wir weisen den Verdacht entschieden zurück, Kliniken würden sich im großen Stil durch bewusste Falschmeldungen bereichern“, erklärt die DIVI in einer Pressemitteilung.

Zahlen decken sich mit anderen Systemen wie z.B. IVENA

So seien neben dem benannten Indikator der „freien betreibbaren Betten“ zahlreiche weitere im DIVI-Intensivregister selbst erfasst (freie Beatmungskapazitäten, freie ECMO-Kapazitäten, Bewertung der Situation nach Ampel-Prinzip). In der Zusammenschau ergebe sich so ein eindeutiges und umfassendes Bild der Lage. „Als aktive, am Patientenbett arbeitende Intensivmediziner hat sich dieses Bild mit unserer und der Wahrnehmung zahlreicher Kollegen gedeckt. Die Intensivstationen waren voll, teilweise überlastet, die Zahl der schwerkranken COVID-Patienten stieg steil an, Patienten mussten überregional verlegt werden“, erklärt die DIVI.

Und weiter: „Unsere Realitätsberichte wiederum wurden in operativen Steuerungsgruppen des RKIs gemeinsam mit Bund und Ländern abgeglichen und bestätigt. So deckten sich die Zahlen aus dem Intensivregister stets mit Daten aus weiteren Surveillance-Systemen (z.B. mit IVENA). Entsprechend kann durch diese zahlreichen Mechanismen und Kontrollinstanzen kein Betrug mit Intensivbetten im großen Stil stattgefunden haben. Die Lage war ernst. Maßnahmen wie der Lockdown haben ein weiteres Ansteigen der COVID-19-Patienten verhindert.“

Präzise Daten ermöglichten präzise Vorhersagen

„Aufgrund der präzisen Daten des DIVI-Intensivregisters konnten wir präzise Prognosen erstellen, die sich sehr genau bewahrheitet haben“, heißt es weiter.
„Durch entsprechende politische Maßnahmen, auch mit Blick auf dieses Modell, stehen wir heute im internationalen Vergleich der Pandemiebewältigung gut da. Jetzt wieder zu behaupten, die Lage sei viel zu dramatisch dargestellt worden, erzeugt große Betroffenheit und ist eine Beleidigung der Ärzte und Pflegekräfte, die unter Einsatz des eigenen Lebens viele Monate im Ausnahmezustand gearbeitet und zahlreiche Menschen zurück ins Leben geholt haben. Was wir erleben, ist eine absolut historische Höchstbelastung der Intensivmedizin in Deutschland wie auch weltweit.“

Die meisten COVID-19-Erkrankungen sind vermeidbar

„Als Intensivmediziner ist es uns deshalb wichtig zu betonen: Die meisten COVID-19-Erkrankungen sind – im Gegensatz zu allen anderen Erkrankungen von Intensivpatienten – vermeidbar! Die Korrelation hoher Inzidenzen und zahlreicher schwer erkrankter Patienten und Toten war und ist absolut vorhersehbar“, betont die DIVI. „Deshalb war es unsere Pflicht als Intensivmediziner, als Fachgesellschaft, uns dafür stark zu machen, dieses Leid zu verhindern. Hätten wir dies nicht getan, hätten wir als Intensivmediziner versagt. Die Bewertung der Lage deckte sich auch hier immer mit den Zahlen des DIVI-Intensivregisters.“

Transparente Darstellung von Klinikdaten

Die aktuelle Diskussion zeige aber, dass sich die Datenlage der einzelnen Kliniken deutlich verbessern müsse: „Wir brauchen noch mehr Transparenz!“ Die DIVI fordert deshalb eine bessere Digitalisierung der Krankenhäuser inklusive Real-Time-Datenerfassung. Somit könne auch von vornherein jeglicher Verdacht eines Missbrauches ausgeschlossen werden.

Über die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI)

Die 1977 gegründete Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 3.500 persönlichen Mitgliedern und 19 Fachgesellschaften aus Anästhesiologie, Chirurgie, Innerer Medizin, Kinder- und Jugendmedizin sowie Neurologie und Neurochirurgie. Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus.

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne der Gemeinnützigkeitsverordnung vom 24.12.1953 und ist damit ein nicht-wirtschaftlicher Verein gemäß § 21 ff BGB.

Mehr über die DIVI im Internet: www.divi.de